Als der ehemalige französische Nationalspieler und Ex-Barcelona-Star Éric Abidal in den Lostopf griff, um am Freitag in Nyon die letzten beiden Spiele des Achtelfinales der Europa League auszulosen, stand fest, dass Österreichs Meister Red Bull Salzburg ein Hammerlos ziehen wird. Neben den Bullen lagen nur noch der AC Milan, Arsenal und Borussia Dortmund im Topf. Abidal zog für die Bullen Dortmund als Gegner. Wenige Minuten nach der Auslosung gingen bereits die ersten Kartenanfragen für das Rückspiel am 15. März in der Red-Bull-Arena (21.05 Uhr) ein. Das Hinspiel in Dortmund findet am 8. März (19) statt.
Mehr Brisanz als bei einem Achtelfinale Salzburg gegen Dortmund geht nicht. Auf der einen Seite der Traditionsclub aus Dortmund mit dem österreichischen Trainer Peter Stöger. Auf der anderen Seite der Red-Bull-Club aus Salzburg mit dem deutschen Cheftrainer Marco Rose, der als Bullen-Trainer von 40 Spielen nur eines verloren hat. Dazu haben die Salzburger mit Peter Stöger noch eine Rechnung offen. 2013 hatte Stöger als Austria-Wien-Trainer den Bullen den Titel weggeschnappt und sich danach einigen Ärger zugezogen. In Lederhosen gekleidet feierten die Wiener Spieler und das Betreuerteam mit dem Meisterteller in der Red-Bull-Arena den Titel. Mehr Provokation geht eigentlich nicht.
"Ich hätte auch gern gegen Arsenal oder den AC Milan gespielt, aber mit Dortmund wartet schon eine mächtige Aufgabe. Aber wir können schon unangenehm sein, auch gegen einen deutschen Spitzenclub", betonte Rose. Erstmals seit 1994 treffen die Salzburger in einem K.-o.-Duell wieder auf eine Mannschaft aus der Liga des Weltmeisters. Damals schalteten die Salzburger auf ihrem Weg ins Endspiel des UEFA-Cups mit Eintracht Frankfurt und dem Karlsruher SC gleich zwei deutsche Spitzenclubs aus.
Salzburgs Sportdirektor Christoph Freund freute sich über das Toplos, das dem Serienmeister eine volle Arena garantiert. "Alle im Verein sind glücklich. Wir haben uns diese Spiele auch verdient. Die Konstellation mit Peter Stöger als Dortmund-Trainer ist auch noch ganz besonders", betonte Freund und fand auch lobende Worte für seine Euro-Helden: "Es beeindruckt mich, mit welcher Siegermentalität wir die bisherigen Spiele absolviert haben." Auch wenn Dortmund von der Papierform her gesehen zu favorisieren ist: Wenn, dann sind die Dortmunder jetzt zu ärgern. Mit viel Glück erreichten Marco Reus, Mario Götze und Co. mit einem 1:1 auswärts gegen Bergamo das Achtelfinale. Überzeugende Leistungen konnten die Dortmunder in den vergangenen Wochen kaum zeigen.
Wie es sich anfühlt, im Signal-Iduna-Park vor 80.000 fanatischen Dortmund-Fans zu spielen, das kann Marco Rose seinen Spielern erzählen. "Mit Mainz hatte ich das Vergnügen, in Dortmund zu spielen. Die Gelbe Wand, die Fantribüne der Dortmunder, live zu sehen ist ein Erlebnis für jeden Profi. Mit dieser Einstellung müssen wir in die Partie gehen, versuchen, die Stimmung zu genießen." Die wird mit Sicherheit angespannt sein, denn die Dortmund-Fans verbergen ihre Abneigung gegen das Red-Bull-Imperium nicht. Der harte Fan-Kern der Borussen erwägt sogar, einen Boykott des Auswärtsspiels.
Unter Druck stehen vor allem die Dortmunder, denn ein Aus gegen den Ösi-Club aus einer Liga, die in Deutschland nicht ernst genommen wird, würde Hohn und Spott bedeuten. Peter Stöger warnte aber bereits: "Für mich ist es etwas Besonderes, erstmals nach Jahren wieder ein Bewerbsspiel in meiner Heimat zu haben. Man wird es hier nicht gern hören, aber das ist eine schwierige Aufgabe. Das ist eine junge Mannschaft, die in der Europa League schon außergewöhnliche Spiele gezeigt hat."