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Causa Eliasch: ÖSV ortet bei FIS-Bekleidungsdeal eine "nicht optimale Optik"

Österreichs Verband sieht die FIS in der Verantwortung, einen möglichen Interessenkonflikt ihres Präsidenten Johan Eliasch aufzuarbeiten. Im Vermarktungsstreit mit dem Weltverband ist die Angelegenheit jedenfalls Wasser auf den Mühlen des ÖSV.

Diskussionen über FIS-Präsident Johan Eliasch (Mitte). ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer (rechts) sieht die FIS in der Verantwortung.
Diskussionen über FIS-Präsident Johan Eliasch (Mitte). ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer (rechts) sieht die FIS in der Verantwortung.

Die unklare Rolle von FIS-Präsident und Head-Mehrheitsaktionär Johan Eliasch beim Ausrüstungsvertrag zwischen dem Weltverband und dem Sportartikelkonzern dürfte das angespannte Verhältnis zwischen der FIS und dem ÖSV sowie anderen großen Skinationen zusätzlich zu belasten. "Grundsätzlich ist es unserer Meinung nach eine reine FIS-Angelegenheit, die die FIS-Gremien intern zu analysieren haben. Die Optik ist für unser Empfinden zumindest nicht optimal", teilte ÖSV-Generalsekretär Christian Schererer den SN mit.

Zur Erklärung: Eliasch ist seit 2021 FIS-Präsident und weiterhin Mehrheitsaktionär des Sportartikelkonzerns Head. Nun sehen sich Kritiker in ihrer Sichtweise bestätigt, dass diese Doppelfunktion des Milliardärs wegen eines - aus der Sicht der Kritiker möglichen - Interessenkonflikts unvereinbar sei. Eliasch ist wegen eines Ausrüstervertrags zwischen Head und der FIS, der durch eine gemeinsame Recherche von SN, Süddeutscher Zeitung und Kleiner Zeitung offengelegt wurde, in Diskussion. Anlass dazu geben insgesamt 350 Head-Bekleidungskollektionen, mit denen die FIS-Mitarbeiter im Herbst 2022 ausgerüstet wurden. Für insgesamt 1.360 Einzelteile wurden dem Weltverband dafür 243.850 Euro in Rechnung gestellt.

Ein marktüblicher Preis? "Wir haben für die Veranstaltung am Kulm ähnliche Stückzahlen angefragt und dabei wesentlich günstigere Angebote erhalten", erklärt Scherer, schränkt aber ein, dass man Bekleidung nicht 1:1 vergleichen könne. Dass die FIS über alle Sparten hinweg mit Head nun nur einen Ausrüster hat, passt für Scherer in die schiefe Optik. "In den nationalen Verbänden ist es eine durchwegs gängige Praxis, dass man unterschiedliche Bekleidungspartner hat", sagt Scherer. So etwa wird der ÖSV von Schöffel (Alpin), Löffler (Nordisch), Martini (Skibergsteigen) und Rehall (Snowboard, Freeski) ausgestattet.

Nachdem es in einer ersten Ausschreibungsrunde keine Interessenten aus der Sportartikelbranche gegeben habe, hat Eliasch FIS-Angaben zufolge dann Head angewiesen eine Offerte zu legen. Laut Ex-ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel, der bis Sommer 2022 im Rat des Weltverbands vertreten war, war der FIS-Vorstand bis dahin nicht über das Geschäft informiert. Scherer dazu: "Peter hat auch uns bestätigt, dass die Entscheidung nie im FIS-Vorstand oder der Exekutive besprochen wurde."

Diese möglicherweise persönliche Einflussnahme von Eliasch könnte den Dauerstreit zwischen der FIS und dem ÖSV sowie anderen großen Skinationen befeuern. Jedenfalls aber ist es im Vermarktungsstreit Wasser auf den Mühlen des ÖSV. Hintergrund ist die von Eliasch angedachte Zentralvermarktung durch den Weltverband. Bislang sind die Nationalverbände für den Verkauf der Marketing- und Werberechte selbst zuständig. Setzt die FIS die Zentralvermarktung tatsächlich durch, wäre der ÖSV mit noch nicht absehbaren Folgen konfrontiert. "Dann können wir mangels der nicht vorhandenen Konzepte (der FIS, Anm.) nicht garantieren, dass wir die bisherigen Erträge auch in Zukunft sicherstellen können", sagt Scherer.

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