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Salzachpongauer Fußballclubs profitieren von strauchelndem Nachbarn

Während Pfarrwerfen Rekordzahlen im Nachwuchsbereich feiert, sieht man in Bischofshofen aktuell viele Talente gehen. Wie es den fünf Fußballereinen im Salzachpongau in ihrer Jugendarbeit geht, haben die PN herausgefunden.

Über 600 Kinder kicken in den Jugendteams der fünf Vereine des Salzachpongaus.
Über 600 Kinder kicken in den Jugendteams der fünf Vereine des Salzachpongaus.

Die Zeiten, in denen sich der Fußball im Pongau über üppig gefüllte Nachwuchsteams freuen durfte, sind in den vielen Ortschaften Geschichte. Im Salzachpongau blickt man allerdings derzeit auf eine besondere Lage. Während zwei Vereine in ihrer Jugendarbeit straucheln, blickt ein Trio auf steigende Zahlen.



St. Johann

Die Bezirkshauptstädter begrüßten im Laufe des Sommers 20 neue Gesichter im Nachwuchs, 15 Kicker verließen den TSV. Vier davon gingen zu Red Bull Salzburg, einer zum WAC, zwei zum SV Schwarzach und der Rest entfiel einzeln auf umliegende Vereine. "Wir haben derzeit über 200 Nachwuchsspieler im Verein", erklärt Fatih Yilmaz, Jugendleiter des TSV. "Die meisten davon stammen aus St. Johann. Wir spüren aber einen stärkeren Zustrom aus Bischofshofen, besonders durch das Ende der Spielgemeinschaft mit Kuchl." Gerade die Zahlen bei den jüngsten "Bambinis", also den unter Siebenjährigen, erfreuen den TSV. "Hier mussten wir sogar einen Anmeldungsstopp ausrufen. Denn wir haben 40 Kinder bei vier Trainern. Mehr schaffen wir nicht." Bei den älteren Jugendspielern sei es aber zusehends schwerer, die Besten zu halten. Mit vier Abgängen in Richtung Red Bull Salzburg musste der TSV im Sommer einmal mehr einige Talente abgeben. Allzu negativ sei das für Yilmaz aber nicht: "Red Bull ist Red Bull. Natürlich ist es schwer, diese Abgänge in der Jugend zu kompensieren. Auf der anderen Seite werden unsere Spieler dort hervorragend ausgebildet. Und wenn sie den großen Sprung nicht schaffen sollten, verstärken sie unsere Kampfmannschaft, was schon mehrmals geschehen ist."

Im Nachwuchs des TSV läuft es unterdessen sportlich gut. Während keine U18 gestellt wird, liegt die U16 als beste Pongauer Mannschaft in der ersten Sparkassenliga auf Rang sieben. Die U14 schafft es in der ersten Sparkassenliga auf Platz sechs, die U13 in der Gruppe D der regionalen Altersklasse auf Rang sechs.



Bischofshofen

Obwohl der SK Bischofshofen mit Abstand am meisten Abgänge (24 seit 1. Juli) zu verzeichnen hatte, meldet der Verein nach wie vor rund 150 Nachwuchskicker. "Wir zählen in unserer Philosophie nicht die Ab-, sondern die Zugänge im Nachwuchs", hebt Club Manager Patrick Reiter hervor. "Insgesamt waren es bis jetzt mehr Neuanfänge und Zugänge als Abgänge, das ist entscheidend. Leider gibt es im Nachwuchs bereits in frühesten Jahren einen regen Wechsel in allen Clubs. Und wo viele Gute sind, wie eben beim BSK 1933, da mehr. Wir haben allein heuer einen Spieler an Red Bull verliehen, zwei weitere an den WAC und ein ganzes Team, welches großen Anteil am letztjährigen Landesmeistertitel auf U14- und dem Vizelandesmeistertitel auf U13-Ebene als SG Pongau/Tennengau hat, durch ,Zwangserwerb' an Kuchl verloren. Wenn man sich anschaut, wie das alles läuft, und dass dann kleine Klubs wie Mühlbach diese Spieler noch zuerst zurückholen, damit es vom Erwerb her billiger wird, um sie dann wieder an Kuchl zu verleihen, sorry, aber das ist krank."

Durch das Scouting größerer Vereine - wie Red Bull oder dem WAC - sei vor allem auf Leistungsebene wenig Platz für lokale Vereine. Reiter beschreibt eine Lage, in der Pongauer Vereine händeringend um verbleibende Talente kämpfen würden. Auch der SV Kuchl habe immer öfter seine Finger im Spiel. Hier will der Bischofshofener Sportklub nicht mitmachen. Beim BSK ginge es vielmehr um Respekt, Inklusion, Freude und Spaß am Sport, als ausschließlich um Resultate. Derzeit stellt der Klub im Nachwuchsbereich kein Jugendteam, das um die Tabellenspitze mitspielen kann. Die älteste Nachwuchsmannschaft des BSK geht in der Gruppe B der U14 auf den Rasen. Man findet sich hier aktuell mit einer Tordifferenz von 5:89 am Tabellenende und ging in acht Saisonspielen sechs Mal mit einer zweistelligen Niederlage vom Platz. Eine U13 bzw. U12 stellt der BSK aktuell nicht. Von der U11 bis zur U6 besetzt der SK Bischofshofen aber jede Altersklasse.


Pfarrwerfen

Wie der TSV St. Johann erkennt auch der SC Pfarrwerfen einen vermehrten Zustrom junger Talente aus Bischofshofen und verzeichnet aktuell gar Rekordzahlen im Nachwuchsfußball. Mit 110 Jugendkickern liegt man aktuell weit über den Stand vor rund eineinhalb Jahren (70 Mitglieder). "Neben Bischofshofen kommen viele Kinder aus Werfen, Werfenweng oder Tenneck. Aktuell sind es rund 35 Nicht-Pfarrwerfener, die bei uns im Nachwuchs kicken", erklärt Jugendleiter Tristan Huttegger. Den SC verließen im Sommer fünf Jugendspieler: zwei gingen nach St. Johann, zwei zu den Salzburger Bullen und einer wechselte in den Nachwuchs des WAC. Dass der SC Ikarus derzeit ohne U16 und U18 dasteht, sieht Obmann Daniel Hager nicht als Problem: "Wir haben in der Reservemannschaft ein herausragendes Trainerteam, das unsere Spieler nach der U14 an den Erwachsenenfußball heranführt." Bei den jüngsten Talenten blickt man hingegen auf eine gänzlich andere Situation: "Mit rund 50 Nachwuchskickern, die nach 2015 geboren sind, entschlossen wir uns dazu, die Altersklassen unter der U10 zusammenzuwerfen. Damit auch wirklich jeder zum Einsatz kommt, spielen wir interne Partien. Im regulären SFV-Wettkampf würden wohl nur zehn Kicker regelmäßig auf dem Platz stehen." An der Motivation und dem Spaß am Sport würde sich dadurch nichts ändern. Dass große Platzhirsche wie Red Bull oder der WAC im Pongau Nachwuchs-juwele beobachten, sieht der Pfarrwerfener Obmann nicht unbedingt als Problem. "Das ist einfach so - der Ober schlägt den Unter. Wir konzentrieren uns auf uns selbst und sorgen für ein Umfeld, in dem sich die Spieler und ihre Familien wohlfühlen." Da die Pfarrwerfener rund ein Drittel ih-res Budgets direkt in den Nachwuchs stecken, habe man einen breiten Verein geschaffen, in dem auch jedes Kind einen Platz hat. "Jeder ist bei uns willkommen."



Tenneck


Der SV Konkordiahütte Tenneck durchlebt aktuell schwierige Zeiten. Im Nachwuchsbereich musste man zwar lediglich vier Abgänge hinnehmen, doch der Verein taumelt nach einem Wechsel in der Vereinsstruktur intern und in der Kampfmannschaft. Derzeit schaffen es die Tennecker im Nachwuchs mit rund 50 Mitgliedern, die U11 und U7 selbst zu füllen. In der U14 macht man gemeinsame Sache mit den Nachbarn aus Pfarrwerfen. "Es wird einfach zusehends schwieriger, ab der U12 Spieler zu bekommen oder auch nur zu halten", bilanziert Wolfgang Kronreif, Jugendleiter des SV Konkordiahütte. "Es geht im Nachwuchs aber in jedem Fall weiter. Auch wenn wir wie so viele andere wohl öfter auf Spielgemeinschaften angewiesen sein werden." Die Jugendteams der Tennecker spielen allesamt im regionalen Wettkampf abseits der Sparkassenligen. In der Spielgemeinschaft der U14 läuft es zäh und man steht mit zwei Siegen gegen das Tabellenschlusslicht Bischofshofen auf dem vierten und damit vorletzten Platz.



Schwarzach


Für den SV Schwarzach läuft es nicht nur bei der Kampfmannschaft gut. Mit sechs Zugängen und vier Abgängen blickt man im Nachwuchs auf eine positive Statistik, schafft es aktuell von der U16 bis in die U8, jede Klasse aus eigener Kraft zu besetzen, und blickt mit 104 Mitgliedern auf eine wachsende Jugendabteilung. "Im vergangenen Jahr standen wir noch bei rund 80 Mitgliedern. Dass wir weiter nicht auf eine Spielgemeinschaft angewiesen sind, darauf sind wir stolz", hebt Jose Dörfelmayer, Jugendleiter des SV Schwarzach, hervor. Sportlich konnte man nur in der U16 mithalten. Hier steht man in der Gruppe D auf dem dritten Platz. Die U14 durchlebt in der zweiten Sparkassenliga mit einem Zähler aus elf Spielen und einer Tordifferenz von 8:111 eine schwierige Saison. "In der U14 befinden wir uns in einem Lehrjahr. Wir haben mit der zweiten Sparkassenliga eine neue Leistungsgruppe erreicht und hoffen, hier im nächsten Jahr voll und ganz anzukommen." Die Spieler auch bei Niederlagen jenseits der Einstelligkeit motiviert zu halten, funktioniere in Schwarzach dennoch gut. "Natürlich ist es manchmal schwer, doch wir behalten den Blick in die Zukunft." Schwierigkeiten bereiten den Schwarzachern nicht unbedingt Abwerbversuche anderer Vereine, sondern das Ehrenamt. "Gerade im Nachwuchsbereich suchen wir nach Verstärkung im Trainerstab."

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