Seit Februar setzt der Tourismusverband Wagrain-Kleinarl auf seiner Website auf künstliche Intelligenz (KI). Ein Chatbot mit dem Namen AI-Concierge gibt Gästen Antworten auf Fragen rund um ihren Urlaub. "Die Frage muss aber nicht zwingend etwas mit unserer Destination zu tun haben, die KI versucht auf alles zu antworten", erklärt Wolfgang Wild, Marketingleiter des TVB, im Rahmen eines Expertengesprächs zu künstlicher Intelligenz, zu dem Ski Amadé Branchenvertreter ins St. Johanner Kongresshaus geladen hat.
Der Vorteil liegt für Wild auf der Hand: "Die KI kann 24 Stunden am Tag mehrere Gäste gleichzeitig informieren. Vergessen oder Unsicherheit gibt es nicht. Was der Concierge weiß, hat er immer abrufbar." Durch das Sammeln der Anfragen gewinne man zudem eine gute Übersicht, was die Gäste zu welchem Zeitpunkt interessiert. "Die KI zeigt uns aber auch Versäumnisse auf", räumt Wild ein. "Wenn ein Restaurant die Öffnungszeiten falsch einträgt, steht der Gast vor verschlossenen Türen." Das zu verbessern, sei eines der Hauptziele für die Zukunft. "Der Gast muss sich auf die Informationen verlassen können", so der Marketingchef.
"Die KI zu verweigern, ist keine Option"
Roman Egger forscht an der Fachhochschule Salzburg unter anderem zu KI-basierten Sprachmodellen wie ChatGPT. Sein Fazit: "KI wird den Tourismus verändern. Verweigern ist keine Option. Der Einschnitt ist ähnlich wie beim Aufkommen des Internets oder von sozialen Medien. Der Unterschied ist, dass die Entwicklung viel schneller passiert." Die KI werde viele Jobs besser können als Menschen. Marketingtexte und Buchungsprognosen könne man ihr in Zukunft problemlos überlassen. "Roboter werden repetitive Arbeiten übernehmen und Mitarbeiter für jene Jobs freispielen, wo es auf den persönlichen Kontakt ankommt", prognostiziert Egger.
Angesichts der vielen Talente der KI bangt Daniel Gollner um seinen Job - wenn auch mit einem Augenzwinkern. Der Osttiroler plant Werbekampagnen im Tourismus. Im Februar stellte er für die Wörther-See-Region die erste ausschließlich mit KI-Tools erstellte Kampagne auf die Beine. Von Bildern über Videos bis hin zum Voice-Over war nichts daran real. "Noch nie zuvor hat eine meiner Kampagnen so gute Reichweiten erzielt", so Gollner.
Autobahn bleibt bestimmendes Thema
Heimische Seilbahner und Touristiker waren bei dem Expertengespräch zahlreich vertreten. Die Veranstaltung zeigte aber schnell, dass die Branche aktuell ein ganz anderes Thema vorrangig beschäftigt. In seiner Begrüßung erneuerte Ski-Amadé-Präsident Wolfgang Hettegger die Forderung an die Asfinag, wonach diese die Abwicklung der Tunnelbaustelle auf der A 10 überdenken müsse: "Wir müssen aufstehen und für unsere Region kämpfen." An die Politik und die Asfinag appellierte er: "Entwickeln wir gemeinsam ein Baustellenmanagement."