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SN-Analyse: Warum Red Bull Salzburg nicht Meister wurde

Nach zehn Meistertiteln in Serie herrscht beim Ligakrösus Red Bull Salzburg Ernüchterung. Die Bullen konnten in der Fußball-Bundesliga in der letzten Runde Sturm Graz nicht mehr von der Tabellenspitze verdrängen und müssen sich mit Rang zwei zufriedengeben. Jetzt wartet auf die Salzburger eine beinharte Qualifikation zur Champions League.

Aus und vorbei: Red Bull Salzburg wird nur Zweiter. Torhüter Timo Horn (l.) und Strahinja Pavlovic waren nach Schlusspfiff bitter enttäuscht.
Aus und vorbei: Red Bull Salzburg wird nur Zweiter. Torhüter Timo Horn (l.) und Strahinja Pavlovic waren nach Schlusspfiff bitter enttäuscht.

Es gibt einige Gründe, warum Red Bull Salzburg in der am Sonntag zu Ende gegangenen Spielzeit die Erwartungen nicht erfüllen konnte. Letztendlich wurden alle Saisonziele nicht erreicht. International kam das Aus bereits vor der Winterpause, im Cup flog man im Halbfinale gegen Sturm Graz aus dem Bewerb und auch in der Liga musste man den Steirern den Vortritt lassen. Erst in den letzten beiden Saisonspielen in Hartberg (5:1) und gegen den LASK (7:1) spielten die Salzburger so, wie man es von Beginn an erwartet hatte. Jetzt werden die Bullen-Bosse rund um Geschäftsführer Stephan Reiter und Sportdirektor Bernhard Seonbuchner die Saison aufarbeiten. Zu besprechen gibt es sicher viel. Die SN zeigen einige Gründe auf, warum die Spielzeit nicht nach Wunsch verlaufen ist.

Es fehlte an Qualität

Nach den Abgängen vor Saisonbeginn von den Führungsspielern Nicolas Seiwald, Rasmus Kristensen, Philipp Köhn, Brenden Aaronson, Noah Okafor und Benjamin Sesko musste Neo-Trainer Gerhard Struber eine neue Mannschaft formen. Dies gelang ihm nicht wirklich. Zwar starteten die Bullen perfekt mit einem Sieg in Lissabon in der Champions League, aber je länger die Saison dauerte, desto schwächer wurden die Leistungen. Vor allem in der Defensive leistete sich der Serienmeister in den entscheidenden Partien einfach zu viele Fehler. Und es fehlte der jungen Mannschaft ein Antreiber, der in schwierigen Situationen voranging. Lange Zeit ließen auch die Angreifer ihre Torgefährlichkeit vermissen. Goalgetter Karim Konate kam erst nach dem Trainerwechsel, als es fast schon zu spät war, auf Touren. Zudem erfüllten einige vermeintliche Stars, wie zum Beispiel Lucas Gourna-Douath oder Oumar Solet, die Erwartungen nur äußerst selten.

Auf und neben dem Platz fehlte die Führung

Nach dem überraschenden Abgang von Sportdirektor Christoph Freund, der in der Vergangenheit in schwierigen Phase immer die richtigen Worte zur Mannschaft und zur Öffentlichkeit sagte, fand sich in der Bullen-Chefetage kein adäquater Ersatz, der den Verlust sofort ersetzen hätte können. Nachfolger Bernhard Seonbuchner musste eine Mannschaft übernehmen, die dem Vernehmen nach in Grüppchen zersplittert war. Erst als der Club die Reißleine zog und Struber durch Onur Cinel ersetzte, ging es leicht bergauf. Aber auch unter Cinel gelang der Turnaround nicht sofort, weil sich die Bullen gegen Klagenfurt und Rapid Wien nicht richtig gegen die Pleiten stemmten. Seonbuchner muss nun zeigen, dass er den Kader erfolgreich umbauen und danach führen kann, ansonsten könnte es auch für den Deutschen eng werden. Es wird auch Spieler brauchen, die wieder mehr Biss, Leidenschaft und Einsatzwillen zeigen und sich in den Dienst der Mannschaft stellen. Der Kader der vergangenen Saison war augenscheinlich zu jung und charakterlich wahrscheinlich zu schwach, um an die Erfolge der Vergangenheit anschließen zu können.

Verletzungspech bremste die Bullen

Es zog sich wie ein roter Faden durch die Saison. Kaum einer der insgesamt vier Trainer konnte ein Mal aus dem Vollen schöpfen. Über viele Wochen fehlten immer wieder wichtige Schlüsselspieler. Zum Saisonende gegen den LASK musste Trainer Cinel auf Torhüter Alexander Schlager, Andreas Ulmer, Amar Dedic, Maurits Kjaergaard, Nicolas Capaldo, Fernando und Mads Bidstrup verzichten. Ein Großteil dieser Kicker fehlte in der entscheidenden Meisterschaftsphase über viele Wochen. Obwohl der Bullen-Kader noch immer über den von Sturm Graz zu stellen ist, konnten die Ausfälle augenscheinlich nicht gleichwertig ersetzt werden.

Unruhe von Beginn an

Die Saison begann mit einem negativen Paukenschlag. Meistermacher Matthias Jaissle verabschiedete sich kurz vor dem Bundesliga-Start überraschend Richtung Saudi-Arabien. Gerhard Struber übernahm kurzfristig eine Mannschaft, die er nicht zusammengestellt hat, und scheiterte. Der Salzburger soll nie den richtigen Draht zum Team gefunden haben und konnte Disziplinlosigkeiten nicht unterbinden. Dazu fehlte ihm in der Öffentlichkeit der nötige Rückhalt. Auch nach der Wintervorbereitung verbesserten sich die Leistungen der Bullen nicht und die Salzburger verloren immer mehr an Souveränität und Attraktivität im Spiel. Man sah keine Einheit auf dem Platz. Neben dem Trainer mussten die Bullen im vergangenen Sommer auch Mastermind Christoph Freund, der wie aus dem Nichts zu Bayern wechselte, ziehen lassen. Salzburg stand im Sommer plötzlich ohne Trainer und Sportdirektor, die im Vorjahr noch den Titel holten, da. Dass dies alles andere als gute Vorzeichen waren, steht außer Frage.


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