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Eine krisenfeste Erfolgsgeschichte: Ist Anthering die Zukunft des Unterhausfußballs?

Die Flachgauer sind ein erfolgreicher Landesligist. Am Geld liegt das nicht. Wie der Verein seine Spieler fördert, ein Team formt und Identifikation schafft, kann ein Vorbild für andere Clubs sein.

Patrick Münnich (links) und die Antheringer nehmen es auch mit den Großen der Salzburger Liga auf.
Patrick Münnich (links) und die Antheringer nehmen es auch mit den Großen der Salzburger Liga auf.

Die erschwerten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen betreffen alle Unterhausvereine. Doch nicht alle trifft es hart, wenn die finanzielle Unterstützung durch die Kommunen und Sponsoren nachlässt. Ein gutes Beispiel (von mehreren) ist der SV Anthering. Der Club aus der Gemeinde mit weniger als 4000 Einwohnern spielt mit seiner Kampfmannschaft seit Jahren in den höheren Spielklassen des Landes und geht als Tabellenvierter der 1. Landesliga in das Frühjahr - und das mit einem kleinen Budget und mit einem Team, das fast ausnahmslos aus Eigenbauspielern und -trainern besteht. Wie machen das die Antheringer?

Was Anthering besonders macht

"Wir sind noch ein Verein wie früher", sagt Sportchef Florian Posch. Was der langjährige Westligatormann in erster Linie damit meint: voller Fokus auf die Nachwuchsarbeit und Stärkung der Gemeinschaft. Das Hauptziel sei, nur mit Antheringern in der Kampf- und Reservemannschaft zu spielen - und das möglichst hoch, sagt der 43-Jährige. Die 1. Landesliga sei dabei auch eine gute Liga für die Flachgauer, weil der Sprung aus dem Nachwuchs nicht zu groß, aber die sportliche Attraktivität für die Talente hoch genug sei.

Im Kollektiv stark: Markus Luginger (links) und die Antheringer.
Im Kollektiv stark: Markus Luginger (links) und die Antheringer.

Identifikation mit dem Verein ist hoch

Anthering gelingt es seit Jahren, Nachwuchsspieler in den Erwachsenenfußball zu integrieren und die besten Kicker auch im Verein zu halten - auch über das Ende der aktiven Karriere hinaus. Am Geld liegt das nicht. Was hingegen schafft echte Identifikation mit dem Verein? "Das läuft über den Nachwuchs und die Wertschätzung. Wir integrieren alle Kicker. Bei uns ist jeder als Mensch wertvoll und nicht rein als Fußballer. So entstehen Freundschaften. Und Freunde verlässt man nicht so leicht", sagt Posch. Für ihn auch eine wichtige Folgeerscheinung: "Die Zuschauer kommen auf unseren Sportplatz, weil sie die Spieler, Trainer und Funktionäre alle kennen und nicht, weil wir in einer Topliga spielen."

"Die Identifikation mit dem Verein läuft über den Nachwuchs. "
Florian Posch
Anthering-Sportchef

Trainer spielen Schlüsselrolle

Die Antheringer, die finanziell weiter bodenständig sein wollen, setzen zahlreiche Maßnahmen, um besser zu werden: Alle sechs Nachwuchsteams mit insgesamt 120 Kickern können auf jeweils zwei Trainer, darunter mehrere ehemalige Kampfmannschaftstrainer wie Fritz Oberascher oder Matthias Neumayr, bauen. Deren Ausbildung wird gefördert - auch durch einen gemeinsamen Trainertag, an dem die Vereinsphilosophie für mehr Durchlässigkeit von unten bis oben vermittelt wird. Im Sommer findet jährlich ein Trainingslager für den gesamten Nachwuchs statt.

Kameradschaft als Erfolgsfaktor

Beim Trainingslager der Erwachsenen im Februar sind auch die U16-Talente dabei, um hineinzuschnuppern und Berührungsängste abzubauen. Eine Trennung in Kampf- und Reservemannschaft gibt es im Training nicht, um Ausfälle leichter wegstecken zu können und ein Team zu sein. "Unsere Nachwuchsarbeit ist top. Wir haben genug Reservekicker. Und auch ganz oben geht es in die richtige Richtung", sagt Posch. Ihm und seinen Vereinskollegen ist der Zusammenhalt besonders wichtig. "Bei uns übernimmt jeder Kantinendienste und andere Arbeiten am Sportplatz. Und nach den Trainings und Spielen bleiben wir gemeinsam in der Kantine sitzen. Auch das schweißt zusammen."

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