Spanien und Frankreich stehen sich am Dienstag (21 Uhr) in München im ersten Halbfinale dieser EM-Endrunde gegenüber. Für beide ist es das nächste vorgezogene Finale, nachdem die Franzosen Portugal und Belgien und die Spanier Deutschland bezwungen haben. Geglänzt hat bisher nur Spanien, das beste Team der ersten Turnierwochen. Die große Frage vor dem Duell: Hat Frankreich schon sein wahres Gesicht gezeigt? Zusatz: Kann Superstar Kylian Mbappé auch mit Gesichtsmaske zur Hochform auflaufen?
Es wäre der optimale Zeitpunkt auf der großen Bühne vor den Augen seiner künftigen Fans. In fließendem Spanisch lobte der 25-jährige Superstar, der mit 15 Jahren die Sprache zu lernen begann und nach der Europameisterschaft für den Champions-League-Sieger Real Madrid auflaufen wird, den Halbfinalgegner als "großartige Mannschaft".
Die Kritik an den Leistungen seines Teams, das gewohnt pragmatisch Runde um Runde überstand, kann er nicht nachvollziehen. "Wie Schatten" würden sich Mbappé und Antoine Griezmann durch die EM bewegen, monierte etwa "Le Figaro". "Der Kapitän und der Vizekapitän haben nicht mehr die großen Sachen in den Beinen, um ihrer Mannschaft zu helfen", befand "Le Parisien". Mbappé sagt: "Die Leute denken vielleicht, es sei ein Witz. Aber wir sind im Halbfinale."
Der Angreifer spielt bei dieser EM noch keine herausragende Rolle. Der Gesichtsschutz, den er nach seinem Nasenbeinbruch tragen muss, behindert ihn merklich. Zu Buche stehen 20 Abschlüsse, die Flanke zu Maximilian Wöbers Eigentor gegen Österreich und der verwandelte Strafstoß gegen Polen.
Die Spanier wissen: Frankreich ist mehr als Mbappé. "Sie haben auch Spieler wie Dembélé, Griezmann, Kanté, der ein sehr gutes Turnier spielt, Rabiot ... Jeder, der auf diesen offensiveren Positionen spielt, ist ein Spieler, auf den man aufpassen muss, aber wir werden vorbereitet sein", betont Spaniens Dani Olmo. Er und seine Teamkollegen wissen aber auch: Wenn Superstar Mbappé in Fahrt kommt, muss man sich anschnallen. "Natürlich ist Mbappé ein Spieler, der sich von den anderen abhebt, und wir müssen vorsichtig sein."