67,54 Meter im zweiten Versuch waren zwar eine gute Weite, aber zu wenig, um den Bronze-Coup von Tokio 2021 zu wiederholen.
Beim Einwerfen fürs Diskusfinale zeigte sich Lukas Weißhaidinger am Mittwochabend prächtig in Form. Ein Versuch landete bei rund 69 Metern. Als es im Wettkampf ernst wurde, konnte er dann keinen Traumwurf mehr auspacken. 67,54 Meter im zweiten Versuch blieben seine Höchstweite - zu wenig für einen Wettkampf auf unglaublich hohem Niveau. Recht behielt Weißhaidinger mit seiner Einschätzung, dass es für Edelmetall mindestens 69 Meter brauchen würde.
"Ich kann nicht unzufrieden sein mit dem Wettkampf und der Weite. Vorwerfen kann ich mir nur, dass ich das Momentum eines Ausreißers nach oben heute nicht hatte", sagte Weißhaidinger. Der Rolle als Mitfavorit sei er gerecht geworden: "Ich habe mich nach der Medaille gestreckt, habe sie aber nicht derg'langt."
Stona gelang ein Traumwurf
Die Stockerlbesetzung hätte vorher kaum jemand erraten. Roje Stona aus Jamaika, in der Weltrangliste nur Achter, gelang der Traumwurf, den der Österreicher an diesem Abend nicht hatte: Auf exakt 70,00 Meter schleuderte er die Scheibe in seinem vierten Versuch.
Damit hat der 25-jährige Überraschungsmann auch den olympischen Rekord eines gewissen Virgilijus Alekna von 2004 gebrochen. Dessen Sohn Alekna war in Paris auf Gold programmiert, doch ihm fehlten genau drei Zentimeter. Bronze holte Matthew Denny aus Australien mit 69,31 Metern.
Weißhaidinger will zurückschlagen
Nach drei Bronzemedaillen bei Großereignissen, zuletzt 2021 bei den Sommerspielen in Tokio, folgten bei Weißhaidinger Jahre ohne Edelmetall und danach eine gravierende Technikumstellung. Darauf setzt er auch in Zukunft, angriffslustig erklärte er am Mittwoch: "Nächstes Jahr schlage ich zurück. Weil einmal kriegt man auf die Nuss, und beim nächsten Mal verteilt man selber die Watschen." Für die WM 2025 in Tokio hat er übrigens mit seiner Leistung von Paris bereits das Limit geschafft.
Hudson klar gescheitert
Groß war die Enttäuschung am Mittwoch bei Victoria Hudson. Als Europameisterin und Weltranglistenvierte gehörte die Speerwerferin zu den Favoritinnen auf eine Medaille in Paris. Doch in der Qualifikation lief bei der 28-Jährigen gar nichts zusammen. Nur ein gültiger Wurf gelang ihr, und der war mit 59,69 Metern deutlich zu kurz. Das Finale der zwölf Besten läuft ohne sie ab, sie belegte nur Rang 20.
1,39 Meter fehlten Hudson, die erst heuer ihren österreichischen Rekord auf 66,06 Meter geschraubt hat, auf das Finale. Kurz vor ihrem EM-Titel in Rom war sie noch krank gewesen und hatte trotzdem abliefern können. Vor Paris gab es keine Störfaktoren, sie fühlte sich gut und fit, ließ sich auch von der unglaublichen Atmosphäre im erneut randvollen Stade de France nicht beeindrucken. Und trotzdem ging es schief. Zwei Würfe landeten außerhalb der Wurfzone.
"Kein Weltuntergang"
"Auch ein Profi kann einen Tag haben, an dem es nicht funktioniert. Wir sind keine Maschinen. Es zeigt, dass eine Quali keine g'mahde Wies'n ist. Es hat einfach technisch nicht gepasst, Beine und Oberkörper haben nicht zusammengepasst", erklärte Hudson in einer ersten Analyse. "Natürlich bin ich enttäuscht", sagte sie. "Ich bin Europameisterin und habe fast in allen Wettkämpfen heuer über 60 Meter geworfen. Es hat halt heute nicht zusammengepasst."
Den Weltuntergang wollte Victoria Hudson nicht herbeireden: "Dass ich mit dem Wettkampf nicht zufrieden bin, kann sich jeder denken. Aber mein Leben besteht jetzt nicht nur daraus, dass ich bei Olympia gut bin. Das Leben geht weiter. Trotzdem ist es bitter, jetzt muss ich wieder vier Jahre warten."
Ebenfalls im Einsatz war am Mittwochabend Susanne Gogl-Walli. Im Semifinale über 400 Meter lief sie in 51,17 Sekunden auf den siebten Platz. Die angestrebte österreichische Rekordmarke von 50,62 verfehlte sie damit. Im Vorlauf hatte die Linzerin in 50,67 schon an dieser Marke gekratzt.

