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Warum es Peter Schöttel von Anfang an schwer hat

Der ÖFB hat einen neuen Sportdirektor. Der rasch vollzogene Wechsel ändert nichts an dessen Aufgaben: Nicht schnelle Erfolge, sondern langfristig Erfolg versprechende Strukturen müssen sein Ziel sein.

Gerhard Öhlinger
Peter Schöttel folgt im ÖFB auf Willi Ruttensteiner.
Peter Schöttel folgt im ÖFB auf Willi Ruttensteiner.

Unter Sirenengeheul wurde am Samstag der neue ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel präsentiert. Der parallel stattfindende Zivilschutzalarm passte zur unglücklichen Außendarstellung des Fußballbundes in den vergangenen Wochen. Aber herrscht auch eine Alarmstimmung, die den nun so rasch vollzogenen Wechsel nach 18 Jahren Willi Ruttensteiner akut rechtfertigt?


Sicher, die WM-Qualifikation hat für das A-Team mit Rang vier in der Gruppe das platzmäßig schlechteste Abschneiden seit langem gebracht. Deshalb muss auch Teamchef Marcel Koller gehen. Andererseits hat das Nationalteam mit einer Notbesetzung zuletzt den mutmaßlichen Gruppensieger und WM-Teilnehmer Serbien bezwungen. Das ist der Lauf der schnelllebigen Fußballwelt mit ihren rasch aufeinander folgenden Aufs und Abs.


Das andere ist das große Ganze, die langfristige Entwicklung, die tragfähige Struktur. Und hier konnte selbst die größten Ruttensteiner-Kritiker im Präsidium nichts Schlechtes über den scheidenden Sportchef sagen. Österreichs Fußball steht dank seiner Arbeit auf soliden Beinen und verfügt über eine intakte Struktur. Die Nachwuchszentren liefern beständig Talente, die U-Auswahlen schneiden deutlich besser ab als früher, die Frauen katapultierten sich von Nirgendwo in die europäische Spitze, das St. Pöltener Nachwuchszentrum für die Mädchen ist ein europaweites Vorzeigemodell. Gestolpert ist Ruttensteiner sicher nicht über Mängel in seiner Arbeit. Seine Gegner beklagten vielmehr eine für das Gegenüber schwer erträgliche Selbstverliebtheit und mangelnde Selbstkritik, vor allem in der Aufarbeitung des EURO-Scheiterns.


Dennoch sollen manche Präsidiumsmitglieder im letzten Moment noch geschwankt haben, ob sie nicht doch wieder Ruttensteiner das Vertrauen schenken sollten. Was wohl auch daran lag, dass der joviale und umgängliche Kandidat Peter Schöttel kein detailliertes Konzept vorlegte. Natürlich ist Papier geduldig, aber damit macht es sich der Neue zusätzlich schwierig, in die großen Schuhe seines Vorgängers zu schlüpfen. Auf Dauer wird nett sein allein nicht reichen.


Schöttel könnte sich freilich gleich mit seiner ersten Amtshandlung bei den Kritikern freispielen, wenn er demnächst einen anderen als den erwarteten "Haberer" Andreas Herzog als Teamchef präsentiert. Andererseits spricht auch nichts gegen eine harmonische Beziehung zwischen den Führungskräften. Das Triumvirat Windtner-Ruttensteiner-Koller hat es vorgezeigt: Wenn die Erfolge da sind, fragt niemand, ob sich die Chefs lieb haben oder nicht. Erfolge, dazu zählen aber aus Sicht des Sportdirektors nicht nur Siege des A-Teams. Oder, um mit einem Satz von Willi Ruttensteiner abzuschließen: "Der Teamchef ist zuständig für das nächste Spiel. Der Sportdirektor für die nächsten zehn Jahre."