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Ex-Spieler von Austria Salzburg für 30 Wochen gesperrt - "Wir werden seit eineinhalb Jahren rassistisch beleidigt"

Eine nicht alltägliche Sperre fasste am Dienstag Ibrahim Bingöl aus: Der ehemalige Kicker von Austria Salzburg, der mittlerweile den steirischen Unterhausclub Graz United betreut, wurde nach einem Spielabbruch für 30 Wochen gesperrt.

Ibrahim Bingöl stand von Sommer 2014 bis Jänner 2016 bei Austria Salzburg unter Vertrag.
Ibrahim Bingöl stand von Sommer 2014 bis Jänner 2016 bei Austria Salzburg unter Vertrag.

Das Duell zwischen Weinitzen und Graz United in der steirischen Gebietsliga Mitte lief am vergangenen Wochenende komplett aus dem Ruder. Nach vielen strittigen Schiedsrichterentscheidungen und drei Ausschlüssen trat der Grazer Aufsteiger beim Spielstand von 1:3 in der 86. Minute ab. "Wir haben uns vom Schiedsrichter grob benachteiligt gefühlt. Zu Beginn hat er auf beiden Seiten schlecht gepfiffen, mit Fortdauer der Partie nur noch gegen uns", erklärt United-Vorstandsmitglied Mohamed Hassan.

Gegentor und Ausschluss brachten Fass zum Überlaufen

Als in der 86. Minute das dritte Gegentor fiel und mit seinem Bruder Sahin Bingöl ein dritter Graz-Spieler ausgeschlossen wurde, entschied sich Trainer Ibrahim Bingöl, mit seinem Team abzutreten. "Es war ein Wahnsinn. So einen Schiedsrichter habe ich noch nie erlebt", erklärt Bingöl, der dem Unparteiischen nach dem Abbruch auch noch seine Meinung sagte: "Ich habe ihm mitgeteilt, dass er schlecht ist. Beschimpfungen waren keine dabei."

Harte Strafe vom Verband

Der steirische Fußballverband reagierte auf den Abbruch mit einer drakonischen Strafe für Ex-Austria-Kicker Ibrahim Bingöl. Wegen schlechten Verhaltens auf dem Spielfeld wurde der 30-jährige Ex-Profi für 30 Wochen gesperrt. "Die Höhe der Strafe kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, aber für mich spielt es keine Rolle mehr: Ich werde meine Trainertätigkeit in Österreich beenden. Ich habe leider keine Hoffnung mehr auf Besserung", erklärt Bingöl. Der Ex-Profi führte die Grazer in der vergangenen Saison zum Aufstieg, sieht seine Truppe aber immer wieder rassistischen Anfeindungen ausgesetzt: "Beschimpfungen sind leider an der Tagesordnung. Wir werden seit eineinhalb Jahren rassistisch beleidigt. Wir haben uns immer wieder an den Verband gewandt und auf die Probleme hingewiesen, leider hat uns niemand geholfen."

"Es war eine ruhige Partie"

Zu rassistischen Vorfällen kam es am vergangenen Wochenende in Weinitzen nicht. "Eigentlich war es lange Zeit eine eher ruhige Partie. Zwischen den Spielern gab es keine Probleme, es war überhaupt nicht hitzig", erläutert Weinitzen-Trainer Paul Hegarty, dessen Mannschaft das Duell am grünen Tisch mit 3:0 gewonnen hat.

Trotz der Vorfälle beim ersten Saisonspiel will man bei Graz United nicht aufgeben. "Wir akzeptieren die Strafe des Verbands, haben aber neuerlich darauf hingewiesen, dass wir immer wieder rassistischen Beleidigungen ausgesetzt sind. Wir überlegen sogar, unsere Partien in Zukunft zu filmen", sagt United-Vorstandsmitglied Hassan.

Ex-Sturm-Kicker gründete den Verein

Der noch junge Verein Graz United wurde 2022 vom ehemaligen Sturm-Kicker Dardan Shabanhaxhaj, der dem Club noch immer als Obmann vorsteht und mittlerweile in Russland aktiv ist, gegründet. "Bei uns stehen vorwiegend Spieler mit Migrationshintergrund im Kader. Wir sind aber alle Grazer und lieben diese Stadt", erläutert Hassan, der sich nach der langen Sperre von Ibrahim Bingöl um einen neuen Trainer für seine Kampfmannschaft umsehen muss.

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