Dass Flugreisen schlecht für das Klima sind, ist allgemein bekannt - bei der Mode fehle dieses Bewusstsein. Das sagt die Autorin und Umweltaktivistin Nunu Kaller: "Die Modeindustrie erzeugt mehr CO₂ als der gesamte Flug- und Schiffsverkehr und ist der zweitgrößte Umweltverschmutzer der Welt." Das Geschäftsmodell beruhe auf der Produktion großer Mengen Kleidung in minderwertiger Qualität, die zu Billigstpreisen erzeugt und verkauft werden - genannt Fast Fashion.
Um Bewusstsein für dieses Problem zu schaffen, hat sich Nunu Kaller bereit erklärt, die von der Gemeinwohlstiftung Común ins Leben gerufenen Konsumdialoge zu leiten. Sie finden von 29. Juni bis 1. Juli in der Modeschule Hallein statt. Kaller: "Wir haben jetzt bereits genug Kleidung auf dem Planeten, um sechs Generationen einzukleiden."
Gleichzeitig werde es den Menschen leicht gemacht, gedankenlos zu kaufen. "Frei nach Paul Watzlawick: ,Man kann nicht nicht konsumieren', aber wir können reflektieren und hinterfragen, wie wir konsumieren", betont die 41-Jährige. Sie selbst kaufe meist Secondhandkleidung, gehe auf Tauschmärkte oder greife zu fair produzierter Mode. "Klar ist: Das ökologischste Kleidungsstück ist das, das nicht produziert wird."
Dessen ist sich auch Karin Fink bewusst, die vor 25 Jahren das Modegeschäft Crai in der Sigmund-Haffner-Gasse in der Salzburger Altstadt eröffnet hat. Sie verkauft farbenfrohe Kleidung, die ausschließlich von nachhaltigen Marken stammt, etwa aus Schweden oder Großbritannien.
"Natürlich ist Kleidung in dem Moment, in dem ich sie herstelle, schlecht für die Umwelt", sagt Fink. Doch die in ihrem Laden verkaufte Mode sei zumindest verträglicher für die Umwelt und die Haut. Das Bewusstsein sei bei den Kundinnen und Kunden in den letzten Jahren jedenfalls gewachsen: "Sie kaufen weniger, aber langlebigere Produkte." Ob tatsächlich alle Schritte im Herstellungsprozess nachhaltig sind, könne man als Unternehmerin nur schwer überprüfen, sagt Fink. Sie vertraue auf die Zertifikate und Gütesiegel: "Es sind kleine Firmen, das sollte schon passen."
Fair gehandelte und produzierte Mode hat auch die EZA Fairer Handel GmbH in Köstendorf im Sortiment. Sie wird hauptsächlich über die Weltläden vertrieben. Die hauseigene Modelinie "Anukoo" wird in Bolivien, Indien und Peru produziert.
Eva Seiwald ist für Design und Einkauf verantwortlich. "Jede Person in der Lieferkette wird fair behandelt, fair bezahlt und alle Betriebe müssen als nachhaltig zertifiziert sein." Der einzige lange Lieferweg sei der Versand der fertigen Produkte nach Österreich. Um Überproduktion zu vermeiden, setze man auf Vorbestellungen. "Am nachhaltigsten wäre es natürlich, nichts zu produzieren. Aber wir schaffen gleichzeitig Arbeitsplätze, von denen Menschen abhängig sind." Die EZA Fairer Handel GmbH unterstütze auch die Familien der Näherinnen, indem sie die Schulbildung der Kinder finanziere.
Einen völlig anderen Ansatz verfolgt Laura Lobensommer. Sie führt für den Verein Mut den Kost-Nix-Laden im Andräviertel. Dort wird zwar Fast Fashion angeboten - aber nur secondhand.
Der Name ist übrigens Programm: Es kostet nichts. "Bei mir kann man alles ,legal fladern' außer meine Pflanzen", sagt die gebürtige Oberösterreicherin. Sie setze auf die Umverteilung von Kleidung, denn vorhanden sei bereits genug. Ihr Ziel sei es, die Produkte länger im Kreislauf zu halten. Bei ihr können Menschen ihre gebrauchte Kleidung spenden, neue Stücke mit nach Hause nehmen - oder beides. Im Vorjahr hat Lobensommer von den insgesamt 2400 Kilogramm Gewand in ihrem Geschäft nur 70 Kilogramm entsorgt. Lobensommer: "Im Müll landet nur, was unbrauchbar oder kaputt ist."
Einen Kleidertauschmarkt gibt es übrigens auch im Rahmen der Halleiner Konsumdialoge. In Workshops kann man lernen, wie man Taschen ohne Stoffverschnitt näht oder Löcher in Kleidern stopft. Dazu kommen elf hochkarätig besetzte Podiumsdiskussionen sowie ein Filmabend in Stadtkino.
Für die Modeschule Hallein als Veranstaltungsort sei Nachhaltigkeit "ganz normal", sagt Direktorin Andrea Luckart: "Wir leben das." Mehrere Abschlussarbeiten seien durch Upcycling von Kleiderspenden entstanden.