180 Antennen an 100 Standorten in Salzburg hat die Salzburg AG schon. Diese Masten benötigt das Unternehmen zum einen intern, um Daten von Trafostationen abfragen zu können. Zum anderen könnten sie Endkunden Internet bieten, die keinen Kabel- oder Glasfaseranschluss haben, sagt Peter Eichinger. Der 52-jährige Gmundner ist Leiter des Centers Telekom bei der Salzburg AG.
Bis Ende des Jahres sind nun viele Techniker unterwegs: Die 180 Masten werden auf 5G-Technologie aufgerüstet. "Die Salzburg AG wird für den Ausbau keine neuen Masten errichten", sagt Eichinger. Das bedeutet jedoch nicht, dass ganz Salzburg ab 1. Jänner 2020 sehr schnell mit Außenantenne und Modem surft: Die ersten Endgeräte werden eine Bandbreite von 200 MBit pro Sekunde haben - also die Geschwindigkeit, die man bisher auch mit Kabelanschluss erreicht. "In den kommenden Jahren werden aber Datenraten mit einem Gigabit pro Sekunde möglich sein", so Eichinger.
5G werde ziemlich gehypt, sagt Judith Schwarzer. Sie ist Expertin für Telekommunikation und unterrichtet an der FH Salzburg. "Letztendlich ist 5G ein Mobilfunkstandard der nächsten Generation." Für Endkunden sei deshalb aber nicht alles anders - und neue Geräte nicht zwingend nötig.
Schwarzer spricht von drei Anwendungen der neuen Technologie. Die Bandbreite sei mit 20 Gigabit pro Sekunde deutlich höher als bisher. Bei großen Veranstaltungen bemerkte man das: Bisher war dann die Geschwindigkeit durch die vielen Nutzer geringer. "Mit 5G kann aber jeder Videos streamen, auch wenn die Bandbreite durch viele Geräte geteilt wird."
Zudem sei es möglich, deutlich mehr Geräte zu versorgen: Bis zu eine Million vernetzte Kleingeräte auf einem Quadratkilometer könnten realisiert werden. Für den Datentransfer bräuchten sie weniger Energie. Wie sich das auswirkt? Wer möchte, könnte mehr Sensoren im Haus anbringen. Diese können etwa Temperatur, Sauerstoffgehalt, Feuchtigkeit messen. "Sensoren machen jetzt mehr Sinn, weil sie vernetzt sein können", sagt Schwarzer. Die Daten werden ausgetauscht - und das System reagiert entsprechend.
Das Netz sei zudem sehr stabil, sagt die Telekommunikationsexpertin. "Es ist hoch verfügbar und hat eine geringe Reaktionszeit." Beim Telefonieren sei das völlig irrelevant. Eine Verzögerung von 150 Millisekunden in der Übertragung merke man nicht einmal. Aber in der Industrie sei es wichtig, dass beispielsweise Maschinen Fehler schnell erkennten. "Auch beim autonomen Fahren müssen Schaltkreise extrem schnell reagieren, wenn ein Hindernis da ist", sagt Schwarzer.
Für die Wirtschaft sei 5G ein wesentlicher Vorteil, sagt Eichinger. Die Salzburg AG biete die Technologie nicht nur Endkunden, sondern auch Unternehmen an: "Wir wollen Echtzeitanwendungen möglich machen." Fertigungsroboter könnten sich dann ohne Kabel bewegen, Stapler auf dem Betriebsgelände autonom fahren.
5G bedeutet mehr Vernetzung und mehr Daten. Hat das gesundheitliche Auswirkungen? Der Standard sei technologisch nichts anderes als der Vorgänger 4G, sagt Eichinger. Es gebe strenge Vorschriften der Weltgesundheitsorganisation WHO: Bei 5G werde ein Wert gemessen, der ums 50-Fache kleiner sei als jener, der Auswirkungen auf menschliche Zellen habe. Eichinger: "Ich erachte die Gefahr von Mobilfunkstrahlung als vernachlässigbar."
Daten und Fakten 5G
5G steht für 5. Generation der Mobilfunkstandards. Nach analogem, gsm, umts und zuletzt die vierte Generation mit einem LTE-Netz erfolgt nun der Ausbau dieser neuen Technologie.
Technisch funktioniert der 5G-Ausbau durch eine Erweiterung der Funkmasten. Die entsprechenden Frequenzen sind höher als bei bisherigen Standards. Ob weitere Funkmasten für eine flächendeckende Abdeckung nötig ist, ist noch unklar: Je höher die Frequenz, desto niedriger ist aber die Reichweite.
Qualitativ ist 5G ein Sprung gegenüber den Vorgängergenerationen. Die Übertragungsrate ist höher, es können also Daten schneller verschickt werden. Dafür wird weniger Energie benötigt. Zudem ist die Reaktionszeit - die Latenz - höher, die Verzögerungen im Netz sind geringer. Das könnte zu neuen Anwendungsmöglichkeiten und Entwicklungen führen.
Bis Ende 2020 soll Österreich mit 100 MBit pro Sekunde surfen. So steht es im Strategiepapier des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie. Bis dahin soll 5G in den Landeshaupstädten funktionieren.
In Salzburg hat die Salzburg AG die Frequenzen ersteigert. Das Unternehmen will Kunden durch eine Außenantenne und Modem schnelles W-Lan ermöglichen. T-Mobile hat zudem in Österreich 25 Sender eingerichtet , einige davon befinden sich in Salzburg. Dort läuft 5G im Testbetrieb - mit Geräten, die die Technologie nützen können. Diese Endgeräte sind bisher nur Prototypen.




