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Pöltl trotz Nasenbeinbruches für NBA-Saison zuversichtlich

Jakob Pöltl fühlt sich vor seiner zehnten NBA-Saison auf dem bisher besten Basketball-Level seiner Karriere. Der Wiener will sich auch von einem in der Vorbereitung erlittenen Nasenbeinbruch nicht bremsen lassen. Seine Toronto Raptors sind über den Sommer im Wesentlichen zusammengeblieben, die Erwartungen höher als in der vergangenen Saison. "Es ist unser Ziel, in die Play-off-Plätze zurückzukommen", erklärte Pöltl im Gespräch mit der APA aus dem Trainingscamp in Calgary.

Pöltls Gesicht wird auf dem Court derzeit hinter einer Maske versteckt
Pöltls Gesicht wird auf dem Court derzeit hinter einer Maske versteckt

Die Testspiel-Serie vor dem Ligastart in drei Wochen beginnt am Montag (4.00 Uhr MESZ in der Nacht auf Dienstag) in Vancouver gegen die Denver Nuggets. Pöltl wird mit einer speziellen Schutzmaske auflaufen, die er laut eigenen Angaben noch zwei bis vier Wochen tragen muss. "Da muss man ganz einfach durch", sagte der bald 30-Jährige, der sich die Verletzung bei einem Ellbogencheck im Training zugezogen hatte.

Hoffen auf "Breakout-Season"

Seine bisher letzte Play-off-Serie hat Pöltl 2019 mit den San Antonio Spurs bestritten. Die Raptors waren in der Vorsaison nach mehreren Verletzungen und 30 Siegen in 82 Partien relativ deutlich davon entfernt. "Uns ist schon klar, dass wir eine junge Mannschaft sind und noch Erfahrung sammeln müssen", betonte Pöltl. "Aber genau darum geht es, dass wir eine Art Breakout-Season haben, uns in den Play-offs finden und dort wertvolle Erfahrung sammeln, die uns dann hilft, noch schneller ein Team mit Championship-Kaliber zu werden."

Ein wichtiger Faktor soll Brandon Ingram werden, der bereits im Februar verpflichtet worden ist, wegen einer Knöchelverletzung aber noch kein Spiel für die Kanadier bestritten hat. "Wir haben relativ schnell eine gute Chemie entwickelt", sagte Pöltl über den früheren All-Star, der als ausgesprochen stark in Pick-and-Roll-Spielzügen mit großen Centern wie dem Österreicher gilt. "Er ist ein natürlicher Scorer. Es wird sicher genug Situationen geben, wo die Defense überfokussiert auf ihn ist und Freiräume für mich und andere Mitspieler entstehen."

Sorgen, dass er mit einem weiteren balldominanten Spieler neben Topstar Scottie Barnes, Spielmacher Immanuel Quickley und Scorer RJ Barrett in der Offense nicht mehr so viele Chancen erhält, macht sich Pöltl nicht. "Ich bin niemand, der den Ball in der Hand braucht. Aber wenn es die Situation ermöglicht oder sogar braucht, kann ich mich einschalten. Das Ganze wird sehr, sehr natürlich entstehen." Dazu versprach der 2,13-Meter-Mann einen "sehr eigenen, aggressiven Defense-Stil", den die Raptors spielen werden.

Pöltl so stark wie nie?

Mit 14,5 Punkten und 9,6 Rebounds pro Partie hat Pöltl in der Vorsaison Karrierebestwerte erzielt. Der US-Sportsender ESPN reihte ihn zuletzt als Nummer 93 erstmals unter die 100 besten Spieler der Liga. "Ja, ich denke schon", sagte Österreichs NBA-Pionier auf die Frage, ob er sich auf seinem basketballerischen "Peak" fühle. "Ich habe mich in fast jedem Jahr ein Stück weiterentwickelt. Ich glaube nicht, dass das etwas mit den Statistiken zu tun hat, aber man lernt in jedem Jahr ein bisschen dazu. Die Erfahrung spielt immer mehr eine tragende Rolle."

Pöltl wird am 15. Oktober 30 Jahre alt. Der runde Geburtstag sei zwar "eine Art Meilenstein". Er werde für ihn aber nicht viel verändern. "Ich werde jetzt nicht ins Grübeln kommen." Seine Zukunft ist ohnehin abgesteckt. Seinen Vertrag in Toronto hat Pöltl im Sommer vorzeitig um vier Jahre verlängert. Bis 2030 wird er insgesamt 123 Mio. Dollar (105 Mio. Euro) verdienen. Nach viereinhalb Saisonen in San Antonio war er 2023 zu den Raptors zurückgekehrt, mittlerweile ist er deren ältester Leistungsträger.

"Je weniger ältere Spieler wir haben, desto mehr ist auch die Verantwortung bei mir", erklärte Pöltl. Er wolle seinen Teamkollegen helfen und "schauen, dass ich immer ein Stückchen ein besserer Spieler werde". Im vergangenen Jahr hätte das Team noch mehr Zeit und Spielraum gehabt, sich zu entwickeln. "Jetzt geht es darum, dass wir gleichzeitig lernen und Performances aufs Parkett bringen. Das wird eine ganz eigene Challenge."

Meinung zu US-Politik

Die Challenge mit Österreichs Nationalteam heißt WM-Qualifikation. Pöltl steht nach einem erfolgreichen Sommer frühestens im Juli wieder zur Verfügung. "Wir haben gute Schritte nach vorne gemacht. Wir wollen so weit wie möglich kommen. Und da will ich natürlich bei jeder Möglichkeit, die ich habe, aushelfen." Kontakt mit dem neuen Teamchef Aramis Naglic gab es bisher noch nicht, er habe aber nur Gutes über den Kroaten gehört. "Ich gehe da sehr offen rein. Ich denke, die Zusammenarbeit wird sehr positiv sein. Er wird das gut machen."

Weniger Mut macht Pöltl die Situation in der US-Innenpolitik. "Es ist eine eher angespannte Situation, man merkt immer mehr den Zwiespalt zwischen links und rechts", schilderte der langjährige Nordamerika-Legionär. Er hoffe, dass man möglichst schnell wieder einen gemeinsamen Nenner finde. "Tendenziell arbeitet die Bevölkerung in den USA gerade immer gegeneinander statt miteinander, das scheint nicht sehr produktiv zu sein. Diese Spaltung bringt wenig bis nichts."

Man könne zwar sagen, US-Präsident Donald Trump sei der Auslöser. "Aber im Endeffekt liegt es auch an der Bevölkerung an sich, dass sie einen Weg findet, wieder zusammenzukommen. Sich da nur auf den Präsidenten auszureden, weil er da vielleicht nicht besonders hilfreich agiert, bringt auch nichts", meinte Pöltl. "Man muss schauen, dass man zu Lösungen kommt." Auch in Kanada werde Trump eher kritisch gesehen. Dass eine mögliche Eskalation Auswirkungen auf die traditionell eher liberale Profiliga NBA haben könnte, befürchtet Pöltl derzeit nicht. "Aber natürlich ist es besser, vorsichtig zu sein."

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