Die Ausgangssituation: Laut Arbeiterkammer liegen die Preise in Österreich zehn Prozent über dem Schnitt von Deutschland. Diesen Vorwurf lässt die Wirtschaftskammer so nicht gelten. "Wir bestreiten keine Preisunterschiede, natürlich gibt es diese", sagt Handelsobfrau Bettina Lorentschitsch im Gespräch mit den "Salzburger Nachrichten". Es spielten jedoch verschiedene Faktoren zusammen, die den Preisunterschied hervorrufen würden. So seien in Österreich die Lohnnebenkosten sowie die Mautkosten deutlich höher. Die Kostenstruktur sei daher in Österreich eine andere. "Die Händler sind keine Preistreiber, es gibt sachliche Gründe für unterschiedliche Preise", sagt Lorentschitsch. Es gäbe aber auch Produkte, die hierzulande günstiger seien als im Nachbarland.
Die "Salzburger Nachrichten" machten sich auf den Weg zum Lokalaugenschein in den nächsten Supermarkt nach Freilassing, der von vielen Salzburgern frequentiert wird und gleich über der Grenze liegt. Gekauft wurden ausschließlich Markenartikel des täglichen Bedarfs - von Nahrungsmitteln und Getränken bis hin zu Kosmetika. Voraussetzung war, dass die Artikel in beiden Ländern erhältlich sind.
Die Ergebnisse des SN-ChecksFür das tägliche Frühstück beliebt: Frühstücksflocken der Marke Kellog’s. Gekauft wurden 375 Gramm "Smacks" in Freilassing um 2,69, in Salzburg die gleiche Menge hingegen um 3,29 Euro. Wer hat es nicht gerne - ein kühles Stiegl-Bier nach der Arbeit? Eine Kiste mit 20 Flaschen zu je 0,5 Liter kostete in Bayern 14,80 Euro zuzüglich 4,80 Euro Pfand. Der Einsatz für die Flaschen ist auch im Bundesland derselbe, doch kosten hier 20 Flaschen mit 16,80 Euro um ganze zwei Euro mehr. Besonders deutlich fällt der Preisunterschied bei Iglo Fischstäbchen aus: 15 Stück in der 450 Gramm Packung um 2,39 Euro in Deutschland, hier stolze 3,99. Auch eine 100 Gramm-Tafel Milka Schokolade ist in Salzburg wesentlich teurer - 1,15 Euro im Vergleich zu 0,79 Euro bei unseren bayrischen Nachbarn. Gerade bei Kindern äußerst beliebt - der "Babybel"-Käse. Sechs Stück (120 Gramm) kosten in Bayern 1,49 Euro, in Salzburg zahlten wir 2,49 und damit genau einen Euro mehr für dieselbe Menge. Auch Joghurt mit Schokolade-Geschmack von "Salzburger Land" ist in Freilassing mit 0,55 Euro um zehn Cent billiger als in Salzburg. Ebenso konnten wir bei Knabbereien sparen: "Cashew-Nüsse geröstet und gesalzen" (150 Gramm) von "Ültje" kosteten im Nachbarland mit 2,49 Euro deutlich weniger im Vergleich zum Salzburger Preis von 3,79 Euro. Auch wenn eine ein Liter Coca Cola-Flasche im deutschen Geschäft nicht zu finden war, so ist auch hier der Preisunterschied eindeutig: So kostet eine 1,5 Liter Flasche in Bayern 1,23 Euro, ein Liter in Salzburg stolze 1,25 Euro.
Drogerieartikel in Salzburg deutlich teurer Schon länger bekannt sind die Preisunterschiede bei Kosmetikartikeln. So kosten in Bayern 150 Milliliter Nivea Creme 1,75 Euro, in Salzburg 3,99 Euro und damit mehr als doppelt so viel. Auch eine 75 Milliliter Zahnpasta "Colgate total Original" kostete in Österreich über einen Euro mehr (D: 1,45/ Ö: 2,49 Euro).
Manche Artikel unterscheiden sich nicht im Preis. So kostet eine 250 ml Dose Red Bull sowohl in Salzburg als auch in Freilassing 1,39 Euro. Auch 200 Gramm Cabanossi der Marke Stastnik kosteten mit 2,19 Euro jeweils gleich viel - genauso wie 150 Gramm "Bergbaron" Käse der Marke Schärdinger (jeweils 1,99 Euro).
Günstigere Artikel in Salzburg?Bei unserem Stichproben-Test mit 23 Artikel des täglichen Bedarfs war nur ein Produkt in Salzburg günstiger als in Freilassing: Ein Liter Alpenmilch mit 3,5 Prozent Fettanteil von "Salzburger Land". Die Milch kostete hierzulande 1,05 Euro, in Freilassing 1,09 Euro. "Wir verkaufen unsere Produkte an alle Kunden zu fast gleichen Preise, marginale Unterschiede ergeben sich nur durch die Steuern", sagt Christian Leeb, Geschäftsführer der Alpenmilch Salzburg GmbH. Zu welchen Preisen die "Salzburger Land"-Produkte in den Geschäften weiterverkauft werden obliege dem Handel. "Wir können da selbstverständlich keine Preisvorgaben machen", erklärt Leeb.
Summa summarum zahlten wir in Deutschland für die 23 Artikel 74,99 Euro, in Österreich 90,61 Euro und damit über 15 Prozent mehr als im Nachbarland.
"Die Situation zwischen Salzburg und Freilassing ist eine ganz spezielle, denn Freilassing ist erheblich kleiner als Salzburg", erklärt die Handelsobfrau der Wirtschaftskammer, Bettina Lorentschitsch. Mit "Globus" und "Kaufland" gäbe es in Freilassing aber zwei verhältnismäßig riesige Geschäfte. "Diese brauchen Kunden, die Österreicher werden mit besonders günstigen Preisen gelockt, denn die Kaufkraft liegt bei den Salzburgern", sagt Lorentschitsch.