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"Wunder von Bern": Jetzt lebt nur noch einer

Hans Schäfer, Mitglieder der deutschen Fußball-Weltmeistermannschaft von 1954, ist im Alter von 90 Jahren gestorben. Vom legendären Team unter Sepp Herberger lebt nun nur noch Horst Eckel.

Die Helden von Bern Max Morlock, Hans Schäfer, Jupp Posipal und Hans Bauer (v. l.) bei der triumphalen Rückkehr 1954 mit dem WM-Pokal.
Die Helden von Bern Max Morlock, Hans Schäfer, Jupp Posipal und Hans Bauer (v. l.) bei der triumphalen Rückkehr 1954 mit dem WM-Pokal.

Fußball-Deutschland trauert um Hans Schäfer. Der ehemalige Kapitän der deutschen Nationalmannschaft und Weltmeister von 1954 ist am Dienstag im Alter von 90 Jahren gestorben, wie sein früherer Club 1. FC Köln mitteilte.

105 Jahre alt wolle er werden, "und dann in meiner Stammkneipe mit einem Glas Kölsch in der Hand an der Theke sterben", wie Schäfer anlässlich seines 75. Geburtstags zu Protokoll gegeben hatte. Diese Aussagen seien "typisch Hans", sagte der 85-jährige Horst Eckel, 1954 Zimmernachbar Schäfers bei der WM in der Schweiz. "Immer vorausschauend und mit typisch rheinischem Humor."

Eckel ist nun der letzte noch lebende Weltmeister des sogenannten "Wunders von Bern", wo Deutschland am 4. Juli 1954 mit einem 3:2-Finalsieg über Ungarn erstmals Weltmeister wurde. Das nach dem Zweiten Weltkrieg erstmals wieder zugelassene deutsche Team galt als krasser Außenseiter. Im Halbfinale deklassierte die BRD-Elf die damals höher eingeschätzten Österreicher um Walter Zeman, Ernst Ocwirk und Ernst Happel mit 6:1.

Schäfer konnte mit dem ihm zugeschriebenen Heroenstatus nichts anfangen. "Es ist doch kein Heldentum, wenn ich ein Spiel gewinne, und sei es eine Weltmeisterschaft", sagte der ehemalige Offensivspieler 2006 der "Zeit". Und ein Wunder sei es auch nicht gewesen: "Im Sport haben Außenseiter immer eine Chance. Wir haben sie genutzt, daran ist nichts Übernatürliches."

Wegen dieser Einstellung sei "de Knoll" (der Dickkopf) "ein Vorbild, von dem ich meinen Spielern gerne erzähle", sagte DFB-Sportdirektor Horst Hrubesch. Für Toni Schumacher, einst Torhüter-Ikone bei Schäfers Verein 1. FC Köln und heute dort Vize-Präsident, war Schäfer "eine wahre FC-Legende" und "Vorbild für Legionen von Fußballern in Köln". FC-Präsident Werner Spinner nannte Schäfer "das größte Fußball-Idol unserer Stadt" und "eine der größten Legenden des deutschen Fußballs".

Sein vom Wiener Peter Stöger betreuter Herzensverein Köln ist aktuell nur Letzter der deutschen Bundesliga. Als "de Knoll" noch die Fäden zog, war der FC das "Real Madrid des Westens". 1962 führte Schäfer die Kölner zum Meistertitel, 1964 gelang dasselbe in der ersten Bundesligasaison. 1963 wurde Schäfer zu Deutschlands Fußballer des Jahres gewählt.

Hans Schäfers langjähriger Mannschaftskamerad Horst Eckel ist nun der einzige noch Lebende aus der Weltmeistermannschaft von 1954. "Das ist ein sehr trauriger Tag. Hans war ein sehr guter Kamerad von mir. Zum letzten Mal Kontakt hatte ich, als ich vor ein paar Wochen mit ihm zu seinem 90. Geburtstag telefoniert habe. Da hatte ich das Gefühl, dass es ihm gut geht", sagte der 85-Jährige der "Bild"-Zeitung. "Jetzt bin ich der letzte der Mannschaft von 1954, ich fühle mich jetzt auch alleine."

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