Es war nicht der stärkste Gegner bei dieser Eishockey-WM, der Freitag auf Österreich gewartet hat, doch es war mit Sicherheit der emotional unangenehmste Gegner: Seit 2004 (6:0 bei der WM in Prag) wartete Österreich auf einen WM-Sieg gegen Frankreich - und seit Freitagabend ist der schier endlose Albtraum beendet. Österreich gewann auch in der Höhe verdient 5:2 (3:0, 0:0, 2:2), hat damit den Klassenerhalt sicher und kann sich ab sofort mit neuen Perspektiven beschäftigen. Bei einem Sieg über Slowenien (Sonntag, 16.20 Uhr) kann der Weg sogar bis in das Viertelfinale führen.
Alle drei Drittel hatten ihre eigene Geschichte. Im ersten Abschnitt klappte für Österreich alles. Nach nur 39 Sekunden brachte Marco Kasper (hatte unglaubliche 25 Minuten Eiszeit) mit dem ersten Torschuss Österreich auch schon 1:0 in Führung. Nach dem nächsten gefährlichen Angriff stand es 2:0: Ein Pass von Lukas Haudum ging durch die ganze Hintermannschaft und Vinzenz Rohrer vollendete. Beim 3:0 profitierte Verteidiger Ramon Schnetzer von einem unglaublichen Torhüterfehler von Antoine Keller, für den danach der Arbeitstag nach 16 Minuten zu Ende war. "Ich habe mich gar nicht ausgekannt, weil die Scheibe frei vor dem Tor gelegen ist. Aber wir haben uns das verdient, denn wir haben heute wieder ein richtig gutes Spiel gemacht", meinte der Vorarlberger, der so etwas wie die WM-Entdeckung in den hinteren Reihen ist.
Mit einem 3:0 aus nur sieben Schüssen ging Österreich in die Pause und hatte im zweiten Drittel nur ein Problem: Das 4:0 wollte einfach nicht fallen. Thomas Raffl, Marco Kasper, Paul Huber vergaben Top-Chancen, Rohrer traf aus kurzer Distanz nur die Stange (34.).
Das hätte sich für Österreich in Drittel drei fast gerächt. "Das 4:0 hätte den Franzosen wohl den Stecker gezogen. So wussten wir vor dem Schlussdrittel, dass sie mit viel Power kommen würden, denn sie sind eine gute Mannschaft", meinte Teamchef Roger Bader. Dazu kamen umstrittene Schiedsrichterentscheidungen, die das Spiel fast gedreht hätten. Erst wurde ein verwandelter Penalty von Rohrer zum so heiß ersehnten 4:0 aberkannt, da der Torhüter bereits abgewehrt habe. Sekunden später wurde just Rohrer bei einem Konter gleich zwei Mal von den Beinen geholt, beide Male blieb der Pfiff aus. Genau im Gegenzug gelang Frankreich das 1:3 - jetzt war richtig Feuer im Spiel. Das die Österreicher aber mit zwei Empty-Net-Toren (Kasper und Schneider) im Finish gelöscht haben. Der starke Keeper David Kickert sagt: "Es war das erwartet harte Spiel, denn es gab nicht viele Schüsse aber die waren immer brandgefährlich." Kickert wird die WM auch vermutlich fertig spielen (müssen), da Atte Tolvanen immer noch in Helsinki bei seiner schwangeren Frau weilt.
Was bringt die WM für Österreich jetzt noch? Träumen ist erlaubt: Gewinnt man am Sonntag gegen Slowenien, gibt es am Dienstag gegen Lettland vermutlich ein Finalspiel um den Viertelfinal-Einzug. So weit ist es für Bader noch nicht. "Unser erstes Ziel war, den Abstieg zu vermeiden. Unser zweites Ziel ist jetzt ein dritter Sieg bei einer WM, das ist uns auch noch nie gelungen. Wenn das gegen Slowenien gelingt, dann kann man schauen, was dann möglich ist."