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Psychische Probleme im Spitzensport: "Es ist o.k., nicht o.k. zu sein"

Simone Biles, Michael Phelps oder Martin Hinteregger: Auch die Besten im Spitzensport können mit psychischen Problemen kämpfen. Das Bewusstsein dafür ist nicht zuletzt wegen prominenter Betroffener gestiegen.

Tennisstar Naomi Osaka machte öffentlich, dass sie unter Depressionen gelitten hatte.
Tennisstar Naomi Osaka machte öffentlich, dass sie unter Depressionen gelitten hatte.
Simone Biles.
Simone Biles.

Die Vorfälle um Ski-Olympiasieger Matthias Mayer am Rande der Hahnenkammrennen in Kitzbühel haben einmal mehr gezeigt: Psychische Erkrankungen im Sport können auch die Besten und Erfolgreichsten treffen. Im Umgang damit tut sich die Sportszene nach wie vor schwer. In zunehmendem Maße sind Athletinnen und Athleten bei Problemen mit mentaler Gesundheit auch in die Öffentlichkeit gegangen und konnten damit anderen Betroffenen Mut machen.

Naomi Osaka. Bei den French Open 2021 erklärte die damalige Nummer zwei der Tenniswelt, dass sie unter sozialer Phobie leide und harte Depressionsphasen durchlebt habe. Die Japanerin erntete dafür viel Sympathie und überwältigende Unterstützung. Sie nahm danach eine Auszeit und wurde Mutter. In einem ausführlichen Artikel im "Time"-Magazin schrieb sie: "Es ist o. k., nicht o. k. zu sein." Sie plädierte dafür, als Sportprofi Krankenstandstage nehmen zu können, über deren Gründe man die Öffentlichkeit nicht informieren muss. Bei den derzeit laufenden Australian Open gab sie ihr Grand-Slam-Comeback. "Ich versuche nun, mir viel weniger Druck zu machen und alles aufzusaugen", sagte Osaka.

Die Tennisspielerin tauschte sich auch mit Schwimmstar Michael Phelps aus: "Er sagte mir, dass ich möglicherweise ein Leben gerettet habe, indem ich mich zu Wort gemeldet habe. Wenn das stimmt, dann hat sich das alles gelohnt", erklärte Osaka.

Michael Phelps.
Michael Phelps.


Michael Phelps. Jahrelang verheimlichte der erfolgreichste Olympiasportler der Geschichte (23 Goldmedaillen) seine Depressionen. Trotzdem schwamm der US-Amerikaner seinen Konkurrenten auf und davon. Nun reist er als Botschafter für die Bedeutung der mentalen Gesundheit um die Welt. Er habe zu oft erlebt, wie Sportler an ihren Problemen zerbrachen. Nun wolle er Leben retten.

Michael Phelps.
Michael Phelps.



Simone Biles. Ausgerechnet während des Teambewerbs bei Olympia 2021 in Tokio stieg die Turnkönigin aus dem Wettkampf aus. Jahrelang hatte sie Erlebnisse wie sexuellen Missbrauch durch einen Trainer sowie Suchtprobleme und Kriminalität in ihrer Familie verdrängt. Die Strategie funktionierte lange, die 1,42 Meter große US-Amerikanerin wurde zur besten Turnerin der Welt. In Tokio aber war sie komplett blockiert. Nach einer längeren Wettkampfpause kehrte sie zurück - erfolgreich wie eh und je. Die mittlerweile mit einem Football-Profi verheiratete 26-Jährige sagt: "Ich mache Dinge jetzt bewusster und gehe zur Therapie, um sicherzustellen, dass alles geordnet ist."

Sebastian Deisler.
Sebastian Deisler.


Sebastian Deisler. Depressionen im Profifußball? In der Märchenwelt mit Millionengagen, von der jeder kleine Bub träumt? Erst durch Sebastian Deisler erfuhr eine große Öffentlichkeit von diesen Schattenseiten des Sports. Anfang der 2000er-Jahre galt er als Jahrhunderttalent des deutschen Fußballs. Doch an den Anforderungen des Profibetriebs im grellen Scheinwerferlicht zerbrach er. Mit 27 Jahren beendete er seine Karriere. "Ich habe die Freude und den Spaß verloren. Es war zuletzt für mich eine Qual. Ich kann nicht mehr", sagte er auf seiner Abschiedspressekonferenz.

Martin Hinteregger.
Martin Hinteregger.

Gewisse Parallelen zu Deisler gab es bei Martin Hinteregger. Der ÖFB-Nationalspieler verließ den Profisport, weil er "nicht mehr fremdbestimmt" sein wollte. In seiner Biografie enthüllte er später Spielsucht und Depressionen. Dass er sich in die Hände erfahrener Psychologen begeben habe, sei der Schlüssel zurück in ein Leben ohne Angst gewesen.

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