Auf seiner Facebook-Seite sammelten sich an Heiligabend bereits unzählige Beileidsbekundungen. Ein Autounfall in seiner Heimat Seekirchen hat den langjährigen Fußballfunktionär, begnadeten Netzwerker und Organisator plötzlich aus dem Leben gerissen.
Eine Meldung über ein aktuelles Talent aus der Agentur m&m deportivo, gleich darunter eine Reminiszenz an den 2020 verstorbenen Otto Baric: Rudi Mirtls Social-Media-Auftritt zeigt, dass er die gute, alte Fußballzeit ebenso repräsentierte wie die Gegenwart. Von 1990 bis 2005 war als Clubsekretär Teil der bewegten violetten Geschichte. Hinter dieser unauffälligen Jobbezeichnung vereinte er eine Aufgabenfülle, die bei einem modernen Fußballverein mittlerweile von mehreren Dutzend Menschen erledigt werden muss: Spielerverträge, Transfers, Teambetreuung, Ticketing, Terminkoordination, Reiseorganisation, Medien, Stadionverwaltung und vieles mehr. Oft genug war er auch als Diplomat und Troubleshooter gefragt, um empfindliche Strafen für Spieler oder Sanktionen gegen den Verein bei den entsprechenden Gremien abzumildern.
Organisator beim Fußballmärchen
So war er auch ein wichtiges Teil des Erfolgsmosaiks, dass vor 30 Jahren ein einzigartiges Fußballmärchen schuf: Als Austria Salzburg ins UEFA-Cup-Finale stürmte und die Begeisterung um Heimo Pfeifenberger, Otto Konrad, Wolfgang Feiersinger und Co. ungeahnte Dimensionen erreichte, leistete Rudi Mirtl mit einem kleinen Team im Hintergrund unzählige Überstunden. Eintrittskarten wurden in der vordigitalen Ära oft noch telefonisch beim Verein geordert.
Auch mitunter bizarre Ideen von Trainer Otto Baric wusste er umzusetzen. So stellte er im Winter 1993/94 ein Trainingslager in Belgien auf. Bei Rekord-Minustemperaturen mussten die Kicker dann wegen eisglatter Trainingsplätze noch einmal übersiedeln. Wenig später eliminierte die Austria im UEFA-Cup-Viertelfinale sensationell Eintracht Frankfurt. Zu den runden Jubiläen der "94er" schlüpfte Rudi Mirtl stets wieder in seine Organisatorenrolle und holte die mittlerweile weit verstreut lebenden Helden von einst wieder zusammen.
Mateschitz' Mann der ersten Stunde
Bei der Übernahme durch Red Bull 2005 war Rudi Mirtl einer der allerersten Mitarbeiter. Didi Mateschitz war es ein großes Anliegen, bei dem großen Umbruch eine verlässliche Kraft mit Fußballverstand im Einsatz zu haben, die den Überblick behielt.
In späteren Jahren war Rudi Mirtl als Mitarbeiter der österreichischen Bundesliga tätig. Erst vor wenigen Tagen war er bei 50-Jahre-Gala der Bundesliga in Wien zu Gast. Als Mitarbeiter seines Sohnes Philipp in der Agentur m&m deportivo war der leidenschaftliche Fußballfreund an Gelingen vieler beeindruckender Karrieren beteiligt. Als Spezialisten für die übersehenen Talente führten Mirtl und Mirtl Kicker wie Thomas Goiginger, Matthias Seidl, Marco Grüll, Benni Pichler oder Patrick Greil aus dem Unterhaus in den Profifußball. Nicht zuletzt engagierte sich Mirtl in seiner Heimatstadt Seekirchen in vielen Belangen.
Ab Donnerstag, 4. Jänner (9 Uhr), besteht die Möglichkeit zur stillen Abschiednahme in den Andachtsräumen der Bestattung Jung (Innsbrucker Bundesstraße 42, Salzburg). Am Freitag, 5. Jänner (16.30 Uhr) erfolgt die Verabschiedung in der Trauerhalle Jung.