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Wirtsleute auf Salzburger Berghütten dringend gesucht

Pächter für Almhütten sind schwer zu finden. Die Naturfreunde behelfen sich mit einem neuen Ansatz - Wirte und Wirtinnen auf Zeit.

Das Anton-Proksch-Haus in Werfenweng.
Das Anton-Proksch-Haus in Werfenweng.

"Lust auf ein Abenteuer?", fragen die Naturfreunde im Internet. Gesucht werden Freiwillige, die im Sommer wochenweise das Anton-Proksch-Haus in Werfenweng betreuen. Interessenten gebe es bereits einige, sagt Naturfreunde-Landesvorsitzende Sophia Burtscher.

Die große Hütte am Rande der Skipiste auf Dauer zu verpachten sei derzeit schwierig. Ohne Personal gehe es nicht, dieser Umstand schrecke viele ab. "Das merkt man sofort, wenn sich Interessenten melden. Sobald sie registrieren, wie groß die Hütte ist, ziehen sie zurück." Bei kleinen Almen, die man zu zweit bewältigen könne, traue sich eher jemand drüber.

Hüttenpacht gegen Kost und Logis

Das Modell mit den Ehrenamtlichen ist simpel: Sie übernehmen gegen Kost und Logis für einen selbst gewählten Zeitraum die Hütte und bieten nach eigenen Vorstellungen Frühstück oder Halbpension an. Seitens der Naturfreunde ist man optimistisch, dass auf diesem Wege das Proksch-Haus den kommenden Sommer über durchgehend offen sein kann. "Wenn wir an gewissen Tagen niemanden als Betreuer haben, dann ist es leider auch nicht möglich zu buchen."

Gute Erfahrungen mit dem Freiwilligenansatz haben die Naturfreunde im Leopold-Happisch-Haus in Pfarrwerfen gemacht. Dort erschwert die hochalpine Lage des Objektes (1925 Meter Seehöhe) die Suche nach einem fixen Pächter. Auch im Falle des derzeit vakanten Halleinerhauses in Adnet steht eine ähnliche Lösung zumindest zur Debatte.

"Wenn wir an gewissen Tagen niemand als Betreuer haben, dann ist es leider auch nicht möglich zu buchen. "
Sophia Burtscher
Naturfreunde Salzburg

Für die Naturfreunde-Vorsitzende sind die neuen Modelle gute Übergangslösungen. "Auf Dauer ist und bleibt das Ziel aber immer eine langfristige Verpachtung." Nur so gebe es sichere und berechenbare Einnahmen. "Die brauchen wir, immerhin müssen wir unsere Hütten warten und immer wieder investieren. Das ist für einen kleinen Verein ohnehin schwer genug."

Alle Hütten auf dem Prüfstand

Die Naturfreunde sind im Bundesland Eigentümer von 16 Hütten. Aktuell laufe ein Prozess, in dem über die Zukunft jeder einzelnen Immobilie beraten werde, sagt Sophia Burtscher. "Wir versuchen die optimale Nutzung für die jeweiligen Standorte und für die Allgemeinheit herauszuarbeiten und umzusetzen."

Der Österreichische Alpenverein (AV) verfügt im Bundesland Salzburg über insgesamt 32 Hütten, 16 weitere gehören dem Deutschen Alpenverein. Die meisten davon sind bewirtschaftet. Die Situation mit den Pächtern passe grundsätzlich, sagt Peter Kraus, Hüttenreferent des Landesverbands Salzburg.

Almbetreuung im Urlaub

Das Modell Wirt(in) auf Zeit ist auch beim AV bereits angekommen. "Wir machen das auf der Schwarzenberghütte im Käfertal in Fusch", sagt Kraus. "Dort ist nicht so viel Frequenz und es wäre schwer, die Hütte wirtschaftlich zu führen." Immer wieder gebe es Mitglieder, die sich Urlaub nähmen und 14 Tage die Alm betreuten.

Ansonsten schaue es gut aus, dass es im Sommer die gewohnte Betreuung von Wanderern und Bergsteigern geben könne. Dass es nicht leichter wird, Wirtinnen zu finden, zeigen freilich Beispiele von beliebten und gut besuchten Alpenvereinshütten, die in den vergangenen Jahren einer ungewohnt hohen Fluktuation unterlagen.

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