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Graabak holte Kombi-Gold, Greiderer Fünfter vor Lamparter - Favorit Riiber verlief sich

Österreichs Nordische Kombinierer haben die Medaillenränge im olympischen Großschanzen-Bewerb knapp verpasst. Lukas Greiderer, der Dritte der ersten Konkurrenz, musste die Rivalen ebenso wie Johannes Lamparter im Finish ziehen lassen und belegte mit 11,8 Sekunden Rückstand unmittelbar vor seinem Teamkollegen (18,0) den fünften Rang. Im Sprint um Gold setzte sich der Norweger Jörgen Graabak 0,4 Sekunden vor seinem Landsmann Jens Luraas Oftebro und Akito Watabe (JPN/0,6) durch.

Enttäuscht im Ziel: Johannes Lamparter.
Enttäuscht im Ziel: Johannes Lamparter.


Wie viel Drama passt in 27 Minuten? Der 10-Kilometer-Langlauf beim Olympiabewerb der Nordischen Kombination von der Großschanze am Dienstag verlief nach einem verrückten Drehbuch, in dem ein Held nach dem anderen fiel. Auch der österreichische Mitfavorit Johannes Lamparter, der sich am Ende mit Platz sechs begnügen musste, noch hinter Landsmann Lukas Greiderer (Fünfter/+11,8). Gold ging an Jörgen Graabak vor Jens Luraas Oftebro (beide NOR).

Schon die Vorgeschichte hatte es in sich. Jarl Magnus Riiber segelte im Springen von der Großschanze direkt aus der zwölftägigen Corona-Quarantäne kommend auf 142 Meter. Das bedeute 44 Sekunden Vorsprung für den Norweger auf seine nächsten Konkurrenten. Weltmeister Johannes Lamparter verlor mit seinem 128-Meter-Sprung 1:27 Minuten.

Wie würde Riiber die lange Laufpause und die Kälte von minus 19 Grad verkraften? Der Topstar war in der ersten von vier Runden gut unterwegs, doch dann unterlief ihm ein fataler Fehler: Er bog im Stadion falsch ab, musste zurücklaufen und verlor gut 30 Sekunden. Die Verfolger Akito Watabe (JAP) und Manuel Faisst (GER) holten Riiber ein.

Bald war auch Johannes Lamparter mit von der Partie. Als Riiber in der letzten Runde abriss, schien die Medaille für den Tiroler sicher. Er wagte sogar eine Attacke, doch wie schon im Bewerb von der Normalschanze schwammen dem 20-Jährigen die Felle davon. Denn eine große Verfolgergruppe rauschte beim Einlaufen ins Stadion heran. "Ich hätte nie gedacht, dass die von hinten wieder kommen", sagte Lamparter, vor Kälte zitternd, später im Ziel. "Da zieht's dir so den Stecker." Er sei den Schritt zuviel drüber gegangen. Die Gefühlslage? "Enttäuscht, es tut schon weh. Ich konnte dann nicht mehr mitgehen. Vielleicht klappt es in vier Jahren."

Graabak siegte in einem mitreißenden Zielsprint 0,4 Sekunden vor Oftebro und 0,6 vor Watabe. Faisst wurde nur Vierter. Lukas Greiderer, der Bronzegewinner von der Normalschanze, sagte mit Blick auf seinen Teamkollegen: "Ich hab kurz überlegt, ob ich mich vor die anderen hinschmeißen soll, damit der Jo noch eine Chance hat..."

Vinzenz Geiger (GER), die Lokomotive für die späteren Triumphatoren, wurde vor Riiber Siebenter. Die Deutschen sind neben den den Norwegern Österreichs größte Gegner im Teambewerb am Donnerstag (8/12 Uhr MEZ). Franz-Josef Rehrl auf Platz zwölf, Mario Seidl 13. - der ÖSV hat die kompakteste Truppe und sogar noch Joker Martin Fritz im Talon. Cheftrainer Christoph Eugen gab sich bedeckt: "Über die Aufstellung entscheiden wir am Mittwoch."

Greiderer fehlten 11,2 Sekunden auf ein zweites ÖOC-Edelmetall. "Es war mega-hart, so kalt, dass man gar nichts mehr spürt", sagte der 28-Jährige. "Aber es ist super gegangen. Immer Top drei bei Olympia, das ginge auch nicht. Ich bin zufrieden." Der Elfte nach dem Springen, meinte, er habe versucht, mit den Norwegern mitzuhalten. "Aber die waren so stark, Hut ab vor ihrer Leistung."

Franz-Josef Rehrl, als Sechster der beste ÖOC-Springer, als Gesamt-Elfter (+1:08,9) und Mario Seidl als 13. (1:15,2) sorgten für ein mannschaftlich gutes ÖOC-Abschneiden. Die Hoffnungen gelten nun dem Teambewerb am Donnerstag. "Es geht einiges, ich blicke dem zuversichtlich entgegen", meinte Greiderer.

Jarl Magnus Riiber war am Tag nach seiner Entlassung aus der Quarantäne mit 142 m der klar beste Springer, doch in der Loipe tat sich der 24-Jährige nach eineinhalb Wochen ohne Laufen schwer. Vor dem Ende der ersten Runde verlief sich der Norweger auch noch und büßte rund die Hälfte seines Vorsprungs von 44 Sekunden ein. Schließlich musste er nach 8,5 km auch das Spitzentrio zu diesem Zeitpunkt mit Lamparter ziehen lassen und wurde Achter (+39,8).

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