Wie Frauen die Wechseljahre als Chance nutzen und neu durchstarten können: Eine Psychotherapeutin gibt Tipps
Die Wechseljahre sind noch immer ein riesiges Tabuthema. Nur die wenigsten Frauen sprechen über diese herausfordernde Zeit, in der sich sowohl körperlich als auch psychisch so vieles verändert. Die Psychotherapeutin und Coachin Martina Eberhart hat einen Fokus ihrer Praxis auf die Wechseljahre gelegt und zeigt Frauen, wie sie gut durch diese Zeit kommen und wie sie nach der Menopause neu durchstarten können.

Martina Eberhart war 30 Jahre lang in der Wirtschaft tätig. Als sie mit 44 Jahren ein Burn-out erlitten hatte, wurde ihr bewusst, dass sie etwas in ihrem Leben ändern muss. "Damals hatte ich es noch nicht im Fokus, dass mein Zustand direkt mit den Wechseljahren in Verbindung steht. Aber es war definitiv so", erzählt Eberhart. Sie orientierte sich beruflich komplett um und absolvierte eine Ausbildung zur Psycho-, Trauma- und Kunsttherapeutin.
In dieser Zeit besuchte Eberhart auch den Meno Day der Plattform Wechselweise. "Ich habe zahlreichen Gynäkologinnen und Gynäkologen zugehört und mir ist bewusst geworden, wie sehr die Wechseljahre uns Frauen beeinflussen und wie wichtig es ist, diese Phase bewusst selbst, aber auch in der Psychotherapie zu betrachten", schildert die Psychotherapeutin. Auf Basis ihrer eigenen Erfahrungen und der medizinischen Einblicke habe sie in ihrer Praxis dann einen Fokus auf das Thema Wechseljahre gelegt.
Ein Drittel der Frauen leidet unter starken Symptomen
Die Wechseljahre werden laut der Expertin in vier Phasen unterteilt und können bis zu zehn Jahre andauern. Es gebe mehr als 70 Symptome, die im Zuge der Wechseljahre auftreten können. Ein Drittel der Frauen leide unter schweren Symptomen, die die Lebensqualität einschränken können. Es gebe, sagt Eberhart, fast nichts, was nicht durch die Hormonumstellung - also die Reduktion von Östrogen und Progesteron - auftreten könne. "Die Beschwerden reichen von Hitzewallungen und Schwindel über weniger Stresstoleranz und Gereiztheit bis hin zu Schlafstörungen, Erschöpfung und depressiven Verstimmungen", sagt die Expertin. Viele Frauen hätten auch mit starken Selbstzweifeln zu kämpfen und würden sich selbst nicht mehr wiedererkennen. Körperliches und Psychisches würden jedenfalls immer zusammenhängen.
Die meisten Frauen sprechen das Problem Wechseljahre nicht direkt an
In ihre Praxis komme aber so gut wie keine Frau, die offen sage, dass sie Probleme in den Wechseljahren habe. Eberharts Klientinnen sagten meist anfangs, dass sie nicht mehr können und nichts mehr auf die Reihe bekommen. "Ich gebe ihnen die Zeit und den Raum, dass sie ihre Unsicherheiten spüren und diesen auf den Grund gehen können. Ich nehme ihnen die Scham vor diesen Gefühlen", erzählt Eberhart. Es gehe darum, die zentralen Lebensfragen für sich selbst neu zu beantworten: Bin ich mit meinem Leben zufrieden? Welche Bedürfnisse habe ich? Habe ich Potenzial bisher noch nicht ausgeschöpft? Welche Träume habe ich noch? Auch die Sinnfrage spiele eine zentrale Rolle. "Viele Frauen haben sich stark über ihre Mutterrolle definiert und haben nie gelernt, ihre Bedürfnisse wahrzunehmen und auszuleben", ergänzt Eberhart. Sie sieht die Wechseljahre als eine Chance, sich selbst richtig kennenzulernen und zu finden. "Das bringt neue Lebensqualität mit sich", betont die Psychotherapeutin.
Auch Beruf und Karriere leiden unter den Wechseljahren
Äußerst negative Auswirkungen könnten die Wechseljahre außerdem auf den Berufsalltag und die Karriere von Frauen haben. "Wenn es ihnen in dieser Phase körperlich und psychisch nicht gut geht, denken viele daran, ihre Stunden zu reduzieren, die höhere Position nicht anzunehmen oder sogar früher in Pension zu gehen. Die Wechseljahre sind noch in vielen Firmen unsichtbar", kritisiert Eberhart.
Warum die Wechseljahre noch immer ein derartiges Tabuthema in unserer Gesellschaft sind, was sie Frauen in den Wechseljahren in Hinsicht auf ihre Beziehung und Sexualität rät, worauf Unternehmen achten können, damit sie Frauen in dieser Phase den Arbeitsalltag erleichtern können, und wie ein Neustart nach der Menopause gelingen kann, hört ihr in der neuen Folge "Die gefragte Frau".