Auf die Europäer mit Kapitän Luke Donald und Topstar Rory McIlroy an der Spitze wartet unweit der Metropole New York City eine in jeder Hinsicht feindliche Umgebung. Gespielt wird auf dem selektiven schwarzen Kurs von Bethpage, der keine Fehler erlaubt. Hinzu kommt ein Publikum, das die Gäste vom "alten" Kontinent nicht gerade höflich empfangen wird. "Man sagt ja immer, die New Yorker Fans sind in jeder Sportart die ärgsten. Das, was da reingerufen wird, hat mit Sport, Fairness und Patriotismus oft nichts zu tun. Das wird sicherlich nicht einfach", meinte Zitny im APA-Gespräch.
"Es ist eine wirklich große Herausforderung, aber keine unüberwindbare", erklärte auch McIlroy, der erfahrenste Ryder-Cupper bei der 45. Auflage. "Auf all das müssen wir vorbereitet sein. Aber ich bin mir sicher, dass Luke Donald jedes einzelne Szenario durchdacht hat." Für McIlroy ist der Gewinn des Ryder Cups auswärts "eine der größten Leistungen im Golfsport". Die Statistik gibt ihm recht. Der letzte Sieg auf US-Boden gelang 2012 beim "Wunder von Medinah" in Illinois, als Donald, McIlroy und Co. einen 6:10-Rückstand noch in einen 14,5:13,5-Erfolg drehten. Zuletzt gab es aber in der Ferne zwei Abreibungen (2021: 9:19; 2016: 11:17). Der letzte Auswärtscoup des US-Teams liegt gar schon 32 Jahre zurück.
Neuauflage Straka/Lowry?
Teamkapitän Donald setzt auf Erfahrung und Teambuilding als "Gegengift" zum Auswärtsnachteil. Mit dem Dänen Rasmus Höjgaard gibt es nur einen Neuling, elf der zwölf Spieler waren Teil der siegreichen Truppe von 2023 in Rom (16,5:11,5), darunter auch Straka. Die Europäer absolvierten diese Woche einen Erkundungstrip zum Platz Bethpage Black und trainierten dort. "Die spielen sich jetzt ein mit verschiedenen Varianten. Da haben sie den Riesenvorteil, dass sie in Rom schon zusammen gespielt haben", sagte Zitny.
Der Sportdirektor von Golf Austria glaubt auch wieder an eine Neuauflage des Teams Shane Lowry/Straka. "Es würde mich massiv wundern, wenn Shane und der Sepp nicht Vierer spielen. Die sind genauso eingespielt wie einst Jose Maria Olazabal und Seve Ballesteros. Aber das hängt auch davon ab, wie sie mit dem Platz zurechtkommen." Dass Straka aufgrund einer zu frühen Geburt seines zweiten Kindes deutlich später zum Team gestoßen ist, wollte Zitny nicht überbewerten. "Man sieht einfach, dass dem Sepp die Familie das Wichtigste ist."
USA unter Erfolgsdruck
Insgesamt haben die europäischen Spieler 32 Cup-Teilnahmen in der Hüfte, mit McIlroy (7) und dem Engländer Justin Rose (6) als die größten Veteranen. Bei den Amerikanern, die mit vier "Rookies" (Russell Henley, Ben Griffin, J.J. Spaun, Cameron Young) antreten, sind es nur 15 Teilnahmen. Justin Thomas (3) ist hier der Erfahrenste. Nichtsdestotrotz werden die Gastgeber, die - angeführt von der Nummer eins Scottie Scheffler - sieben Spieler der Top 10 der Weltrangliste in ihren Reihen wissen, auch von den Buchmachern favorisiert.
Die US-Mannschaft steht daheim jedoch unter enormem Erfolgsdruck, nicht zuletzt nach dem Debakel von Rom, wo Gerüchte über ein gespaltenes Team kursierten. Eine solche Diskussion will sich der neue Kapitän Keegan Bradley ersparen. Der 39-Jährige sprach von Harmonie und einer "großartigen Mannschaft". "Es ist das engste Team, das ich je gesehen habe." Neben der Unterstützung der Fans kann er auch auf jene seines Präsidenten zählen. Donald Trump hat sich angekündigt, ein Besuch für den Eröffnungstag (Freitag, 26. September) wird erwartet.