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Grübeln bei Salzburg und Sturm vor Liga-Schlager

Es könnte ein Spiel mit Signalwirkung für den Herbst sein: Am Samstag treffen die Bundesliga-Schwergewichte Salzburg und Sturm Graz erstmals in dieser Saison aufeinander. Für beide geht es um die Rückkehr auf die Siegerstraße und Rückenwind für den Europa-League-Start. Aktuell laufen Salzburg und Sturm den eigenen Ansprüchen hinterher. Kassierten die "Bullen" in Wolfsberg ein 1:3, ging Sturm gegen die Austria als 0:1-Verlierer vom Rasen. Wo liegen die Problemzonen?

Säumels Sturm und Letschs Salzburg nicht in Topverfassung
Säumels Sturm und Letschs Salzburg nicht in Topverfassung

Der Transfersommer:

Jürgen Säumel sah nach dem Grazer Derby im Kader "den kritischen Punkt erreicht". Verpflichtet wurden am letzten Transfertag Stürmer Maurice Malone und auf Leihbasis der nicht spielfitte Verteidiger Jeyland Mitchell. Davor musste Sturm Stützen wie Gregory Wüthrich, William Böving oder die geliehenen Kjell Scherpen und Malick Yalcouye ziehen lassen. Gleichwertig konnten die Abgänge der vergangenen zwei Transferperioden nicht ersetzt werden. Gekommen sind Rohdiamanten, denen jedoch der letzte Schliff noch fehlt. Sport-Geschäftsführer Michael Parensen steht bei der Anhängerschaft in der Kritik. Dass Sturm zuletzt viel Geld in die Infrastruktur investiert hat, steht auf einer anderen Seite.

Salzburg scheffelte im Sommer wieder groß. Nicht nur nach der Club-WM herrschte Zahltag. An die 60 Millionen Euro kamen durch die Verkäufe von Samson Baidoo, Oscar Gloukh, Amar Dedic oder Dorgeles Nene dazu. Sportchef Rouven Schröder versuchte, Talent dazu zu holen. Der Japaner Sota Kitano oder Bosniens Jungstar Kerim Alajbegovic zeigten ihre Qualitäten, auch bei ihnen schwanken jedoch die Leistungen. Routinierte Kräfte wie Stefan Lainer und Jacob Rasmussen konnten noch nicht die nötige Stabilität schaffen.

Trainersorgen:

Thomas Letsch steht mit den "Bullen" vor alten Problemen. Der Serienmeister vergangener Tage offenbarte in Wolfsberg ein Bild, das er schon unter den Vorgängern Pepijn Lijnders und Gerhard Struber gezeigt hat. Zu wenig Intensität, lasches Zweikampfverhalten und Löcher in der Rückwärtsbewegung: Der WAC legte Salzburgs Problemzonen schonungslos offen. Letsch war nicht glücklich: "Es gibt viel, über das wir Tacheles reden müssen." Und weiters: "Vielleicht müssen wir ein Stück demütiger werden."

Bei Sturm vermisst Jürgen Säumel die Intensität vergangener Tage und verweist auf den Umbruch im Kader. Gegen die Austria war der Meister ohne den verletzten Spielmacher Otar Kiteishvili ideenlos. Druck konnten man kaum aufbauen, die Offensive blieb zahnlos, hinzu kommen Defensivprobleme seit Saisonstart. Kapitän Stefan Hierländer vermisste phasenweise gar "die eigene DNA". Das Spiel in Salzburg ist für Sturm das dritte von sieben Partien innerhalb von 22 Tagen. Der eng getaktete Spielplan wird auch eine Prüfung für die Kaderbreite der Grazer. Mit Otar Kiteishvili, Jon Gorenc Stankovic, Niklas Geyrhofer, Arjan Malic und Axel Kayombo war eine halbe Startelf zuletzt nicht spielfit, immerhin gaben Gorenc Stankovic und Geyrhofer am Mittwoch beim Cupsieg in Röthis ihr Comeback.

Erwartungshaltung und Aussichten:

Ungemütlich sollte es für Letsch im Herbst nur bei einem kompletten Einbruch werden. Dass Salzburg genug Qualität hat, ganz oben zu landen, ist unumstritten. Eines fällt heuer weg: Große Auftritte in der Champions League gibt es keine. Danach orteten Beobachter in der Vergangenheit Motivationsdefizite in der Liga. Mit der Europa League gibt es eine Bühne, die für Salzburgs Entwicklung ideal scheint. Auch ist die Clubspitze nicht unbedingt für impulsive Handlungen bekannt.

Säumel hat als Sturm-Urgestein bei den Fans ein Stein im Brett, Clubchef Christian Jauk gilt als sein deklarierter Unterstützer. Der Präsident meinte am Wochenende auf Sky: "Wenn du in drei Jahren vier Titel holst, natürlich hast du eine andere Erwartungshaltung. Mit dem musst du in dieser Situation umgehen. Das ist für den einen oder anderen eine Herausforderung." In Bezug auf das eingekaufte Talent meinte Jauk: "Wir schauen uns die Entwicklung an." Auch für Sturm steht heuer Europa League statt Champions League am Programm. Was für die Grazer spricht: Wenn es im Frühjahr in der Meistergruppe ans Eingemachte ging, war mit Kiteishvili und Co. in den vergangenen zwei Jahren zu rechnen.

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