Österreichs Skispringer machen nahtlos dort weiter, wo sie vorigen Winter aufgehört haben. Am Sonntag gewann der Bischofshofener Jan Hörl den zweiten Bewerb des Weltcupauftakts in Lillehammer vor dem Deutschen Pius Paschke und seinen ÖSV-Teamkollegen Daniel Tschofenig und Stefan Kraft.
"Heute war ein guter Tag. Es hat von der Qualifikation weg alles sehr gut gepasst", jubelte Hörl und schickte eine Kampfansage an die Konkurrenz: "Ich kann es noch besser." Mit einem Sprung auf die Tageshöchstweite von 139,5 Metern verhinderte er den nächsten Erfolg von Paschke. Der 34-Jährige hatte beim ersten Springen am Samstag als einziger die rot-weiß-rote Party gecrasht. Der Routinier siegte vor dem ÖSV-Viererpack Tschofenig, Maximilian Ortner, Kraft und Hörl.
Tschofenig schwärmte: "Es waren echt coole Sprünge dabei. In Lillehammer zweimal am Podium zu stehen ist schon richtig cool", meinte der Kärntner. Er freute sich über die Teamdynamik, die man hoffentlich nach Ruka mitnehmen könne.
Stefan Kraft, der zweifache Vierte dieses Wochenendes und Gesamt-Weltcuptitelverteidiger, trauerte einem verpassten Podestplatz oder gar Sieg nicht nach. "Ich bin sehr, sehr happy. Die drei sind an den Tagen am besten gesprungen. Da fehlt genau das kleine Alzerl noch, aber der zweite Sprung heute war so wie ich ihn machen wollte. Ich habe immer gesagt, dass wir sechs brutal starke Springer haben. Aber dass es gleich wieder so losgeht - da können wir glücklich weiterreisen."
Junger Kärntner überraschte
Der 22-jährige Kärntner Ortner war die Sensation des Samstag-Bewerbs: Er war nach dem Ausfall von Daniel Huber erst kurzfristig nachnominiert worden und sprang gleich aufs Stockerl. "Es ist ein unbeschreibliches Gefühl", jubelte der Youngster. "Ich kann es kaum fassen, was gerade passiert ist. Ich habe schon gewusst, ich springe gut, aber dass so etwas Gutes herauskommt, hätte ich im Leben nicht gedacht."
Am Sonntag wurde Ortner Achter. Cheftrainer Andreas Widhölzl hatte nicht nur mit ihm große Freude: "Wir haben gewusst, dass wir gut gearbeitet haben. Aber wissen tut man es nie vor dem ersten Wettkampf. Hut ab vor dem Team, wie sie alle reingestartet sind."
Doppelter Schock
Zwei haarsträubende Situationen sorgten für Aufsehen in Lillehammer. In der Samstag-Qualifikation bekam Kristoffer Eriksen Sundal am Balken er von der dahinter befindlichen, bewegbaren Startanlage samt Transparent aus dem Nichts heraus einen "Schubser". Sundal landete bei 132 Metern, schimpfte dann aber verständlicherweise in Richtung Veranstalter. Beim Qualifikationssprung von Domen Prevc am Sonntag löste sich der rechte Schuh nicht von der Bindungsplatte, sodass der Slowene den unkontrollierbar gewordenen Ski mit einer Hand festhielt. Der folgende Sturz endete glimpflich.
Lisa Eder feierte mit Familie
Bei Österreichs Springerinnen strahlte Lisa Eder in Lillehammer am meisten. Nachdem sie schon am Freitag dem drittplatzierten Mixed-Team angehört hatte, stand die Leogangerin beim zweiten Einzelspringen am Sonntag als Dritte hinter Katharina Schmid und Selina Freitag (GER) erneut auf dem Stockerl. "Es ist unglaublich schön, das mit meiner Familie erleben zu können", sagte die 23-Jährige. Mit ihren Eltern war gleich ein ganzer Fanclub nach Norwegen angereist. Das Auftakt-Wochenende insgesamt bewertete sie "mit acht von zehn Punkten". Am Samstag war sie beim Sieg von Nika Prevc (SLO) Siebente geworden.
Während die Herren nun nach Ruka (FIN) übersiedeln, geht der Weltcup für die Springerinnen erst in drei Wochen in Zhangjiakou (China) weiter.
