Gemeinsam mit Cheftrainer Urs Fischer führte der Henndorfer Markus Hoffmann Union Berlin in fünf Jahren von der 2. Liga in die Champions League. Ein schwacher Saisonstart kostete das Erfolgsduo im November den Job. Im Interview mit den "Salzburger Nachrichten" spricht Hoffmann (51) über die Trennung, die Herausforderungen im Profifußball und seine Zukunft.
Wie geht es Ihnen ohne den Profifußball? Markus Hoffmann: Gut. Ich war 13 Jahre durchgehend unterwegs und musste in dieser Zeit auf viel verzichten. Jetzt genieße ich die Zeit zu Hause mit meiner Familie und meinen Freunden. Es tut gut, einmal nicht im Hamsterrad zu sein.
Wie belastend ist dieses Geschäft für Körper und Seele? Als Co-Trainer stehst du nicht so sehr in der Öffentlichkeit und somit auch nicht so unter Druck wie der Chefcoach. Trotzdem ist man in einem Hamsterrad, das sich die ganze Zeit dreht. Du lebst von Länderspielwoche zu Länderspielwoche. Da sind meistens 30 Tage dazwischen, in dieser Zeit hast du keinen einzigen Tag frei. Und wenn du im Europacup spielst, dann bist du alle drei Tage in einem anderen Hotel. Der Job klingt so super, aber letztendlich ist es harte Arbeit. Ich beschwere mich nicht, aber es zehrt.
Also kribbelt es noch nicht, wenn Sie sich Fußballspiele anschauen? Im Moment nicht. Urs Fischer und ich haben uns bewusst dazu entschieden, bis Sommer eine Pause zu machen. Es hätte Möglichkeiten gegeben, aber wir nutzen die sechs Monate, um Kraft zu tanken.
Wie schwer ist Ihnen die Trennung gefallen? Wir haben uns mit dem Vorstand an einen Tisch gesetzt und offen über die Situation gesprochen. Wir haben ehrliche Gespräche geführt und es wurde eine Entscheidung des Clubs getroffen. Ich kann mich nicht erinnern, dass es schon mal einen respektvolleren Abschied von einem Trainerteam gegeben hat als unseren in Berlin.
Warum war die Erfolgsgeschichte bei Union Berlin in dieser Saison so schnell beendet? So funktioniert der Sport. Es geht nicht immer nur nach oben. Fünf Jahre nach oben sind schon wie im Märchen. Es spielen so viele Faktoren mit. Im Nachhinein kann man nie genau sagen, warum es nicht mehr funktioniert hat. Unterm Strich hatten wir die Verantwortung und haben es nicht geschafft, die nötigen Punkte zu holen.
In unserem letzten Interview haben Sie gesagt, dass Sie zu den Clubs nicht so eine enge Beziehung aufbauen, weil fast jede Amtszeit mit einer Trennung nach Misserfolgen endet. Dieser Realismus hilft dir in schweren Momenten. Es heißt aber nicht, dass ich den Verein und die Fans nicht mag. Eine gewisse Distanz zum Verein, zu Spielern und zu den Fans ist immer hilfreich. Wir haben in Berlin Erfolge gefeiert, die uns niemand auf der Welt zugetraut hat. Man muss sich immer klar sein, dass es ein Arbeitsverhältnis und keine Freundschaft ist.
Wie war es, mit einem krassen Außenseiter in der Champions League zu spielen? Ich hatte mit dem FC Basel schon 30 Champions-League-Partien. Ich habe gewusst, was auf uns zukommt. Außergewöhnlich waren die 75.000 Fans bei den Heimspielen im Berliner Olympiastadion. Da hat nicht eine Fankurve gesungen, sondern das gesamte Stadion. Ich war schon in vielen Stadien, aber so etwas habe ich noch nie erlebt.
Urs Fischer war zuletzt ein heißes Thema beim Schweizer Nationalteam. Kehren Sie beide dem Clubfußball den Rücken? Nein. Wir sind grundsätzlich für alles offen.
Was sagen Sie zur Entwicklung des ÖFB-Teams? Wir hatten noch nie ein größeres Potenzial. Der österreichische Fußball hat sich in den vergangenen Jahren sehr gut entwickelt, es spielen viele Spieler im Ausland tragende Rollen. Mit Ralf Rangnick haben wir einen sehr guten Teamchef, ich traue uns bei der Europameisterschaft viel zu.
