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Jan Hercogs Sprung in die Seine nach einem brutal harten Weg zu Olympia

Österreichs Freiwasser-Schwimmer Jan Hercog ist es gewohnt, mit widrigen Umständen klar zu kommen. Dass er in Paris dabei ist, kann er selbst noch immer nicht so wirklich glauben.

Open Water in der Seine.
Open Water in der Seine.




Ob das Wasser der Seine in Paris schmutzig ist, beschäftigt alle anderen mehr als Jan Hercog. Dabei ist der Steirer einer von den wenigen, die reinspringen. Als erster Österreicher überhaupt hat er sich für einen Olympiabewerb im Open Water qualifiziert. Gemeinsam mit Felix Auböck, der sich sein Startticket über die 800 Meter im Becken geholt hat, startet er am Freitag (7.30 Uhr) in das 10-Kilometer-Rennen am Pont Alexandre III.

Mama und Papa als Hauptsponsoren

Für den 26-jährigen Hercog ist allein schon das Dabeisein unter den 22 Besten bei Olympia ein Riesenerfolg. "Es ist immer noch irre. Davon hätte ich vor fünf Jahren nicht zu träumen gewagt", sagt er. Damals wechselte er nach Deutschland, auch deshalb war der Weg für ihn "sehr steinig". Das Bundesheer lehnte den "Legionär" ab, und Unterstützer stehen in seinem Sport nicht Schlange: "Mama und Papa waren meine größten Sponsoren."

Beim Debüt untergegangen

Im freien Wasser, wo schmutziges Wasser oder Tritte und Ellbogenchecks von Konkurrenten normal sind, zahlte er zunächst Lehrgeld. Beim ersten Europacup ging er buchstäblich unter und landete am Ende des Feldes, trotzdem wusste er ab da: "Das ist mein Sport."

Vor allem die vergangenen drei Jahre waren für Hercog "mental und körperlich brutal hart". Uner anderem deshalb, weil sein Stützpunkt in Würzburg ins Chaos stürzte, nachdem ein Trainer des sexuellen Missbrauchs von Schwimmerinnen überführt wurde. Hercog war knapp davor, aufzugeben, ehe er Unterschlupf bei einem anderen Club in Halle/Saale fand.

Ein Salzburger in seinem Sog

Als er sich bei der WM in Doha Anfang Februar für Olympia qualifizierte, war die Freude umso größer. Richtig wahr wurde es für ihn bei der Einkleidung Mitte Juli: "Als ich die Ausstattung erhalten habe, musste ich vor Freude weinen."

Vielleicht erntet einmal ein Salzburger, was er gesät hat: Über Luca Karl, der sich ebenfalls aufs Freiwasser spezialisiert hat, freut sich Hercog sehr: "Er ist motiviert und erfolgshungrig und hat eine größere Zukunft als ich im Freiwasser." Ob er selbst nach Paris den immer noch steinigen Weg weitermacht, lässt der Steirer noch offen. In der Seine sind am Freitag die Top Ten das Ziel für den Österreicher.

Felix Auböck hat sich nach seinem grippalen Effekt wieder erholt. Der 400-Meter-Europameister sagt: "Ich bin nicht ganz in meiner Top-Verfassung, das ist klar. Aber ich bin gesund, das ist das Wichtigste." Für Auböck ist der Open-Water-Bewerb über 10 km die olympische Zugabe. Vor knapp fünf Jahren hat der Niederösterreicher das letzte Mal einen Wettkampf über diese Distanz bestritten.

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