Eine Hiobsbotschaft jagte die nächste bei Österreichs Pferdesportteam in den ersten Olympiatagen in Paris. Zunächst musste bei der Dressur-Equipe umgestellt werden, weil das Pferd von Christian Schumach noch vor der Anreise als nicht "fit to compete" beurteilt worden war. Dann musste Vielseitigkeits-Hoffnung Lea Siegl passen, nachdem ihr Pferd Fighting Line den Gesundheitstest nicht bestand. Und dann wurden noch die Vorwürfe gegen Springreiter Max Kühner aufgewärmt, gegen den ein Strafverfahren wegen eines Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz läuft.
Am Donnerstag startet der gebürtige Deutsche (auf Paradepferd Elektric Blue) zusammen mit Gerfried Puck (Equitron Naxcel V) und Katharina Rhomberg (Colestus) in den Teambewerb. "Das war definitiv zu viel Aufmerksamkeit für mich", meinte Medaillen-Mitfavorit Kühner zu der Causa. "Leute, die gegen unseren Reitsport prinzipiell sind", würden diese Vorwürfe streuen. Es gelte, so etwas auch nicht an sein Pferd herankommen zu lassen: "Unsere Verantwortung ist es, gesunde Pferde an den Start zu bringen."
Trotz der Störfeuer herrscht Optimismus: "Wir sind gut in Form. Bei einem anderen Turnier würde man sich über einen 4. oder 5. Platz freuen, bei Olympia wäre das eine Enttäuschung", sagte der in St. Georgen bei Salzburg lebende Puck. "Jeder von uns träumt von einer Medaille", sagte Katharina Rhomberg. "Wenn wir nicht davon träumen, sind wir falsch bei Olympia."
20 Teams reiten am Donnerstag um zehn Finalplätze. Es gibt kein Streichresultat, danach könnte auch noch Ersatzreiter Christoph Obernauer zum Einsatz kommen - "wie ein Eishockeytorhüter", versuchte der Tiroler seine Rolle einzuordnen. Und er führte einen großen Vorteil an, den die Tiere gegenüber ihren Reitern haben: "Sie wissen nicht, dass sie bei Olympia sind."
Österreich ist als EM-Dritter von 2023 im erweiterten Kreis der Medaillenanwärter.
Österreichs Dressur-Reiterinnen und -Reiter sind am Mittwoch in zwei Olympia-Finali geritten. Vor der malerischen Kulisse des Schloss Versailles qualifizierte sich Victoria Max-Theurer auf Abegglen als Zweite der Gruppe F für den Grand Prix Spezial, in dem es am Sonntag (10.00 Uhr) um die Medaillen geht. Zusammen mit Florian Bacher (Fidertraum Old) und ihrem Lebensgefährten Stefan Lehfellner (Roberto Carlos) steht die Oberösterreicherin auch im Team-Finale der Top Ten am Samstag (10.00).
Bei ihrer sechsten Olympia-Teilnahme schaffte Max-Theurer, die Rang acht von Athen 2004 als ihr bisher bestes Ergebnis vorweisen kann, 74,301 Prozentpunkte. Bacher verpasste mit 71,009 Prozentpunkten den Aufstieg ebenso wie Lehfellner, der bereits am Dienstag als Ersatzmann für Christian Schumach 68,183 erreicht hatte.