Judoka Michaela Polleres hat Österreich am Mittwoch die erste Medaille bei den Olympischen Spielen in Paris beschert. Die 27-jährige Niederösterreicherin besiegte in der Kategorie bis 70 Kilogramm im Kampf um Bronze die Spanierin Ai Tsunoda Roustant durch Ippon. Für Polleres war es nach Silber in Tokio 2021 die zweite Olympiamedaille.
Kurz nach dem Kampf tat sich Polleres schwer, ihre Gefühle einzuordnen: "Stolz und Freude, momentan geht gerade alles durcheinander", sagte sie. "Noch dazu die erste Medaille für Österreich, das ist ziemlich cool." Sie habe sich über die Semifinalniederlage sehr geärgert, es bedurfte des intensiven Zuredens ihrer Trainerin Yvonne Bönisch. Noch dazu habe der lange Kampf gegen die Deutsche Miriam Buttkereit nur rund 40 Minuten davor viel Kraft gekostet. Polleres unterlag im Golden Score mit drei Strafen (Ippon). "Gott sei Dank hat das dann um Bronze nicht so lang gedauert", meinte sie. Den Wurf habe sie gegen die kleinere Gegnerin sehr bewusst gemacht: "Dadurch, dass sie Körperspannung hatte, konnte ich sie richtig schön rausheben."
Gold holte die Kroatin Barbara Matic durch einen Waza-ari-Sieg über Polleres-Bezwingerin Butkereit.
Trainerin: "Sie hat Weltklasse gezeigt"
Judo-Nationaltrainerin Yvonne Snir-Bönisch sagte: "Wir haben vorher klar kommuniziert, dass wir hier eine Medaille holen wollen. Sie hat jetzt die zweite Olympiamedaille, das zeigt, welche Weltklasseathletin sie ist. Es war eine harte Tour, sie nach dem verlorenen Halbfinale wieder auf die Spur zu bringen." Immerhin war Gold als Ziel vorgegeben worden. "Ich habe ihr gesagt: Hau noch einmal alles rein. So eine Chance hast du nur alle vier Jahre".
Zitterpartie zum Start
Der Auftaktkampf gegen Katie-Jemima Brown (GBR) wurde zuvor zur Zitterpartie. Am Ende setzte Polleres sich nach einer Nettokampfzeit von 5:44 Minuten im Golden Score mit einem Festhaltegriff durch. Beide hatten zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Strafen (Shidos) ausgefasst. "Aber Michi ist nicht umsonst Olympia-Zweite, die Nummer drei der Welt und dreifache Grand-Slam-Siegerin. Sie hat dann den Schalter noch umgelegt. Aber ich habe definitiv ein paar graue Haare mehr", meinte Trainerin Yvonne Snir-Bönisch.
Sieg gegen Französin
Es folgte ein Ippon-Sieg gegen die französische WM-Zweite Marie-Ève Gahié, und das vor 8000 großteils einheimischen Fans. "Das war ungaublich cool, in Paris gegen eine Französin zu kämpfen. Die Menge war ein Wahnsinn. Das hat mich auch gepusht, dass es so laut war in der Halle. Wie ich sie dann geschmissen hab' war es kurz ganz still." Trainerin Bönisch sagte: "Da war Michi dann um eine Klasse besser, hat immer den Ton angegeben, auch wenn die ganze Halle gegen sie war", erklärt Snir-Bönisch. "Gahié liegt ihr wesentlich besser, weil sie offensiver kämpft."