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Lazio - zweite Geige in Rom, aber Nummer eins bei Problemfans

Der zweimalige italienische Fußball-Meister Lazio Rom hat seine beste Zeit wohl hinter sich. Doch bei Salzburgs Gegner im Europa-League-Viertelfinale machte sich nach einer Durststrecke zuletzt wieder ein Aufwärtstrend bemerkbar.

Viertelfinale – Lazio Rom nahm die Hürde Dynamo Kiew.
Viertelfinale – Lazio Rom nahm die Hürde Dynamo Kiew.
Viertelfinale – Lazio Rom nahm die Hürde Dynamo Kiew.
Viertelfinale – Lazio Rom nahm die Hürde Dynamo Kiew.

Vor allem im Angriff ist das Team von Trainer Simone Inzaghi gut bestückt. Berüchtigt sind die teils dem rechten Lager zuzurechnenden Fans.

Die am 9. Jänner 1900 gegründete "Societa Sportiva Lazio Roma" spielte in Italiens Hauptstadt die meiste Zeit ihres Bestehens die zweite Geige hinter der AS Roma. Vor dem Titel 1973 war die Vizemeisterschaft 1937 lange Zeit der größte Erfolg des Clubs, der auch vom italienischen Diktator Benito Mussolini unterstützt wurde.

Seit 1988 sind "le Aquile" (die Adler; Anm.) ununterbrochen im italienischen Oberhaus. 1992 übernahm der schwerreiche Unternehmer Sergio Cragnotti den Club und butterte Rekordsummen in sein Lieblingsspielzeug. Als Vorsitzender des Lebensmittelkonzerns Cirio betrieb er eine hektische Transferpolitik, die sich in einem permanenten Kommen und Gehen ausdrückte.

Trainer Sven-Göran Eriksson behielt im Dickicht dennoch die Übersicht. Der mit Cragnotti befreundete Schwede führte Lazio 1999 zum Cupsieg und zum Gewinn des Europacups der Cupsieger sowie zum hundertjährigen Jubiläum im Jahr 2000 auch zum Double. Es war der größte Erfolg in der Geschichte Lazios.

Nach dem finanziellen Kollaps Cirios begann Cragnotti, die Gehälter drastisch zu kürzen und das Tafelsilber zu verscherbeln. Unter anderem verließen Juan Sebastian Veron, Pavel Nedved, Marcelo Salas, Hernan Crespo und Alessandro Nesta den Club, was letztlich die Lizenz sicherte. Cragnotti musste zurücktreten, sportlich folgte ein ständiges Auf und Ab.

Einer, der den "Biancocelesti" (den Weiß-Himmelblauen; Anm.) stets treu blieb, ist Simone Inzaghi, der jüngere Bruder des langjährigen AC-Mailand-Stürmers Filippo. Simone, ebenfalls Stürmer, trug von 1999 bis 2010 die Lazio-Dress, unterbrochen nur durch kurze Leihaufenthalte bei Sampdoria Genua und Atalanta Bergamo. Als Trainer übernahm er seinen Herzensclub im April 2016 und erreichte in den folgenden Jahren die Plätze fünf und vier in der Tabelle und 2017 den Gewinn des italienischen Supercups.

Der Ex-Teamspieler hat eine Mannschaft von größtenteils weniger bekannten Spielern zu einer Einheit zusammengeschweißt. Im Angriff ragen Goalgetter Ciro Immobile, der portugiesische Europameister Nani sowie der spanische Ex-Liverpool-Akteur Carlos Alberto aus dem Kollektiv heraus. In der Abwehr fällt Jordan Lukaku auf, der jüngere Bruder von ManUnited-Star Romelu Lukaku und Cousin von Rapid-Verteidiger Boli Bolingoli. Den höchsten Marktwert besitzt der 23-jährige serbische Mittelfeldspieler Sergej Milinkovic-Savic, dessen Vater Nikola von 2001 bis 2004 für den GAK spielte.



In die Schlagzeilen kam Lazio oft durch die Auftritte seiner Fans, die zum Teil der rechten Szene zugeordnet werden. Rassistische und homophobe Ausfälle sind im Römer Olympiastadion keine Seltenheit, weshalb der Club schon häufig Heimspiele vor einer leeren Fankurve bestreiten musste.

Der letzte negative Höhepunkt ereignete sich im Oktober 2017: Im Heimstadion waren Aufkleber entdeckt worden, die das von den Nazis verfolgte jüdische Mädchen Anne Frank im Trikot des Stadtrivalen AS Roma zeigten. Neben den Aufklebern standen antisemitische und homophobe Sprüche, die Roma-Anhänger beleidigen sollten. Die Polizei sprach danach 13 Stadionverbote aus.

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