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Skisprung-Betrug: Weltmeister behandelte Anzüge mit Haarspray

Neue Enthüllungen im Skandal um manipulierte Anzüge von Skispringern werfen kein gutes Licht auf den Sport. Frühere Athleten verraten kuriose Details.

Ex-Weltmeister Andreas Küttel.
Ex-Weltmeister Andreas Küttel.

"Alle haben geschummelt", behaupteten norwegische Springer nach dem Auffliegen des Anzugskandals bei der WM in Trondheim vor gut einer Woche. Marius Lindvik, der Zweitplatzierte auf der Großschanze, und sein Teamkollege Johann André Forfang waren disqualifiziert worden. Mittlerweile kommen fast täglich neue Geschichten über Tricksereien ans Tageslicht - auch von Athleten von außerhalb Norwegens.

"Damit nahm die Luftdurchlässigkeit ab"

Der ehemalige Schweizer Skispringer Andreas Küttel, 2009 Weltmeister auf der Großschanze, plauderte im Schweizer "Blick" über Schummeleien bei den Anzügen in seiner aktiven Zeit. Bei den Junioren sei es üblich gewesen, die Anzüge mit Haarspray vollzusprühen: "Damit nahm die Luftdurchlässigkeit ab", erläutert der heute 45-Jährige.

Bei den Erwachsenen dämmerte ihm, dass unerlaubte Anzugwechsel zwischen den Durchgängen üblich sein dürften. Nach einem Sieg mit Schanzenrekord 2005 habe ihn der damalige österreichische Cheftrainer (diese Funktion hatte zu dieser Zeit Alexander Pointner inne, Anm.) gefragt, ob er bei dem Sprung im zweiten Durchgang denselben Anzug getragen habe wie im ersten. Küttel, der immer nur einen Anzug trug, war erstaunt und begriff: "Wenn du nach dem ersten Durchgang in die Kontrolle musstest, konntest du davon ausgehen, dass du nach dem zweiten Sprung verschont bleibst."

Auch mit Unterwäsche wurde getrickst

Auch die Unterwäsche soll laut Küttel zur Verbesserung der Flugeigenschaften herangezogen worden sein. Mittels Klettverschluss habe man sie mit dem Anzug verbunden, was ebenfalls die Luftdurchlässigkeit beeinflusste. Um den unerlaubten Eingriff zu verbergen, hätten die Springer im Auslauf jubelnd die Arme hochgerissen. Damit löste sich die Verbindung zwischen Unterwäsche und Anzug unbemerkt. Befremdlich war für Außenstehende nur der Jubel auch nach schlechten Sprüngen.

Besetzt Norwegen die letzten Saisonbewerbe?

Norwegen ist nach der Suspendierung von insgesamt acht Springern bzw. Trainern nur noch mit der dritten Garde im Weltcup unterwegs. Beim Skifliegen am Sonntag in Vikersund (Sieger war der Deutsche Andreas Wellinger) war Soelve Jokerud Strand auf Platz 28 bester Norweger. Die Teamführung überlegt nun, die letzten Bewerbe der Saison in Lahti und Planica gar nicht mehr zu besetzen. Der Ski-Weltverband FIS hat eine Untersuchungskommission eingesetzt, die Erkenntnisse über das Ausmaß der Schummeleien bringen soll.

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