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Leiterin der Caritas-Sozialberatung: "Es geht extrem schnell, dass jemand in die Armut rutscht"

Stefanie Brucker leitet die Sozialberatung der Caritas Salzburg und das Tageszentrum Haus Elisabeth. In einer neuen Folge des SN-Podcasts "Die gefragte Frau" erzählt sie, wie schnell Menschen in die Armut rutschen können und warum wir Obdachlose stärker wahrnehmen müssen, und schildert die Herausforderungen, aber auch Erfolgsmomente ihrer Arbeit.

Hannah Mauracher
Stefanie Brucker (rechts im Bild) leitet die Sozialberatung der Caritas Salzburg.
Stefanie Brucker (rechts im Bild) leitet die Sozialberatung der Caritas Salzburg.

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"Menschen wollen nur das Schöne sehen. Und wenn man obdachlose Menschen sieht, wird man auch mit dem Unschönen konfrontiert. Mit jenen Themen, die man unter den Teppich kehrt", sagt Brucker. Es spreche ja kaum jemand über Armut und Obdachlosigkeit, da es ja scheinbar niemanden betreffe. Aber die Zahlen würden klar dagegensprechen, betont die studierte Pädagogin. 61.000 Personen im Gebiet der Erzdiözese Salzburg seien armutsgefährdet, 4250 Menschen habe die Caritas in der Stadt Salzburg beraten und im Hintergrund würden ja noch weitere Angehörige stehen.

Scham spielt eine große Rolle

Laut Brucker geht es nämlich extrem schnell, dass eine Person bzw. eine ganze Familie in die Armut rutscht. "Es braucht nur etwas Unerwartetes passieren. Eine Krankheit, ein Unfall oder auch eine Insolvenz oder Kündigungswelle, wie es in den letzten Jahren oft passiert ist", schildert die Abteilungs- und Einrichtungsleiterin. Personen kommen aufgrund verschiedenster Anliegen zur Caritas-Sozialberatung, etwa Menschen in finanziellen und sozialen Notlagen oder auch zur Beratung bei Behördenverfahren. In vielen Fällen spiele Scham eine große Rolle. "Wer spricht schon gerne darüber, dass er oder sie es allein nicht mehr schafft?", sagt Brucker. Bei vielen Betroffenen sei es ein langer Prozess, bis sie sich Unterstützung holten.

"Obdachlose freut es, wenn sie gesehen werden"

Stefanie Brucker hat in ihrer jahrelangen Tätigkeit bei der Caritas auch viel mit Obdachlosen gearbeitet. Im Haus Elisabeth, welches Brucker leitet, finden diese einen sicheren Ort, an dem sie sich aufhalten können. Die Einrichtung verfügt ebenso über 20 Notschlafplätze für Frauen. Brucker betont, dass man obdachlose Personen durchaus ansprechen und fragen könne, wie es ihnen gehe und ob sie etwas brauchten. "Sie freuen sich, wenn sie auch mal von anderen gesehen werden", meint Brucker.

Die Einrichtungsleiterin wünscht sich mehr Verständnis für Personen, die sich in Notlagen befinden. "Der Sog nach unten ist stark, man kommt da nur schwer wieder raus", betont sie. In der Podcastfolge spricht Stefanie Brucker über ihren Arbeitsalltag, welcher kürzliche Erfolgsmoment ihr besonders im Gedächtnis geblieben ist, welche potenziellen Gefahren ihr Beruf birgt, was sie sich für Menschen in Not in Salzburg wünscht und vieles mehr.