Ein Heimsieg gegen Bozen und ein Umfaller von Laibach bei den Capitals hätten Freitagabend Red Bull Salzburg die ICE-Tabellenführung beschert. Der zweite Teil ist passiert, aber auch Salzburg unterlag Bozen - und mit 1:4 sogar deutlich. "Wir haben vorne nicht den Druck aufbauen können, den wir normal machen, haben auch schlechte Pässe gespielt und uns gegenseitig nicht genug unterstützt. Und hinten kamen dann halt von Beginn an auch noch kleine Fehler dazu", meinte Mario Huber, der mit seinem Comeback nur körperlich zufrieden ("Es läuft alles bestens") sein konnte.
Salzburg gegen Bozen - das stand in den letzten Jahren für viele Emotionen, vollen Einsatz und Attacken hart an der Grenze. Doch davon war an diesem Abend lange Zeit nichts zu sehen: Die erste Strafe im Spiel gab es erst in der 34. Minute - und die hatte Seltenheitswert: Die Referees verhängten eine Zehn-Minuten-Disziplinarstrafe gegen Connor Corcoran wegen unkorrekter Ausrüstung. Der mehr als kuriose Grund: Der Verteidiger hatte keinen Zahnschutz im Mund. Die Strafe ist im Eishockey in etwa so häufig wie ein Goldfund in der nahen Salzach. Das erste Foul folgte erst zwei Minuten später, Cristiano DiGiacinto räumte Mario Huber ab.
Die Bozner waren von ihrem neuen US-Coach Kurt Kleinendorst recht gut auf die Aufgabe eingestellt. Man konzentrierte sich auf die Defensive, die vor einem überragenden Keeper Gianluca Vallini wenig zugelassen hat - und auf pfeilschnelle Konter. Den ersten nutzte Brett Pollock (10.) sehenswert mit der Rückhand zum 0:1 - drei Minuten später gab es wieder das Duell Pollock gegen Atte Tolvanen, diesmal blieb der Finne im Salzburger Tor Sieger.
Die als Zuschauer im Volksgarten weilende NHL-Legende Kimmo Timonen (über 1100 Spiele für Nashville und Philadelphia) war gekommen, um seinen Ex-Teamkollegen Michael Raffl spielen zu sehen, und hatte die richtige Analyse: "Die Hausherren könnten ein bisschen intensiver spielen", meinte der 50-Jährige in der ersten Drittelpause.
Das nahmen sich die Salzburger im zweiten Drittel zwar zu Herzen, aber derzeit tut man sich mit dem Toreschießen einfach zu schwer. Man war zwar ständig im Vorwärtsgang, hatte mehr Spielanteile, aber die großen Torchancen gab es nicht. Mitten in der Druckphase unterlief Dennis Robertson auch noch einer seiner seltenen Fehler, den nutzte Cole Schneider (31.) aus.
Der Sturmlauf startete endlich im Schlussabschnitt, doch ein Nickerchen in der Hintermannschaft nutzte Max Gildon gegen vier Salzburger zum 3:0.
Ein Tor von Benjamin Nissner zwei Minuten vor dem Ende beendete eine tolle Serie: Es war nach 178 Minuten heuer das erste Gegentor für Bozens Keeper Gianluca Vallini.