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Genderforscherin Zoe Lefkofridi: "Von Frauen wird noch immer erwartet, dass sie still sind"

Warum die umstrittenen Frauenquoten mehr Kompetenz schaffen würden, Frauen seit Corona wieder stärker zurückgedrängt werden und sich Stereotype so hartnäckig halten, erzählt die Genderforscherin Zoe Lefkofridi in einer neuen Folge des SN-Podcasts "Die gefragte Frau".

Hannah Mauracher
Genderforscherin Zoe Lefkofridi.
Genderforscherin Zoe Lefkofridi.

"In Österreich befinden wir uns in Bezug auf Geschlechtergleichheit nicht im Paradies wie in Skandinavien, wo Frauen viel mehr Sicherheit und Möglichkeiten geboten werden. Aber wir bewegen uns im Mittelfeld", sagt die Genderforscherin und Politikwissenschafterin Zoe Lefkofridi von der Universität Salzburg. Als Frau lebe man in Österreich besser als in vielen anderen Ländern, dennoch gebe es einige Baustellen. Alarmierend hoch sei vor allem das Ausmaß der Gewalt gegen Frauen.

Als weiteres Problem nennt sie die weit auseinanderklaffende Pensions- und Gehaltslücke zwischen Männern und Frauen in Österreich. Generell müsse der Staat die Infrastrukturen in der Kinderbetreuung ausbauen, das Personal - auch überwiegend Frauen - besser bezahlen und den Beruf auch für Männer attraktiver machen. Aber auch innerhalb der Familie müssten veraltete Rollenbilder aufgebrochen werden. "Der Mann soll bei Kinderbetreuung und Haushalt nicht nur helfen, sondern man sollte diese Arbeit 50:50 aufteilen", kritisiert Lefkofridi.

Im Zuge dessen bemängelt sie die Tatsache, dass Frauen häufig als schlechte Mütter bezeichnet werden, wenn diese rasch wieder ins Arbeitsleben einsteigen. "Eine Frau, die sich selbst verwirklicht, ist keine schlechte Mutter. Im Gegenteil - erfüllte, glückliche Frauen sind es", appelliert die Forscherin.

Vor allem bei Führungspositionen kollidierten Erwartungshaltungen: "Führungskräfte sind noch immer überwiegend männlich und diese sollen logisch, durchsetzungsfähig und nicht emotional agieren", schildert Lefkofridi. Frauen sollten hingegen empathisch, konsensorientiert und nicht zu ehrgeizig handeln, weshalb Frauen nicht das erwartete Bild einer Führungskraft erfüllen. Vor allem würden sie meist auf Basis von Stereotypen anstatt von Fakten und Kompetenz beurteilt.

Warum Frauen seit Corona stärker zurückgedrängt werden, welche Rolle soziale Medien sowie Donald Trump dabei spielen und vieles mehr erzählt die Expertin in der neuen Podcastfolge.

Über die Person

Zoe Lefkofridi ist Professorin für Politik und Geschlecht am Fachbereich Politikwissenschaft der Universität Salzburg. 2023 erhielt sie den Käthe-Leichter-Preis für ihre besonderen Verdienste in der Forschung und Lehre. Ursprünglich stammt Lefkofridi aus Griechenland, studierte dort Theaterwissenschaften, Politikwissenschaften, Internationale Beziehungen und Sprachen. Ihren Master absolvierte sie am Europakolleg in Brügge, schließlich folgte das Doktorat an der Universität Wien. Lefkofridi forschte als Postdoc an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, an den Universitäten Stanford und Wien, am Gesis-Eurolab in Köln und am Europäischen Hochschulinstitut (EUI) in Florenz. Seit März 2020 ist Lefkofridi die erste Genderprofessorin Salzburgs.