Langsam lassen in Saalfelden immer mehr Betriebe die Rollläden runter - für eventuelle Interessenten gibt es im Zentrum der Stadt aktuell viel zu mieten oder zu pachten. Oder auch zu kaufen.
Anders gesagt: Immer mehr gewerbliche Flächen stehen leer. Die Liste ist lang: Candido Moden hat seine Filiale/Boutique an der Mittergasse ins Haupthaus gesiedelt, das Gebäude (ehemals Foto Bauer) steht leer. Genauso wie das gegenüber.
Weit muss man nicht gehen, um auf den nächsten Leerstand zu stoßen. Das Café/Bistro Roots hat vergangenen Dezember seine Pforten geschlossen, seitdem ist da nichts mehr passiert. Die im selben Haus befindlichen Büroflächen detto. HairSkillz an der Oberen Lofererstraße sucht Nachfolger. Die Fläche, die einst das Restaurant XO und zum Schluss das American Diner Emmy's nutzten, ist seit Jahren vakant. Im ersten Stock, in der ehemaligen Lounge und im Bereich der Küche, wurden Wohnungen eingebaut. Gleich schräg gegenüber steht La Casa in Town, der Nachfolgebetrieb des Stadtcafès: Die Räumlichkeiten stehen zum Verkauf, mit Eigentumswohnung und allem Drum und Dran. Der Preis dafür wurde übrigens gerade gesenkt. Das Schuhgeschäft Stanonik hat im vergangenen März mangels Nachfolger geschlossen. Für das Döner-Pizza-Restaurant Food & Drinks (ehemals Segafredo und Segabar) werden ebenfalls Pächter gesucht. Und der ehemalige Friseur Haarscharf steht auch für Interessenten zur Verfügung. Der letzte Rückzug aus Saalfelden ist noch ganz frisch: Das Restaurant&Bar Holifuk von Lukas Ziesel und Harald Salzmann hat zugesperrt, Nachfolger werden aktuell gesucht. Und die Gerüchteküche ist am Kochen. Jeder will wissen, wer als Nächstes das Handtuch wirft.
Christoph Voithofer-Galgoczy über die aktuelle Problematik
Stadtmarketing-Chef Christoph Voithofer-Galgoczy sagt zur Situation: "Das aktuelle Mietfördermodell vom Stadtmarketing - finanziert von der Stadtgemeinde - ist eine Starthilfe für alle Unternehmern, die sich im Zentrum ansiedeln - für mich aber ein Auslaufmodell! Für die Zukunft wird es wichtig sein, dass wir das Zusammenspiel zwischen Stadtgemeinde, Immobilieneigentümern und potenziellen Mietern intensivieren, um gemeinsam Initiativen und Maßnahmen zu setzen, um leerstehende Flächen schneller und effektiver weiterzubringen. Start-ups gehören gefördert - sie schaffen auch neue Arbeitsplätze."
Stadtchef ist "traurig und nachdenklich" über diese Entwicklung
Bürgermeister Erich Rohrmoser erklärt: "In erster Linie bin ich extrem traurig und nachdenklich über diese Entwicklung. Einerseits glaube ich, dass das natürlich auch eine Frage der wirtschaftlichen Entwicklung ist. Andererseits kann uns das allen - Einwohnern, Immobilienbesitzern, Geschäftsleuten, Banken etc. - nicht egal sein, wie sich das Saalfeldener Zentrum entwickelt. Dazu gibt es mehrere Ansätze: Von Seiten der Immobilienbesitzer stellt sich die Frage, ob es für sie nicht sinnvoll wäre, denen mit Miete oder Pacht entgegenzukommen, die hier wirtschaftlich tätig sind oder sein wollen."
Die Gemeinde werde sich jedenfalls weiter mit der Mietförderung einbringen: "Es ist aber auch dringend notwendig, die Stadt weiter zu beleben." Hier müsste man sich mit den verschiedenen Institutionen und Playern zusammensetzen und weitere Pläne schmieden, um der Situation einen Riegel vorzuschieben." Was die Entwicklung der Stadt nach den Vorschlägen des Masterplans angeht, sagt Rohrmoser: "Die Innenstadtdeklaration wird streng beachtet und umgesetzt. Wir haben immer wieder Anfragen von namhaften Discountern, die bei uns auf der grünen Wiese bauen wollen." Das sei alles abgelehnt worden.
Scharfe Kritik seitens der ÖVP
"Die aktuellen Leerstände sind das logische Produkt der verfehlten Politik der SPÖ-Bürgermeister in Saalfelden. Der Fokus lag und liegt ausschließlich im Wohnbau und nie auf einer Unterstützung der lokalen Wirtschaft," sagt Vize-Bgm. Thomas Haslinger. Und erklärt weiter: "Alle Projekte, die Frequenz und somit Wirtschaftskraft nach Saalfelden gebracht hätten - wie etwa der ursprünglich am Biberg geplante Bikepark, der Lift oder das Kino -, hat Saalfelden vergeigt." Der Innenstadt wieder Leben einzuhauchen, wäre eine der grundlegendsten Aufgaben der Politik: "Für die Mittergasse gäbe es viele gute Ideen, aber als Erstes müssten mal die unnötigen vier Parkplätze weg. Leider stemmt sich die SPÖ weiterhin gegen jede Veränderung."
 
 Dieser Artikel erschien in der September-Ausgabe der Saalfeldener Nachrichten.



