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Machtkampf um Roland Assinger scheint entschieden: Christian Mitter neuer Alpinchef

Die Wahl Mitters ist logisch und überraschend zugleich. Damit ist auch der Machtkampf um Assinger entschieden.

Michael Smejkal
Christian Mitter wird alpiner sportlicher Leiter im ÖSV.
Christian Mitter wird alpiner sportlicher Leiter im ÖSV.

Es ist der letzte Paukenschlag eines aus österreichischer Sicht rückblickend betrachtet doch recht turbulenten Skiwinters: Christian Mitter folgt Herbert Mandl als Alpinchef nach. Logisch und überraschend zugleich, könnte man sagen. Wie geht das? Nun, der Steirer Christian Mitter gilt als einer der erfolgreichsten Trainer im Skiweltcup überhaupt - er hat über eine ganze Dekade das norwegische Team um Aksel Lund Svindal,Kjetil Jansrud und Henrik Kristoffersen betreut und geprägt.

Nur in einem Job ist er gescheitert. Als zwischenzeitlicher ÖSV-Damenchef (ab 2019) warf er 2022 entnervt das Handtuch und kommentierte das mit den berühmten Worten: "Ich freue mich jetzt auf die Zusammenarbeit mit motivierten Athleten."

Über den möglichen Wechsel an der Alpinspitze haben die SN bereits am Rande der Ski-WM berichtet, damals stellte Sportdirektor Mario Stecher aber klar: "Das wird nur passieren, wenn wir unseren Wunschkandidaten bekommen." Der war trotz aller Widrigkeiten und eines gültigen Vertrags in Norwegen eben Mitter. Dessen Vater Wolfgang ist kein Unbekannter. Einst OK-Chef der nordischen WM in Ramsau 1999, später Alpindirektor des russischen Verbandes, der eine maßgebliche Rolle in Sotschi 2014 gespielt hat, danach fiel er als scharfer Kritiker des ÖSV auf.

Aber: Warum braucht der ÖSV überhaupt einen neuen Sportdirektor? Mandl war unumstritten und nicht unerfolgreich, doch hat er der falschen Fraktion angehört, die man intern die "Arlberg-Connection" nannte. Der Lecher Olympiasieger und Hotelier Patrick Ortlieb (vormals Finanzchef im ÖSV und dessen ranghöchster Vertreter in der FIS) nominierte seinen alten Freund Herbert Mandl (seit 2013 Leiter des ÖSV-Stützpunkts in St. Christoph am Arlberg, womit sich der Name erklärt) als Alpindirektor. Das war dem neuen Geschäftsführer Christian Scherer eine doch zu mächtige Achse westlich des ÖSV-Sitzes Innsbruck.

Mit der Personalie scheint nun auch der Machtkampf um Damen-Cheftrainer Roland Assinger entschieden. Mitter, der nicht mit den allerbesten Erfahrungen aus dem Damenteam ausgeschieden ist, wird Assinger den Rücken stärken, zumal beide den gleichen Ansatz verfolgen: Die Macht der Leistung und der gestoppten Zeit ist größer als die Macht vieler Sitzkreise. Assinger kann in Ruhe die neue Saison planen und man kann nur hoffen, dass sich die eine oder andere ÖSV-Athletin nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt hat.

Und Herbert Mandl? Der kehrt an den ÖSV-Stützpunkt St. Christoph zurück, um diesen zu einem Trainingszentrum auszubauen und bei der WM-Bewerbung St. Anton 2033 mitzuhelfen. Mitarbeiter wie Mandl waren für den ÖSV stets die eiserne Personalreserve, jetzt (zumindest nach außen ohne Murren) abzutreten zeugt von Größe. Hoffentlich fällt das auch im ÖSV auf.