Eins steht nach dem 0:6-Desaster von Österreichs Frauen-Fußballnationalteam gegen Deutschland fest: Klagen über ausbleibenden Zuschauerzuspruch bei Länderspielen erübrigen sich in nächster Zukunft. Nach der verpassten EM-Qualifikation haben Laura Wienroither und Co. mit der sportlichen Bankrotterklärung gegen die Deutschen einen neuen Tiefpunkt erreicht. Dass in absehbarer Zeit wieder Begeisterung für das Frauen-Nationalteam entstehen kann, ist völlig illusorisch.
Nun wird auch deutlich, dass die Euphorie, die angesichts der EM-Glanzlichter 2017 und 2022 um die ÖFB-Frauen geherrscht hat, den Blick getrübt hat. Zu dünn ist hierzulande das Potenzial an international konkurrenzfähigen Klassespielerinnen, um ernsthaft mit den ganz Großen mithalten zu können. Die "Generation Sommermärchen" von 2017 hat entweder schon aufgehört oder wird bald abtreten. Herausragende Talente, die nachfolgen können, sind aber weit und breit nicht in Sicht.
Die Strukturen für den Frauenfußball sind nach wie vor weitgehend amateurhaft, noch immer werken auch im ÖFB nur ganz wenige Vollzeitkräfte in diesem Bereich. Nun rächt sich auch, dass sich sich etliche Verbandsfunktionäre mehr den internen Machtkämpfen gewidmet haben als dem Aufbau zukunftsorientierter Strukturen.
Spätestens der rabenschwarze Dienstagabend im Horr-Stadion hat klar gemacht: Die EM-Nichtqualifikation des Nationalteams war kein Ausrutscher. Sie bildet vielmehr den aktuellen Leistungsstand ab. Österreich muss nun danach trachten, nicht langfristig hinter EM-Teilnehmer wie Polen, Finnland oder Wales zurückzufallen. Das Fatale daran: Für Clubs der starken Ligen sind Kickerinnen, die nicht im großen Schaufenster EM vertreten sind, nur bedingt interessant. Österreichs Frauenfußball stehen sehr, sehr harte Jahre bevor.