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Traurige Gewissheit: Die in Pakistan verunglückte Ex-Biathletin Laura Dahlmeier ist tot

Nach einer zweitägigen Rettungsaktion herrscht nun traurige Gewissheit. Die ehemalige deutsche Biathletin Laura Dahlmeier ist beim Bergsteigen in Pakistan tödlich verunglückt. Das teilte ihr Management der Deutschen Presse-Agentur mit. Auch österreichische Sportkolleginnen und -kollegen waren eng mit Dahlmeier befreundet.

Fünf Mal Gold, einmal Silber: Laura Dahlmeier war der Superstar der Biathlon-WM 2017 in Hochfilzen.
Fünf Mal Gold, einmal Silber: Laura Dahlmeier war der Superstar der Biathlon-WM 2017 in Hochfilzen.

Pakistanische Behörden teilten danach ebenfalls Dahlmeiers Tod mit und beriefen sich dabei auf das Rettungsteam. Die 31-Jährige war am Laila Peak im pakistanischen Karakorum-Gebirge von einem Steinschlag getroffen worden. Bergsteigen und Klettern waren ihre große Leidenschaft.

Rettungsaktion eingestellt

Die Rettungsaktion zur Bergung sei erfolglos geblieben und deshalb eingestellt worden, teilte das Management mit. Am Vortag war ein Helikopter über den Unglücksort geflogen und hatte kein Lebenszeichen mehr festgestellt. Nach den Schilderungen der Seilpartnerin zur Schwere der Verletzungen sei davon auszugehen, dass Dahlmeier sofort tot war, hieß es.

Die Bergung des Leichnams sei für die Rettungskräfte unter den aktuellen schwierigen Bedingungen mit Steinschlag und einem Wetterumschwung am Laila Peak mit einem zu hohen Risiko verbunden und nicht realisierbar. Auch eine Bergung per Hubschrauber sei nicht möglich gewesen.

Vorerst keine Bergung - auf Lauras Wunsch

"Es war Laura Dahlmeiers ausdrücklicher und niedergeschriebener Wille, dass in einem Fall wie diesem niemand sein Leben riskieren darf, um sie zu bergen", teilte das Management mit. "Ihr Wunsch war es, ihren Leichnam in diesem Fall am Berg zurückzulassen. Dies ist auch im Sinne der Angehörigen, die außerdem ausdrücklich darum bitten, Lauras letzten Wunsch zu respektieren."

"Wir nehmen Abschied von einem großartigen Menschen", teilte die Familie mit, verbunden mit Dank an die Retter. "Laura hat mit ihrer herzlichen und geradlinigen Art unser Leben und das Leben vieler bereichert. Sie hat uns vorgelebt, dass es sich lohnt, für die eigenen Träume und Ziele einzustehen und sich dabei immer treu zu bleiben."

Die Garmisch-Partenkirchnerin war mit ihrer Seilpartnerin im alpinen Stil - mit möglichst geringem Gepäck und ohne Expeditionslogistik - unterwegs, als am Montag gegen Mittag Ortszeit auf rund 5700 Metern der Steinschlag niederging.

Unglück beim Abseilen

Das Unglück ereignete sich laut Management während eines Abseilmanövers. Ihre unverletzte Seilpartnerin setzte sofort einen Notruf ab, eine Rettungsaktion wurde umgehend eingeleitet.

Ihre Kletterpartnerin versuchte den Angaben zufolge über viele Stunden, Dahlmeier zu bergen. Das sei aber in dem schweren Gelände und wegen des weiter anhaltenden Steinschlags unmöglich gewesen. Nachdem die Seilpartnerin außerdem keine Lebenszeichen mehr erkennen konnte, entschied sie sich während der Nachtstunden für einen Rückzug aus der Gefahrenzone und den weiteren Abstieg.

Die Seilpartnerin wurde von zu ihr aufgestiegenen Bergsteigern in das Basecamp begleitet. Sie sei unverletzt und werde vor Ort betreut.

Seit Ende Juni in Pakistan unterwegs

Dahlmeier war mit ihrer Seilpartnerin an dem 6069 Meter hohen Laila Peak unterwegs, als sie am Montag gegen Mittag (Ortszeit) auf rund 5700 Metern von einem Steinschlag erfasst wurde. Die beiden waren demnach allein im alpinen Stil unterwegs, das bedeutet mit möglichst leichter Ausrüstung und ohne Expeditionslogistik. Die Seilpartnerin setzte sofort einen Notruf ab, der Rettungseinsatz wurde umgehend eingeleitet.

Die siebenmalige Weltmeisterin war den Angaben zufolge seit Ende Juni gemeinsam mit Freunden in der Region unterwegs. Sie hatte am 8. Juli bereits erfolgreich den Great Trango Tower (6287 m) bestiegen. Der Laila Peak war das zweite geplante Gipfelziel. Der Laila Peak liegt unweit des K2, des zweithöchsten Berges der Welt, nahe der Grenze zu China. Die Region zieht jedes Jahr Bergsteiger an, die Risiken durch Lawinen und Unwetter sind aber hoch.

Die Garmisch-Partenkirchnerin war staatlich geprüfte Berg- und Skiführerin, aktives Mitglied bei der Bergwacht und galt als erfahrene und risikobewusste Bergsteigerin.

Laura Dahlmeier tödlich verunglückt
Laura Dahlmeier tödlich verunglückt

Olympisches Gold und frühes Karriereende

Mit zwei olympischen Goldmedaillen 2018 in Pyeongchang und insgesamt sieben Weltmeistertiteln war Dahlmeier die erfolgreichste deutsche Biathletin des vergangenen Jahrzehnts. Vor allem die WM 2017 in Hochfilzen prägte sie famos, als sie bei sechs Starts fünf Mal Gold und ein Mal Silber holte. In der Saison 2016/17 gewann sie außerdem den Gesamtweltcup.

Im Mai 2019 beendete die Oberbayerin dann im Alter von 25 Jahren überraschend ihre Karriere als Leistungssportlerin. Sie erklärte damals, dass sie als Biathletin keine sportlichen Ziele mehr habe. Neben ihren Berg- und Klettertouren war Dahlmeier seitdem als Biathlon-Expertin für das ZDF aktiv.

Bergverliebt: Laura Dahlmeier 2020 mit Jakob Herrmann vor den Drei Zinnen.
Bergverliebt: Laura Dahlmeier 2020 mit Jakob Herrmann vor den Drei Zinnen.

Österreichische Bergkameraden trauern

Den ehemaligen Salzburger Skibergsteiger Jakob Herrmann erreichte die Nachricht am Mittwoch auf seiner Hütte in Werfenweng. Er war 2020 mit Laura Dahlmeier beim "Alpfront Trail" neun Tage lang entlang der Kriegsschauplätze in den Dolomiten unterwegs. "Ich habe sie als sehr liebenswerte Frau kennengelernt", sagt Herrmann. Vor Kulissen wie den Drei Zinnen entstanden damals epische Bilder, die ihre große Begeisterung für die Bergwelt zeigen. Herrmann: "Seither waren wir immer wieder in Kontakt. Mich hat sehr beeindruckt, dass sie mit ihren vielen Erfolgen vom Biathlon zurückgetreten ist und danach etwas ganz anderes begonnen hat. Wir hatten viel Spaß."

Die österreichische Skibergsteigerin und gute Freundin von Dahlmeier, Johanna Hiemer, reagierte in einem Beitrag auf Instagram auf die Tragödie.

Miriam Neureuther, Biathlonkollegin und ebenfalls aus Garmisch-Partenkirchen stammend, erinnerte an die gemeinsame Kindergartenzeit und schrieb: "Du warst eine außergewöhnliche Sportlerin, die es so sicher kein zweites Mal auf dieser Welt geben wird!"

Mit der Tirolerin Lisa Hauser matchte sich Laura Dahlmeier schon 2013 bei der Junioren-WM in Obertilliach.
Mit der Tirolerin Lisa Hauser matchte sich Laura Dahlmeier schon 2013 bei der Junioren-WM in Obertilliach.

Der Biathlonweltverband IBU mit Sitz in Anif drückte in einer Aussendung Trauer und Mitgefühl mit Dahlmeiers Angehörigen aus. "In ihrer Karriere und auch danach hat Laura mit ihrem Willen, an Grenzen zu gehen und Herausforderungen anzunehmen, zahllose Menschen in der ganzen Welt inspiriert", hieß es weiter. Ihr Motto "Wenn ich was mach', mach ich's gscheid", zugleich Titel eines Buchs von ihr, erkläre die Persönlichkeit Dahlmeiers sehr gut. Die IBU abschließend: "Ihr Vermächtnis im Biathlon und darüber hinaus wird nie vergessen werden und weiterhin Ansporn für Generationen von Athleten und Abenteuersuchenden sein." Ski Austria, der Österreichische Skiverband, zeigte seine Anteilnahme mit einem schlichten Schwarzweiß-Portrait Dahlmeiers zu Herbert Pixners Melodie "Pfiati" auf den sozialen Kanälen.

Gefeiert von den Teamkollegen in Hochfilzen.
Gefeiert von den Teamkollegen in Hochfilzen.

Der Biathlon-Weltcuport Hochfilzen gedachte der WM-Heldin von 2017: "Laura war nicht nur ein Champion, sie war eine Naturgewalt - ruhig und dennoch wild, fokussiert und doch voller Seele. Ihr Lächeln erhellte jedes Stadion. Pfiati, Laura. Du wirst immer ein Teil von Hochfilzen sein. Ruhe in Frieden!"

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