Mit dem Pflichtspielauftakt am Freitag (20.30 Uhr/live ORF Sport +) im Cup in Bischofshofen geht Hierländer in seine neunte Saison beim Meister. Der 34-jährige Kärntner soll die notwendigen Tugenden vor allem abseits des Platzes weiter vorleben. "Natürlich sind Titel und Trophäen ein Ansporn. Aber ich denke, dass in einem Club schon etwas entstehen kann, wenn man sagt: Hier arbeiten so und so viele Leute in einer Organisation, die will man am Ende des Tages irgendwie auch belohnen. Gepaart mit dem Mindset, dass man immer als Erster durchs Ziel gehen will, ist das dann die Mischung, wie man eine Mannschaft in eine Richtung bringt, dass sie den Hunger einfach tagtäglich beim Training hat und den Hunger auch nicht verliert."
"Nicht einfach, Sturm-Spieler zu sein"
Die aktuelle Mannschaft habe noch "das ein oder andere Ziel zu definieren, dann ist auch der Erfolgshunger da", glaubt der Routinier. Die Situation sei ähnlich dem Vorsommer. "Die Erwartungen sind sehr, sehr hoch. Aber ich bin nichts anderes gewohnt als Sturm-Spieler, gerade wenn man erfolgreich ist." Gemeinsam mit seinem eingesessenen "Kapitänsteam" rund um Jon Gorenc Stankovic und Otar Kiteishvili habe man immer wieder Wege gefunden, für die Mannschaft in Drucksituationen "ein paar Sachen wegzumanagen". "Es ist nicht einfach, Sturm-Spieler zu sein. Aber es kann sehr schön sein, Sturm-Spieler zu sein und diesen Druck auszuhalten", sagte der Edelreservist. 2024/25 kam Hierländer in Summe nur noch auf etwa 170 Spielminuten.
Mit der Last, das Double zu bestätigen, fanden die Grazer im Vorjahr schwer den Tritt. Ex-Trainer Christian Ilzer gestand im Nachhinein auch ein, dass mentale Müdigkeit in der Meistermannschaft ein Faktor gewesen sei. Sein Nachfolger Jürgen Säumel stellt einen "richtig guten Zug im Training" fest. "Ich nehme einen Hunger nach mehr wahr. Die Mannschaft ist ehrgeizig und fokussiert. Ich habe das Gefühl, dass sie wieder eine wirklich gute Saison spielen will und in die Champions League kommen will", sagte Säumel. Im Play-off zur Königsklasse warten Ende August Gegner der Kragenweite Celtic Glasgow, Bodö/Glimt, Roter Stern Belgrad oder Dynamo Kiew.
Goalie Vitek vor Unterschrift
Mit Ausnahme von Abwehrchef Gregory Wüthrich konnten die Grazer alle Schlüsselspieler mit Sturm-Verträgen halten - vorerst. "Es wird noch etwas passieren", erwartet Säumel noch Transferaktivität auf Zugangs- und Abgangsseite. Leih-Tormann Kjell Scherpen wird nach der Handgelenksblessur des designierten Einsergoalies Daniil Chudjakow aller Voraussicht nach mit dem letztjährigen Blau-Weiß-Linz-Keeper Radek Vitek ersetzt. Die Verhandlungen mit Viteks Stammverein Manchester United sind weit fortgeschritten. Der deutsche U21-Teamspieler Tim Oermann wechselte von Bochum zu Bayer Leverkusen und wurde prompt nach Graz verliehen. Er scheint für die Abwehrzentrale gesetzt. Brighton-Leihgabe Malick Yalcouye - der zum Bundesliga-Youngster der Saison gewählte Mittelfeldspieler - wird intern mit dem ganz anderen Spielertypen Tochi Chukwuani aufgefangen.
Die jungen Offensiv-Zugänge Axel Kayombo und Filip Rozga vermochten in der Vorbereitung zu gefallen. Getestet wurde vorwiegend im bewährten 4-4-2-Rautensystem, die Spielprinzipien sind seit der Ära Ilzer/Schicker in Stein gemeißelt. "Die Basis bleibt die Spielidee, die Sturm Graz erfolgreich gemacht hat in den letzten Jahren", betonte Säumel, befragt nach möglichen Adaptierungen im Sturm-Spiel. "Intensität und Vertikalität bleiben die Tugenden, aber natürlich arbeiten wir ständig daran, auch zielgerichtet nach vorne zu kommen."
