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Erste Goldmedaille für Österreich: Vadlau/Mähr triumphieren im 470er

Riesenjubel vor Marseille: Lara Vadlau und Lukas Mähr holen Gold in der Segelklasse 470. Platz sieben im Medal Race am Donnerstag reichte, um den Vorsprung zu verteidigen.

Die Siegerzeremonie.
Die Siegerzeremonie.
Lara Vadlau hält das langersehnte Gold in den Händen.
Lara Vadlau hält das langersehnte Gold in den Händen.
Großer Einsatz im Medal Race.
Großer Einsatz im Medal Race.
Lara Vadlau und Lukas Mähr haben es geschafft: Olympiagold für die österreichische Crew.
Lara Vadlau und Lukas Mähr haben es geschafft: Olympiagold für die österreichische Crew.
Das Medal Race wurde zur Aufholjagd.
Das Medal Race wurde zur Aufholjagd.
Jubel auf dem Boot.
Jubel auf dem Boot.
Erleichterung bei den Siegern.
Erleichterung bei den Siegern.
An Land warteten bereits die Betreuercrew und die Fans, um das siegreiche Duo zu feiern.
An Land warteten bereits die Betreuercrew und die Fans, um das siegreiche Duo zu feiern.
An Land warteten bereits die Betreuercrew und die Fans, um das siegreiche Duo zu feiern.
An Land warteten bereits die Betreuercrew und die Fans, um das siegreiche Duo zu feiern.

Es ist vollbracht: Österreich hat bei den Olympischen Spielen 2024 die erste Goldmedaille geholt. Lara Vadlau und Lukas Mähr konnten sich im Medal Race der 470er-Klasse vor Marseille einen siebten Platz leisten. Das reichte, um die Gesamtführung vor Japan zu verteidigen. Österreich schloss mit 38 Punkten vor Japan (41) und Schweden (47) ab. Spanien verpasste durch einen 9. Platz im Medal Race noch die Medaille (49 Punkte).

Wenn sich Lara Vadlau etwas in den Kopf setzt, dann kann sie durchaus meinungsstabil sein, sagt ihr Umfeld. Und nach fünf Jahren Pause, die sie sich nach den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro nahm, setzte sie sich in den Kopf, in den Sport zurückzukehren. Als "Frau Doktor", denn sie hatte sich vom Sport ab- und dem Medizinstudium zugewandt. "Ich habe gespürt, da ist noch etwas in mir", sagte sie bei der Pressekonferenz nach dem Erfolg, an dem sie mit ihrem Segelpartner und dem Verband nun drei Jahre akribisch gefeilt hatte. Wie wahr. Da war noch etwas in der 30-Jährigen, die schon 2010 bei den Youth Olympic Games in Singapur Gold geholt hatte. Und da war etwas, was Lukas Mähr in die Partnerschaft einbrachte: viel Hingabe, Begeisterung und die Fähigkeit, hart zu arbeiten. Der Lohn: Olympiagold in Frankreich. Die erste Goldene, die Österreich bei diesen Olympischen Spielen gemacht hat und die erste Segel-Goldmedaille seit Roman Hagara/Hans-Peter Steinacher vor 20 Jahren.

Medaillenschmied als Trainer

Eines der Dinge, die sich Vadlau in den Kopf gesetzt hatte, war es, Trainer Morgan Reeser zu verpflichten. "Man nennt ihn Medalmaker, den Medaillenschmied", sagte sie nach der ersten Runde an Gratulationen von Familie und Teamkollegen, "und das hat er wohl wieder bewiesen." Reeser, pflichtete Mähr bei, sei ein "Fanatiker", wenn es ums Segeln und Olympia gehe. Und er habe ihnen vielleicht das letzte große Puzzleteil gebracht, das das Bild perfekt machte. Mit seiner Ruhe, seiner Taktik, seinem Plan. "Er macht an sich gar nichts Außergewöhnliches", sagte Mähr, "und doch hilft es." So machte er auch zwei Pläne, "die hat er uns als PDF-Datei geschickt", sagte Vadlau. Plan A, der einfache Weg. Und Plan B, der schwierige. "Wir sind dann unfreiwillig schnell auf den Plan B gekommen, nach dem Fehlstart im ersten Rennen. Aber im Leben ist es ja auch oft so, dass man Fehler macht - und einfach ist es selten", ergänzte Mähr.

Im Medal Race ruhig geblieben

Irgendwie war das Medal Race am Donnerstag vor Marseille Spiegelbild der gesamten Kampagne. Weil das spanische Team, erster Gegner im Kampf um die Medaille, es auf ein Matchrace anlegte, kamen Vadlau/Mähr nur schlecht weg, zwischendurch war sogar die Medaille rechnerisch verloren. Aber: "Wir haben dann gesagt, wir bleiben ruhig und ziehen den Plan durch, so wie die ganze Woche. Das Messer ist uns ja bis zum Schluss im Hals gesteckt, diese Drucksituation hat uns geholfen. Wir sind lange als Schlusslicht gefahren, aber damit kannten wir uns ja aus in dieser Woche", sagte Vadlau. Am Ende arbeitete sich das Boot mit der Österreich-Fahne auf Rang sieben nach vorn, das reichte zu Gold vor Schweden und Japan. Nur war das lange nicht klar. "Wir haben gewusst, dass es eine Medaille sein muss, aber ich habe zu Luki, er ist der Zahlenmensch, gesagt: Rechne endlich! Haben wir Gold?" Mähr rechnete. "Aber Olympiasieger, das spricht man nicht so gern aus."

Gutes Material für Olympia aufgespart

Er durfte es, auch wenn es "surreal" sei. "Richtig geglaubt habe ich es erst, als ich die Medaille um den Hals hatte", sagte der Vorarlberger. Und Vadlau? "Ich habe ja alles richtig gemacht. In London war ich noch nicht bereit, in Rio habe ich mit Jolanta Ogar vor den Spielen alles gewonnen, dann nicht. Diesmal war es umgekehrt, weil wir das gute Material seit zwei Jahren für Olympia aufgespart haben. Weil wir wussten: Da zählt's!"

Es war beiden klar, dass die Anstrengungen nicht umsonst waren. Dass das Team um sie herum, vom Trainer über den Sportdirektor, von der Meteorologin (Vadlau: "die Beste") bis zu "jemandem für unser Hirn", wie sie in der Pressekonferenz den Sportpsychologen nannte, zusammenspielte, funktionierte.

"Furiosa" lief wie am Schnürchen

Und "Furiosa", so nennt sich das neue Boot mit den alten, schnellen Komponenten wie Segel und Mast, lief wie am Schnürchen. Letztlich zu Gold. Da rannte Vadlau nach dem Goldgewinn sogar dem Doping-Beauftragten kurz weg, um ihren Vater ins Segelstadion zu lotsen, der draußen gewartet hatte. Und Mähr feierte mit Frau Christina und den Söhnen Jonathan (3) und Lorin (2). "Es ist schön, wenn man was zurückgeben kann. Wenn auch sie sehen, dass die Arbeit, die wir alle hineinstecken, die 280 Tage, die wir im Jahr unterwegs waren, nicht umsonst sind", sagte er. Das war dann der Moment, schon lange nach der Zieldurchfahrt, als der Erfolg beim Duo Vadlau/Mähr einsickerte. Der Moment, an dem sich bei beiden Tränen ihren Weg bahnten. Aus Erleichterung. Aus Freude. Über das erfolgreiche, ja goldene Ende einer langen und so entbehrungsreichen Olympiakampagne.

Für den heimischen Segelsport bedeutete es die erste Medaille bei Sommerspielen seit Bronze durch Thomas Zajac/Tanja Frank im Nacra 17 im Jahr 2016 in Rio de Janeiro. Es war der erste Titelgewinn seit 2004 in Athen, als Roman Hagara/Hans-Peter Steinacher im Tornado ihr zweites Gold einheimsten. Hagara ist als Leiter der Technologieabteilung im OeSV in Marseille mit dabei. Insgesamt hält der Verband bei nun neun Medaillen im Zeichen der fünf Ringe.

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