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Pragmatischer Austria fällt "Stein vom Herzen"

Die Wiener Austria darf nach dem ersten Sieg aufatmen, und plötzlich ist Ubuntu wieder violettes Modewort. Mit einem klassischen 1:0-Arbeitssieg in der Fußball-Bundesliga gegen Altach verschafften sich die Violetten für die Länderspielpause vorerst ein wenig Ruhe. "Durch dreckige Siege kommt man aus dem wieder raus", stellte Kapitän Manfred Fischer zufrieden fest. "Es fällt natürlich jedem Einzelnen ein Stein vom Herzen."

Seltens Bild: Jubelstimmung bei der Austria
Seltens Bild: Jubelstimmung bei der Austria

Trainer Stephan Helm genehmigte sich nach dem gewonnenen Schicksalsspiel erst einmal eine Banane. Erleichtert saß der 42-Jährige kurz darauf auf dem Podium im Pressekonferenzsaal der Generali Arena. Und schilderte zufrieden, wie sein konservativer Ansatz aufgegangen war. "Wir haben kaum Räume im Rücken hergegeben und haben selbst den ein oder anderen Konter gefahren, mit dem wir uns belohnen hätten können", sagte Helm. "Es hat zum heutigen Gegner gut gepasst. Es heißt nicht, dass wir es jetzt immer so machen."

Sein Idealbild sei zwar dominanter Fußball, betonte Helm. "Aber wir haben gemerkt, dass das aktuell nicht in Punkten fruchtet, und dann muss man als Trainer schauen, welche Schubladen man ziehen kann. Mit dieser Mannschaft kann man einige Schubladen ziehen, weil sehr viel Potenzial drinsteckt." Es ist nun davon auszugehen, dass Helm auch in der Länderspielpause für das kommende Auswärtsspiel gegen Meister Sturm Graz in ähnlichen Schubladen denken darf.

Goldtor durch zwei Teenager

Zwar war die Partie beileibe "kein Leckerbissen", wie es etwa Aleksandar Dragovic ausdrückte. Unterm Strich stand aber der erste Liga-Saisonerfolg gegen einen zwar ersatzgeschwächten, aber zuvor noch unbesiegten Gegner. Altach fand keine einzige klare Einschussgelegenheit vor. Im Gegenzug schlugen die "Veilchen" aus einer Eckball-Kombination durch zwei 19-jährige Eigengewächse Kapital. Sanel Saljics Flanke fand den Kopf von Verteidiger Dejan Radonjic. Perfekt war das Startelfdebüt des Duos, perfekt war der Befreiungsschlag - auch für Helm.

Ohne das Ausscheiden im Europacup und ÖFB-Cup zu erwähnen, spielte der Trainer den verpatzten Saisonstart im Anschluss herunter. Auf das erklärte "Etappenziel" Meistergruppen-Teilnahme hätten zuvor sechs und nun drei Punkte gefehlt. "Man muss schon die Kirche im Dorf lassen, es wurde sehr viel aufgebauscht. Wir sind ein großer Verein, da gibt es immer ein großes Echo. Aber innerhalb vom Verein schaut es manchmal ganz anders aus." Er habe kurz nach dem Spiel auch Vorstand Harald Zagiczek und Sportdirektor Manuel Ortlechner getroffen. "Die haben sich riesig gefreut."

Bereits unter der Woche hatte Fischer bei der Clubführung ein gutes Wort für seinen Coach eingelegt. "Ich weiß, dass die Mannschaft zu 100 Prozent hinter dem Trainer steht - ohne, dass ich ihm in den Hintern kriechen will. Er weiß das auch", sagte der Mannschaftskapitän auf Sky. Helm meinte im Anschluss, nichts von der Aktion gewusst zu haben, erinnerte aber an die gelebte "Ubuntu"-Philosophie - Teil eines Ganzen sein, Menschlichkeit, Gemeinsinn - innerhalb der Truppe. "Wir halten zusammen - in guten wie in schlechten Zeiten. Heute konnten wir auch die Leute (im Stadion; Anm.) mitnehmen, was ich extrem wichtig finde."

Altach fischt noch nach Neuen

Für Altach indes riss eine Serie von zuvor neun ungeschlagenen Pflichtspielen. "Vier Ausfälle in der Startelf, vierzig Prozent der Feldspieler, das ist für jede Mannschaft der Welt schwer zu kompensieren", sagte Trainer Fabio Ingolitsch über ein Spiel, das laut ihm ohne "Lucky Punch" ein typisches 0:0 gewesen wäre. Bis zum Transferschluss am 5. September soll im Ländle noch einiges passieren. Neben dem bereits geplanten physisch starken Stürmer und einer Entlastung für Spieler-Bruder Sandro Ingolitsch auf der rechten Außenverteidiger-Position hat der Coach nun auch Wünsche für das zentrale Mittelfeld.

"Mit Vesel Demaku (Schlüsselbeinbruch) ist uns ein Herzstück im Mittelfeld weggebrochen", sagte Ingolitsch. "Wir müssen das sehr gut evaluieren und smarte Entscheidungen im Rahmen unserer Möglichkeiten treffen und nur Sachen machen, die uns besser machen." Es könnte auf Last-Minute-Transfers hinauslaufen. "Wenn wir etwa von Leihen sprechen, reagieren größere Clubs oft erst später. Irgendwann fällt dann diese Kette, die kleineren Fische müssen sich länger gedulden", sagte Ingolitsch.

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