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Francesco Farioli: Der Philosoph an Portos Seitenlinie

Der 36-jährige Italiener studierte in Florenz Philosophie und begann als Amateur-Tormanntrainer - ein Porträt.

Fußball-Philosoph Francesco Farioli.
Fußball-Philosoph Francesco Farioli.

Mit Francesco Farioli steht der vielleicht interessanteste Mann beim FC Porto an der Seitenlinie. Der 36-Jährige gilt als Jungstar und Philosoph unter Europas Fußballtrainern, im neuen Job bei Portugals Granden ist der Italiener aktuell jedenfalls ein Erfolgsgarant. Am Donnerstag (21 Uhr/live Canal+) startet Farioli mit dem zweifachen Champions-League-Sieger in Salzburg in die Europa League.

Sechs Spiele, sechs Siege, 15:1 Tore - Porto thront fast makellos auf Platz eins der portugiesischen Liga. Farioli scheint der richtige Mann zu sein, um die "Dragoes" (Drachen) nach drei Saisonen wieder zum Meistertitel zu führen. Es wäre der erste große Erfolg Fariolis. Derzeit kann er sich des Lobes jedenfalls gewiss sein. Von einer "enormen Verbesserung" gegenüber der Vorsaison sprach jüngst etwa die Sporttageszeitung A Bola und konstatierte dem Team "beeindruckende Vitalität", mit der die Gegner förmlich "eingeschnürt" würden.

Farioli, dessen Spielidee, wenn nötig, auch der Zweckmäßigkeit nicht abgeneigt ist, gehört zu jenen Coaches, die selbst nie im Profifußball aktiv waren. Er arbeitete sich vom Tormanntrainer seines Amateur-Clubs in der Toskana über die Aspire-Academy in Katar hinauf, schließlich empfahl er sich mit einem Blogartikel bei Roberto De Zerbi, der ihm sowohl bei Benevento als auch Sassuolo seine Schlussleute anvertraute und an den Assistenzjob heranführte. Diesen übte er schließlich in der Türkei bei Alanyaspor aus, stieg eine Saison danach bei Karagümrük zum Cheftrainer auf und leitete als solcher wieder ein Jahr danach die Geschicke Alanyaspors. Die großen Ligen wurden auf Farioli aufmerksam, OGC Nizza sicherte sich 2023 seine Dienste. Die Franzosen machte er zum defensivstärksten Team der Ligue 1 und führte sie zu Platz fünf. 2024 wechselte er zu Ajax Amsterdam, nach zwischenzeitlichem Hoch endete das von spielerischer Pragmatik und großer Personalrotation geprägte Engagement aber mit einer Enttäuschung: Vier Runden vor Schluss, sieben Punkte vor PSV Eindhoven liegend, entglitt dem Rekordmeister im Finish noch der Titel.

Nun will Farioli seine Fußball-Idee in Porto umsetzen. Geprägt ist diese nicht zuletzt von der Welt abseits des Platzes. Denn seinen akademischen Titel erlangte er an der Universität Florenz, die Abschlussarbeit im Fach Philosophie trug den Titel "Philosophie des Spiels. Die Ästhetik des Fußballs und die Rolle des Torhüters".

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