Wenn Lisa Hauser derzeit Fotos aus dem Training auf ihrem Instagram-Account postet, sieht man sie zumeist in Begleitung von Schweizer Biathlonkolleginnen. Das gemeinsame Laufen mit den Schützlingen ihrer Vertrauenstrainerin Sandra Flunger ist nichts Neues. Bereits in den vergangenen Jahren war sie zeitweise auch mit dem Schweizer Team unterwegs.
Nun verlässt die 30-Jährige die ÖSV-Trainingsstrukturen ganz. "Ein gemeinsamer Weg hätte sich schwierig gestaltet", sagte Hauser im Gespräch mit der "Tiroler Tageszeitung". Sie wolle sich in den letzten Jahren ihrer Karriere selbst organisieren. Die Tirolerin plant bis Olympia 2026, wo sie das noch fehlende Teil in ihrem Erfolgsmosaik hinzufügen will: Eine Olympiamedaille blieb ihr bisher verwehrt. In Peking 2022 war sie als Vierte im Sprint ganz knapp dran gewesen.
Hausers Entscheidung hat viel mit den personellen Gegebenheiten bei Ski Austria zu tun. Neuer ÖSV-Cheftrainer ist ab dieser Saison Reinhard Gösweiner. Der Oberösterreicher hatte bereits früher das Zepter in der Hand. Damals stieß Hauser in die Weltklasse vor, in diese Zeit (2016/2017) fiel aber auch ihr Ausstieg in einer privaten Trainingsgruppe, der auch Simon Eder angehörte. Eine Trainerin dieser "Biathlonschmiede" genannten Rebellengruppe war Sandra Flunger, als Kopf des Projekts fungierte damals Biathlon-Urgestein Alfred Eder.
Vieles erinnert im aktuellen Projekt an damals. Auch, dass mit Julia Leitinger (geborene Schwaiger) eine ÖSV-Teamkollegin zusammen mit Hauser auf eigene Faust trainieren wird. Die Saalfeldnerin gehörte auch damals zur Truppe. Als Betreuer sollen nun Hausers Partner Lorenz Wäger und Bernhard Leitinger, Ehemann von Julia, fungieren. Beide sind selbst ehemalige Biathleten.
In der neuen Konstellation will sich Lisa Hauser wieder auf altgewohntes Niveau zurückkämpfen. Die Massenstart-Weltmeisterin von 2021 und Gewinnerin von fünf Weltcuprennen war als 33. im Gesamtweltcup weit weg von der Spitze. Lediglich ein dritter Rang in der Single-Mixed-Staffel mit Simon Eder stand auf der Habenseite.
In der Ära der "Biathlonschmiede" waren die Außenseiter nicht nur mit Gösweiner, sondern auch mit dem Biathlon-Rennsportchef im ÖSV, Markus Gandler, auf Konfrontationskurs. Dessen Tochter Anna hat sich im vergangenen Winter mit einer Reihe von Top-Ten-Plätzen an die Weltspitze angenähert. Bei den Rennen in der neuen Saison werden die Sportlerinnen trotz aller unterschiedlichen Zugänge für Rot-Weiß-Rot an einem Strang ziehen - großes Ziel ist das erste Staffel-Weltcuppodium in der Geschichte.
Cheftrainer Reinhard Gösweiner akzeptiert den Alleingang seiner routiniertesten Athletin: "Lisa hat genügend Erfahrung, sie weiß, was sie tut."