Auch wenn es noch schwerfällt: Die Euro 2024 ist für Österreich beendet und es gilt schon die Weichen für die Zukunft zu stellen. Die Führungsspieler im ÖFB-Kader sind im besten Fußball-Alter und können dem ganzen Land bei den kommenden großen Turnieren (WM 2026 und EM 2028) noch viel Freude bereiten. Nur ein echter Torjäger fehlt.
Tor: Ein Tormannproblem wird Österreich auch in den kommenden Jahren nicht haben. Patrick Pentz (27) hat noch viele gute Jahre vor sich und bei der Euro bewiesen, dass er auch gegen Weltklasse-Kicker bestehen kann. Nur bei den beiden Gegentoren gegen die Türkei gehen die Meinungen weit auseinander. Der Salzburger machte bei den Eckbällen zwar keine glückliche Figur, der Hauptschuldige ist er aber sicher nicht. Rangnick wird auch in der Nations League, die im Herbst beginnt, und in der WM-Qualifikation auf den Dänemark-Legionär setzen. Alternativen sind derzeit rar gesät. Alexander Schlager, der die EM wegen einer Knieverletzung verpasste, wird seinen Stammplatz bei Red Bull Salzburg an Neuzugang Janis Blaswich verlieren und somit wohl auch im Nationalteam einen schweren Stand haben. Außer er verlässt Salzburg noch in diesem Sommer und holt sich bei einem anderen Club die nötige Spielpraxis.
Dahinter müssten sich Niklas Hedl und Tobias Lawal schon gewaltig steigern, um ernsthafte Optionen zu werden. Für das wohl größte Tormanntalent des Landes kommen die WM 2026 und die EM 2028 noch zu früh: Dem 17-jährigen Red-Bull-Goalie Salko Hamzić wird eine große Zukunft vorausgesagt, doch auch bei optimaler Entwicklung wird er noch einige Jahre brauchen.
Abwehr: Kapitän David Alaba, der bei der EM schmerzlich vermisst wurde, wird spätestens bei der WM-Qualifikation wieder für Österreich auflaufen. Mit 32 Jahren ist er zwar nicht mehr der Jüngste, aber ihm ist durchaus zuzutrauen, dass er noch zwei große Turniere in Angriff nimmt. Daneben stehen mit Kevin Danso (25) und Philipp Lienhart (27) noch sehr gute Innenverteidiger zur Verfügung. Gernot Trauner (32) ist neben den Youngsters Samson Baidoo und Leopold Querfeld sicher ein Thema. Rechts hinten ist Stefan Posch (27) nach den überragenden Leistungen bei der EM ohne Konkurrenz, links hinten könnte Alexander Prass (23) nach seinen Talentproben in Deutschland eine hoffnungsvolle Alternative zu Phillipp Mwene (30) werden.
Mittelfeld: Das zentrale Mittelfeld wird über Jahre das Prunkstück des ÖFB-Teams bleiben. Konrad Laimer (27) und vor allem Nicolas Seiwald (23) zählen zu den besten Sechsern in Europa. Zudem wird auch Xaver Schlager (26), der die EM wegen einer Verletzung verpasste, wieder zurückkommen. Um diese drei Spieler beneiden uns sogar viele Topnationen. Im offensiven Mittelfeld ist Christoph Baumgartner (24) das Um und Auf. Verlass ist auch auf Marcel Sabitzer (30), der Österreich schon zu vielen Siegen geführt hat. Die heißeste Zukunftsaktie ist Patrick Wimmer: Dem 23-jährigen Wahl-Salzburger blieb bei der EM der internationale Durchbruch noch verwehrt, aber er hat das Potenzial, um in der Zukunft ein wichtiger Bestandteil im ÖFB-Team zu werden.
Sturm: Die größte Baustelle hat Österreich an vorderster Front. Die Zeit von Marko Arnautović neigt sich dem Ende zu. Mit 35 Jahren kann er sich gegen die Defensivreihen immer schwerer durchsetzen und überlegt, seine Teamkarriere zu beenden. Bei der EM war deutlich zu sehen, dass der Torjäger auf internationalem Niveau nur mehr zu wenigen Chancen kommt. Mit Michael Gregoritsch hat Österreich zwar noch einen zweiten Stürmer, der immer wieder für Torgefahr sorgen kann, doch konstant stark kann auch der 30-Jährige nicht auf hohem Niveau spielen. Dahinter klafft eine Lücke: Maximilian Entrup oder U21-Talente werden wohl nicht internationale Klasse erreichen. Die größte Sturmhoffnung steht wohl in Salzburg unter Vertrag: Der 17-jährige Adejenughure Oghenetejiri ist schon im Blickfeld von Rangnick. Die WM-Qualifikation sowie die Endrunde in Amerika kommen für den Youngster aber noch zu früh. Man darf gespannt sein, wie Rangnick das Sturmproblem auf kurze Sicht lösen wird.