Die legendäre "Westschleife" des einstigen Österreichrings könnte wieder Bestandteil der aktuellen Rennstrecke werden. Fix ist aber noch nichts, wird in Spielberg immer wieder betont.
5,9 Kilometer lang war die berühmt-berüchtigte Hochgeschwindigkeits-Autorennstrecke, die 1969 rund um den Hype um Jochen Rindt entstanden war und sich in der Folge 18 Jahre hindurch mit spektakulären Rennen vor bis zu 150.000 Zuschauern Legendenstatus erarbeitete. Mit einem Schnitt von fast 250 km/h (Nelson Piquet 1984) war der Österreichring mit seinen Mut-Kurven eine Zeit lang sogar die schnellste Formel-1-Piste der Welt.
Zunehmende Sicherheitsprobleme und zwei Rennabbrüche führten aber 1987 zum Ende der Formel-1-Rennen auf der einzigartigen Berg- und Tal-Naturstrecke in der Obersteiermark. Als die Königsklasse nach einer zehnjährigen Pause 1997 zurückkehrte, wurde für sieben Jahre und bis 1993 auf dem sicheren, übersichtlichen aber deutlich kürzeren A1-Ring gefahren.
Von 5,9 auf 4,3 Kilometer
Dieses überschaubare Layout von Hermann Tilke wurde mit der Übernahme durch Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz weiterverwendet. Der Red Bull Ring wird heute auch als Test- und Incentive Center im Rahmen des "Projekt Spielberg" betrieben, die Rennstrecke selbst ist mit ihren 4.318 Metern fast gleichauf mit Mexiko und Brasilien die viertkürzeste in der Formel 1 nach Monaco.
Schon bei der Neuübernahme durch Mateschitz war eine Renovierung der Westschleife geplant gewesen. Die aktuellen Erweiterungspläne im steirischen Aichfeld haben sich bereits bis zu Formel-1-Boss Bernie Ecclestone herumgesprochen. "Aus Fahrersicht ist das vielleicht schon interessant mit der alten Strecke. Die hat ja doch viel mehr die Männer von den Jungs getrennt als es heutzutage der Fall ist", zeigte sich der Brite zuletzt in Baku im Interview mit der APA (Austria Presse Agentur) informiert über die Pläne am Ring.
Red Bull forciert die Pläne
Red-Bull-Konsulent Helmut Marko hat die Überlegung, die Westschleife - dort geschah 1975 der schwere Unfall des US-Amerikaners Mark Donohue - nicht nur als Testcenter sondern eventuell auch wieder als Rennstrecke nutzen zu können, in verschiedenen Medien schon mehrmals bestätigt. Seine aktuelle Einschränkung: "Derzeit ist alles noch im Planungsstadium."
Aber auch der Grazer, der 1971 auf dem Österreichring selbst noch zusammen mit Legenden wie Emerson Fittipaldi, Graham Hill, Jackie Stewart oder Niki Lauda Formel 1 gefahren ist, ist natürlich angetan von den Plänen. "Die Zusammenführung dieser beiden Strecken wäre weltweit eine völlig neue Situation. Man wäre damit eine der noch attraktiveren aber vor allem schnellsten Rennstrecken", sagte Marko kürzlich bei einem Medientermin an der Strecke.
Langstreckenrennen wären möglich
Derzeit wird geprüft, was hinsichtlich Westschleife am meisten Sinn macht. Vor allem kommerziell und da wären etwa Rennen zur Langstrecken-WM (WEC) oder auch 24-Stunden-Bewerbe mit ihren vielen campierenden Fans eine interessante Alternative. Zudem wären Langstreckenrennen nach DTM, Formel 1 und der heuer am 14. August zurückkehrenden Motorrad-Straßen-WM (MotoGP), bei der 225.000 Fans erwartet werden, das noch fehlende Produkt im Portfolio der Rennstrecke von Mateschitz, dem mittlerweile auch der Salzburgring gehört.
Es ist noch fast alles da
Bautechnisch wäre die Zusammenführung der neuen mit der alten Strecke vermutlich kein allzu großes Problem. Wie die Nürburgring-Nordschleife oder die Monza-Steilkurven ist auch in Österreich von der Original-Strecke bis auf das Verbindungsstück Schönberg noch alles da.
Schon 2017 könnte daher ein Zusammenschluss möglich sein, heißt es. Die Akzeptanz der Umweltbehörden vorausgesetzt. Der Red Bull Ring hat die ganze Region rund um Zeltweg wirtschaftlich wiederbelebt, steht aber trotz des nahen und größten österreichischen Militärflughafens (Hinterstoisser) unter genauester Beobachtung was Lärm und Umweltauflagen betrifft.