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Julia Scheib, der Star, den (noch) keiner kennt

Erfrischendes Selbstvertrauen und klare Ziele zeichnen die Steirerin aus.

Julia Scheib.
Julia Scheib.

Es war die Auftakt-Pressekonferenz vor der Ski-WM 2023 im französischen Courchevel, in der eine junge Steirerin mit wohl gewählten Worten und ruhiger Stimme etwas zu sagen hatte, was sich so auch nicht jede WM-Debütantin zu äußern getraut hätte. "Ich bin hier, um eine Medaille zu holen. Mein großes Ziel muss aber sein, dass ich eines Tages die Nummer eins im Riesentorlauf werde, ansonsten brauche ich ja gar nicht Ski zu fahren", sagte Julia Scheib vor ihrem ersten WM-Auftritt.

Nun, das mit der Medaille wäre sich im Team-Bewerb bei der WM beinahe ausgegangen (es wurde Rang vier; im Riesentorlauf gab es einen Ausfall), die Südsteirerin hat sich aber dennoch konstant nach oben gearbeitet. Im Grunde ist sie nach fünf Top-10-Platzierungen im letzten Jahr Österreichs fast schon größte Hoffnung auf eine Topplatzierung in Sölden. Da hat der ÖSV ja deutlich Aufholbedarf: 2014 gab es sowohl bei den Damen durch Anna Veith als auch bei den Herren durch Marcel Hirscher den letzten Heimsieg in Sölden. Die Damen verfolgt noch ein weiteres Datum: der 7. März 2016. An dem Tag gab es den letzten Riesentorlauf-Weltcupsieg einer ÖSV-Läuferin durch Eva-Maria Brem. "Ich verstehe, dass das ein Thema ist und man danach fragt", sagt Scheib entspannt auf die diesbezügliche Frage. "Aber ich habe als Ziel, dass ich das ändere."

Das glaubt man ihr aufs Wort und ein guter Auftakt wäre schon einmal eine Zielankunft in Sölden. Bei zwei Starts hat sie hier zwei Ausfälle in der Statistik stehen. Doch darüber macht sie sich keinen Kopf. Ihr Ziel in dem Jahr sei ohnedies, dass sie in jedem Riesentorlauf unter die Top 5 fährt, das sei der nächste logische Schritt an die Weltspitze. "Darunter", sagt sie, "wäre ich auch nicht mehr zufrieden." Vielleicht ist es aber auch genau dieses Selbstbewusstsein, das den heimischen Riesentorläuferinnen in den letzten Jahren gefehlt hatte. Zu oft hat man sich mit Mittelmaß zufriedengegeben, zu selten ging der Blick ganz nach oben. Vor allem: Zu selten hat in den Läufen auch jemand so attackiert wie Scheib.

Für sie selbst ist das alles auch keine Überraschung, sondern eine erwartbare Entwicklung. Nach vielen schweren Verletzungen, die sie auch mental an ihre Grenzen gebracht hätten, hat sie nun ein Jahr absolviert, in dem es keine Probleme gab. "Es ist sehr angenehm, wenn du keine Rücksicht nehmen musst und einfach an deinem Skifahren arbeiten kannst."

Mit der Einstellung und dem Selbstvertrauen soll es auch im Februar zur WM nach Saalbach gehen. Man braucht wohl nicht nachzufragen, was sie sich dort erwartet. Denn das WM-Ticket allein interessiert Scheib schon lange nicht mehr. "Ich will mit starken Ergebnissen dorthin fahren."

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