Es ist 8.10 Uhr, Dominik Hinterberger steht auf Bahnsteig 5 am Hauptbahnhof Salzburg. Sein Blick wandert von der Armbanduhr zum Zug. Der Bahnsteig ist leer, die Fahrgäste sind eingestiegen. Zugbegleiter Dominik Hinterberger setzt einen Achtungspfiff ab. Von seinem Mobilgerät aus kontaktiert er den Lokführer, um ihm zu sagen, dass Railjet 547 abfahrbereit ist, steigt ein und schließt die Tür. Es ist 8.11 Uhr, der Zug setzt sich in Bewegung. Mit an Bord ist die "Jobwechsel für einen Tag"-Redakteurin der SN.
30 Minuten Vorbereitungszeit vor der Abfahrt
Bis 2025 suchen die ÖBB in Salzburg etwa 50 neue Zugbegleiter. Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger werden in einer neunwöchigen Ausbildung auf den Job vorbereitet. In der Vorstufe zum ÖBB-Zugbegleiter bzw. -Zugführer ist man Teil des Service- und Kontrollteams und zuständig für die Ticketkontrolle, die Sicherheit am Zug sowie Fragen der Fahrgäste. Im Anschluss daran kann man die dreimonatige Ausbildung zum Zugführer absolvieren. In Zusammenarbeit mit dem Lokführer sind diese auch für die Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen zuständig und führen Bremsberechnungen sowie Bremsproben durch. Bei Fernverkehrszügen wie dem Railjet sind 30 Minuten Vorbereitungszeit vor Abfahrt üblich. "Ich kontrolliere, ob die Wagen mit der Wagenliste übereinstimmen, ob die Bremsen richtig eingestellt sind, ob alle Türen und WCs funktionieren, ob Ordnung im Zug ist", schildert Hinterberger. Seine erste Fahrt startete an dem Tag um 6.07 Uhr an seiner Dienststelle Linz - die letzte Fahrt wird ihn um 17.30 Uhr wieder dorthin zurückführen. Ein anderer Arbeitstag wird dafür unter acht Stunden bleiben.
"Man sieht viel von Österreich"
"Sehr geehrte Fahrgäste, in Kürze erreichen wir unseren nächsten Halt Neumarkt am Wallersee": Drei Minuten bevor der Zug am Bahnhof halten wird, sagt Dominik Hinterberger den Halt an - auf Deutsch und auf Englisch. Die Anschlussmöglichkeiten liest er von seinem Mobilgerät ab. Der Zugführer hat Routine, aber er ist auf alles vorbereitet. Die Standardansagen - und jene für Notfälle - hat er, im Miniformat ausgedruckt, in der Innentasche seines Dienstsakkos dabei. Früher arbeitete Hinterberger in der Gastronomie, die Pandemie hat ihn zum Umstieg bewegt. "Ich wollte unbedingt mit Menschen arbeiten", sagt er. Heute ist er in Linz stationierter Zugführer und hat die Entscheidung "noch keinen Tag bereut". Was das Schöne an seinem Job ist? "Wenn Fahrgäste am Bahnsteig abgeholt werden und eine Familie wieder zusammenkommt, das sind die schönsten Momente." Und für ihn persönlich? "Man kommt viel herum, man sieht viel von Österreich."
Wie die Zugbegleiter Schwarzfahrer erkennen
Ab und zu kann es auch zu schwierigen Situationen mit Fahrgästen kommen. "Im Notfall muss man die Polizei verständigen", erklärt Hinterberger. Das sei in den meisten Fällen aber nicht notwendig, schildert Liliia Nicolás, die ebenfalls Zugführerin ist und dienstlich von Salzburg nach Linz fährt. Sie absolviert dort die Ausbildung zur Zugbegleiter-Trainerin. "Es kommt darauf an, wie wir auf den Gast zugehen." Das gelte auch für jene, die ohne gültiges Ticket unterwegs seien. Zum Großteil erkenne sie diese am Verhalten, sagt Liliia Nicolás. Wer sich vor dem Ticketpreis drücken wolle, stelle sich häufig schlafend oder sperre sich am WC ein. "Wenn jemand kurz vorher eingestiegen ist, ist es sehr unwahrscheinlich, dass er oder sie so schnell eingeschlafen ist", sagt die erfahrene Zugführerin. Und: Kommt ihr ein besetztes WC auffällig vor, klopft sie an und fragt nach. Wenn jemand knapp den Zug erwischt hat und keine Zeit zum Ticketkauf hatte, dann kann man die Fahrkarte auch im Zug lösen - vorausgesetzt der Passagier geht von sich aus auf das ÖBB-Personal im Zug zu. Sonst werden 105 Euro Fahrgeldnachforderung fällig. "Oder man steigt aus."
Die Lieblingsstrecke verläuft von München nach Italien
Was Liliia Nicolás an ihrem Job mag: Die Arbeitszeiten sind zwar nicht regelmäßig, lassen einem bei einer 40-Stunden-Woche aber viel Freizeit. Zwei freie Tage pro Woche sind fix - manchmal auch unter der Woche. "Da kann man Erledigungen machen, für die sich andere Berufstätige einen Urlaubstag nehmen müssen", sagt sie. Zudem gebe es Aufstiegsmöglichkeiten für jene, die bereit seien, sich weiterzubilden. So wie Liliia Nicolás, die sich auch für den internationalen Zugverkehr ausbilden ließ. Ihre Lieblingsstrecke verläuft von München nach Italien. "Ich mag aber auch die Strecke von Salzburg nach Braunau sehr gern. Das ist wie am Land, die Leute begrüßen dich, sie kennen dich schon, sagen, du warst lange nicht da, schön dich zu sehen", schildert Liliia Nicolás.
Bis 2025 suchen ÖBB bis zu 50 neue Zugbegleiter für Salzburg
Das Jahresgrundgehalt eines Zugbegleiters beträgt 34.000 Euro, dazu gibt es Zulagen von 350 bis 500 Euro brutto pro Monat. Infos: karriere.oebb.at