Für die 23-jährige Fuschlerin war es nach vier Weltmeistertiteln und vier Weltcupgesamtsiegen der erste Triumph bei Paralympics. "Ich bin nicht oft sprachlos, aber heute bin ich es", sagte sie. "Die letzten Tage waren extrem hart, eigentlich aber schon die letzten Jahre. Ich habe oft nicht gewusst, ob und wie es weitergehen soll. Jetzt hat es sich gelohnt, es hat sich ausgezahlt."
Bronze in Pyeongchang 2018 - das war bislang die Ausbeute für die Salzburgerin im Zeichen der fünf Ringe gewesen. In Peking hatte sie beim Biathlon-Sprint am Samstag und auf der Langlauf-Langdistanz am Montag aufgeben müssen. "Es war auch heute nicht leicht, die Beine waren schwer. Es war eine Teamleistung, alle haben mitgeholfen: Coaches, Physio, das ÖPC-Team. Ich wusste immer, dass dieses Rennen meine beste Chance auf eine Medaille ist. Jetzt kann man sagen, dass es sich ausgezahlt hat", sagte Edlinger, die im Ziel Freudentränen vergoss.
Der Renntag begann gut: In der Qualifikation gelang Edlinger im Zhangjiakou National Biathlon Centre in 3:23,38 Minuten die schnellste Runde. Sie entschied sich, in der Quali-Runde ohne Guide Lorenz Lampl zu starten. "Wir kennen uns erst seit knapp zwei Wochen, im Sprint ist die Abstimmung aber extrem wichtig. Also haben wir gesagt, ich ziehe es allein durch. Lorenz hat mich aber den ganzen Tag abseits der Piste unterstützt und hatte sicher großen Anteil an der Medaille."
Der Guide selbst akzeptierte seine ungewohnte Rolle, ohne mit der Wimper zu zucken. "Ich habe immer gesagt, dass es hier um Carina geht und nicht um mich. Ich bin hier, um Carina zu unterstützen, und wir haben so entschieden, wie es am besten für sie ist. Wie man sieht, war es die richtige Entscheidung", sagte der Medizinstudent aus Innsbruck strahlend.
Hund Riley stiehlt die Show
Im Semifinale und im Finale war Guide Lampl mit Edlinger auf der Loipe, allerdings nicht wie üblich vor, sondern neben oder knapp hinter der Athletin. Die Salzburgerin entschied das Halbfinale für sich und schaffte es souverän ins Finale der besten vier. Dort ließ sie der Konkurrenz keine Chance, zog im letzten Anstieg der 1.357 Meter langen Runde allen davon und setzte sich schließlich 6,8 Sekunden vor Oksana Schischkowa (UKR) und 15,6 Sekunden vor Linn Kazmaier (GER) durch.
Ein wichtiger Erfolgsfaktor war Edlingers Partnerhund Riley. "Er spielt in meinem Leben eine sehr große Rolle, ohne ihn wäre ich nicht nach China gereist. Er ist mehr als ein Hund, er ist mein Begleiter und bringt mich auch an den härtesten Tagen zum Lachen", betont Edlinger. Riley zieht im paralympischen Dorf viele Blicke auf sich, muss unzählige Selfie-Wünsche erfüllen. Edlinger: "Mir kommt manchmal vor, er ist der eigentliche Star. Aber es ist okay, wenn ich die Nummer zwei bin. Alle wollen Fotos mit ihm, Riley ist im Dorf bekannter als der chinesische Präsident."