So düster die Aussichten auf den Start in die Europa-League-Ligaphase für Red Bull Salzburg waren, so überraschend stark präsentierten sich die Bullen. Voller Elan, Intensität und Leidenschaft war Österreichs Fußball-Vizemeister gegen den FC Porto nah dran an einem Punktgewinn. Am Ende standen die Salzburger allerdings einmal mehr mit leeren Händen da. Ein Tor in der 93. Minute zerstörte ein an und für sich starkes Spiel der Bullen. So viel steht fest: Die Partie hätte sich in jedem Fall mehr Zuschauer verdient als die 9993 Fans, die am Donnerstagabend durch die Drehkreuze der Red-Bull-Arena gingen.
Letsch baut seine Mannschaft um
Trainer Thomas Letsch hatte alles auf eine Karte gesetzt, Aleksa Terzic anstelle von Frans Krätzig als Linksverteidiger gebracht und etwa auch Maurits Kjaergaard nach seinen jüngsten Lustlos-Auftritten draußen gelassen. Die Salzburger begannen von der ersten Minute weg mutig und hatten bei einem Querlatten-Treffer von Borja Sainz das Glück des Tüchtigen (3.). Torhüter Alexander Schlager wäre geschlagen gewesen. In der zwölften Minute kamen die Bullen durch Petar Ratkov zur ersten Riesenchance. Der serbische Stürmer umlief Porto-Torwart Diogo Costa gekonnt, seinen Schuss konnte der 38-fache portugiesische Nationalspieler dann aber doch noch blocken. In der Folge probierte es für die offensiv gefälligen Salzburger immer wieder Kerim Alajbegovic mit Distanzschüssen. Die besseren Torchancen hatten aber die lange inaktiven Portugiesen. Die Zwischenbilanz zur Halbzeit: Salzburg gefiel als couragiertere Mannschaft, aber Porto war unterm Strich das gefährlichere Team.
Ratkov-Treffer zählt nicht
In der zweiten Hälfte agierten die in der Bundesliga zuletzt behäbigen Bullen ebenso schwungvoll - und durften in der 57. Minute über das vermeintliche 1:0 jubeln. Nach einem tollen Vorstoß über Joane Gadou und Moussa Yeo vollstreckte Ratkov. Doch Yeo stand, wie auf den VAR-Bildern klar ersichtlich war, im Abseits. Weil die hohe Intensität bei einigen Spielern erste Spuren hinterließ, entschied sich Letsch in der 65. Minute zu einem Vierfach-Wechsel. Yorbe Vertessen, Karim Onisiwo, Sota Kitano und Kjaergaard kamen ins Spiel. Und es war just Joker Vertessen, der an diesem Europacup-Abend zum gefeierten Helden hätte werden können. In der 80. Minute hatte der Belgier nach einem Kitano-Assist die (nicht unverdiente) Führung auf dem Fuß. Doch Vertessen zirkelte den Ball nicht nur an Torhüter Costa, sondern auch knapp am rechten Pfosten vorbei. Das sollte sich rächen.
Mit dem allerletzten Angriff in der 93. Minute schoss Willam Gomes mit einem Flachschuss ins lange Eck den FC Porto doch noch zum Sieg. Die Salzburger hingegen belohnten sich für die bislang beste Saisonleistung nicht.
Schlager: "Es ist sehr schmerzhaft"
"Es ist sehr schmerzhaft, weil wir es nicht verdient haben. Wir waren echt gut, diszipliniert, haben dem Gegner wenig Räume gegeben und gefährlich nach vorn umgeschaltet. Damit haben wir einen Maßstab für die Zukunft gesetzt. Denn jeder hat sein Herz am Feld gelassen. Darauf müssen wir aufbauen", sagt Schlager. Das späte Gegentor zeige, dass Details entscheiden. "Im Vordergrund müssen nun aber der Zusammenhalt, die Geschlossenheit und die Disziplin stehen, die wir gezeigt haben. So macht es dann auch Spaß. Das Gefühl müssen wir abspeichern."
Die Match-Statistik
FC Red Bull Salzburg - FC Porto 0:1 (0:0)
Tor: 0:1 Gomes (93.).
Salzburg: Schlager - Lainer, Gadou, Rasmussen, Terzic - Bidstrup (92. Gourna-Douath), Diabate - Yeo (65. Kitano), Alajbegovic (65. Kjaergaard) - E. Baidoo (65. Onisiwo), Ratkov (65. Vertessen).
Porto: D. Costa - Rosario, Bednarek, Kiwior, Zaidu (53. Fernandes) - Froholdt, Varela (66. Mora), Veiga (53. Moura) - Pepe (53. Gomes), Aghehowa (77. Gül), Sainz
Gelbe Karten: Yeo, Rasmussen, Kjaergaard, Vertessen bzw. Gomes.
Wals-Siezenheim, Red Bull Arena, 9.993 Zuschauer, SR Fotias (GRE).