Einst erstellte Sacramento bei der AS Roma Videoanalysen, war später in Rom und bei Tottenham "Co" seines Landsmanns Mourinho und assistierte zuletzt bei Paris-Saint Germain sowie Al-Duhail in Katar dem Franzosen Christophe Galtier. Auch mit Spielerstars wie Lionel Messi und Kylian Mbappe arbeitete Sacramento dabei. Selbst nie im Profifußball aktiv, verfolgte Sacramento von seinem Sport-Studium in Wales an einen klaren Karriereplan, der ihm nun den ersten Job als Cheftrainer einbrachte.
Linz mit seinen 200.000 Einwohnern scheint ihm dabei ebenso passend wie der ambitionierte LASK, der nach erfolgreichen Jahren zuletzt an Schwung eingebüßt hat. "Ich glaube, es ist gut für mich, bei meinem ersten Cheftrainerjob in einer mittelgroßen Stadt zu sein. Da kann ich mit den Fans besser auf Tuchfühlung gehen, die Dimension der Clubs besser spüren. In großen Städten ist das nicht das Gleiche", sagte Sacramento, der zwischenzeitlich u.a. in London und Rom beheimatet war.
"Süchtig nach ihren Telefonen"
Der Rollenwechsel vom Assistenten zum Chef behage ihm ganz und gar. "Natürlich spüre ich den Unterschied. Und ich mag das. Ich mag Verantwortung und das Gefühl, zu führen", meinte Sacramento . "Menschen, nicht Fußballer", wohlgemerkt. "Hinter jedem Fußballer ist ein menschliches Wesen. Und wir müssen in unserem Job Wege finden, eine Verbindung mit den Spielern herzustellen", stellte er klar. Das sei "gerade mit dieser neuen Generation an Spielern nicht leicht, weil diese Generation süchtig nach ihren Telefonen und Technik ist. Wir Trainer müssen das berücksichtigen."
Sacramento setzt auch auf eine Art natürlicher Begabung. "Ich versuche einfach, ich selbst zu sein. Das ist meine Art. Ich will ehrlich sein, mit Respekt natürlich. Ich will meinem Bauchgefühl vertrauen, meinen Ideen", betonte er. Akribische Arbeit sei für den Erfolg aber ebenso unerlässlich. "Die besten Projekte sind jene, die sich an ein Modell halten. Das erlaubt es, den Prozess messen zu können. Wenn du jede Woche etwas änderst, hast du nichts, an dem du die Entwicklung festmachen kannst. Deswegen ist das für mich so wichtig."
Raus aus der Komfortzone
Wichtig ist ihm auch, dass die Spielerliste beim LASK deutlich kürzer wird. U.a. Goalie Tobias Lawal, Ex-Kapitän Robert Zulj, Ivan Ljubic, Philipp Ziereis, Ibrahim Mustapha, Filip Stojkovic und Branko Jovicic sind dahin, nur vier Neue enterten das Schiff. "Wir wollen den Kader erneuern, mit Energie, mit Spielern mit Träumen, die etwas erreichen wollen. Wenn du einmal in der Komfortzone bist, kommst du nicht mehr leicht heraus", sagte Sacramento.
Beim souveränen 4:0 in der 1. ÖFB-Cup-Runde gegen den Wiener Sport-Club lief das Werkl schon recht rund, der echte Gradmesser wartet aber am Freitag. Sacramento wird wohl auch an der Linie alles geben - wie schon gegen den Sport-Club. "Ich will nur, dass ich an meinem letzten Tag beim LASK sagen kann, dass ich alles versucht habe."
