Alpine Holding GmbH
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Der hier beschriebene Betrieb oder die Einrichtung existiert in dieser Form nicht mehr. Dieser Beitrag beschreibt die Geschichte. |
Die Alpine Holding GmbH war die Dachgesellschaft einer Baugruppe mit Sitz in Wals. Nachdem die Alpine Bau GmbH, eine Untergesellschaft der Holding, im Juni 2013 Konkurs anmelden musste, folgte die Holding mit Konkursanmeldung am 27. Juni 2013. Dieser Beitrag berichtet von beiden Unternehmen.
Einleitung
Die Anfänge des Unternehmens gehen auf das Jahr 1964 zurück. Im Jahr 2011 war es das viertgrößte Unternehmen im Land Salzburg mit den Geschäftsfeldern Immobilien, Bau und Baustoffe, mit 7 500 Beschäftigten und 1,55 Milliarden € Umsatz. Die wichtigsten Unternehmen der Konzerngruppe sind die Alpine Bau GmbH, die Alpine BeMo Tunnelling GmbH, die Universale-Bau und die GPS (Grund-, Pfahl- und Sonderbau) sowie die Alpine-Energie.
Geschichte
Gegründet wurde das Unternehmen 1964 von den Brüdern Georg Pappas und Dimitri Pappas. Anfangs waren 28 Mitarbeitern beschäftigt. 1968 trat Dietmar Aluta-Oltyan und 1972 Otto Mierl in die Leitung des Unternehmens ein. So entstand schon Anfang der 1970er das größte private österreichische Bauunternehmen.
Mitte der 1980er-Jahre gründete das Unternehmen seine erste Auslandsniederlassung in München in Bayern Deutschland. Als erstes Großprojekt im Ausland 1982 wurde das Kraftwerk "Potamos Nestos" nördlich der griechischen Stadt Kavala als erstes Großprojekt im Ausland realisiert. 1986 kaufte die Alpine die Bausparte der Kapsreiter-Gruppe samt dem Großteil ihrer Bauunternehmungen. Es folgten weitere Firmenübernahmen in den Jahren 1996 bis 2005. So übernahm es Anfang 1996 eine Mehrheitsbeteiligung an der Mayreder Bau GmbH, das als traditionsreichen Unternehmen über mehr als 100 Jahre Erfahrung auf dem Bausektor verfügt.
Im Dezember 1996 wurde die Alpine-Energie Gesellschaft für elektrische und industrielle Unternehmungen GmbH als gemeinsames Unternehmen der Alpine-Gruppe und der Energie GmbH aus Deutschland in Linz, Oberösterreich, gegründet. 2002 übernahm die Alpine-Gruppe die Universale Bau GmbH übernommen sowie die Anteile der Familie Blättchen an der Energie GmbH. Daraus bildete sich die Alpine-Energie-Gruppe mit Ländergesellschaften in Österreich, Deutschland, der Schweiz und Luxemburg.
2005 erwarb Alpine das Unternehmen Stump Spezialtiefbau GmbH. Es war dasselbe Jahre, in dem das Unternehmen durch einen Skandal um die Auftragsvergabe bei der Allianz Arena in München in die Schlagzeilen kam.
Schließlich wurde 2006 die spanische Unternehmensgruppe Fomento de Construcciones y Contratas (FCC) Mehrheitseigentümer und übernahm die Anteile der Gründerfamilie Pappas. Die SAG Kommunikationstechnik Österreich und die SAG Kommunikationstechnik Schweiz wurden Teil der Alpine-Energie-Gruppe.
Am 1. September 2007 wurde der Unternehmensname "Alpine Mayreder Bau GmbH" in "Alpine Bau GmbH" geändert. Ein Jahr später, am 1. August 2008, wurde das Spezial-Wasserbauunternehmen Wasser-, Tiefbau und Rammarbeiten GmbH Stuttgart (WaTi) Teil der Unternehmensgruppe.
2009 folgte die Übernahme des Tiroler Tunnelbauspezialistens "Beton- und Monierbau Gesellschaft m.b.H." (BeMo) mit 260 Mitarbeitern und 100 Millionen € Umsatz. Am 17. Dezember 2009 wurde die Namensänderung dieser GmbH in "Alpine BeMo Tunnelling GmbH" im Firmenbuch eingetragen. Im gleichen Jahr wurde in Österreich das Joint Venture Alpine-RZDstroy von den beiden Unternehmen Joint Stock Company (JSC) RZDstroy, ein auf Bauleistungen spezialisiertes Tochterunternehmen der russischen Eisenbahngesellschaft RŽD, und Alpine Bau GmbH gegründet.
Die restlichen Anteile Aluta-Oltyans wurden dann 2012 von der spanischen FCC übernommen, die nun 100 Prozent der Alpine Holding GmbH besaß.
Im Oktober 2012 wurde bekannt, dass sich Alpine in Liquiditätsschwierigkeiten befindet. Diese sollen durch Liquiditätszufuhr durch die FCC sowie Kreditinstitute, Stundungen und den Verkauf von Teilen des Unternehmens (Alpine Energie/ Grund-, Pfahl- und Sonderbau/ Hazet) behoben werden. Am 9. November 2012 wurde ein Stillhalteabkommen mit den Banken unterschrieben.
Vonseiten der Banken gab man sich zuletzt zwar verhalten optimistisch, dass zumindest informell eine Verlängerung des Stillhalteabkommens bis übers Wochenende erreicht werden könnte, um doch noch eine Lösung zustande zu bekommen. Das würde bedeuten, dass die Gläubiger auch nach Ablauf der Stillhaltefrist darauf verzichten, ihre Forderungen gegen den Baukonzern zu betreiben.
2013
Finanzierungsbedarf von mehr als 500 Millionen Euro
Am 28. Februar 2013, nur wenige Stunden vor Ende der Stillhaltefrist, kam allerdings Bewegung in die bisher starren Fronten. Der französische Kreditversicherer Coface beugte sich dem Druck der übrigen Gläubiger und war nun auch bereit, auf 30 Prozent seiner Forderungen zu verzichten. Damit rückte die für eine Umsetzung des Restrukturierungsplans notwendige Zustimmung von 95 Prozent der Gläubiger in greifbare Nähe. Auch die spanische Bankia lenkte teilweise ein, sie signalisierte, den Verzicht zu annähernd der Hälfte mitzutragen. Die übrigen Banken erklärten sich bereit, den damit noch abzudeckenden Betrag von ein paar Mill. Euro zu übernehmen.
An der zweiten offenen Front − den Haftungen der Republik Österreich für Kredite − gab es dagegen keine Bewegung. Banken und Vertreter der Republik kamen einander bei einem Treffen am 28. Februar 2013 nicht näher. Der Bund, der über die Oesterreichische Kontrollbank (OeKB) mit Haftungen für Kredite in Höhe von 150 Mill. Euro involviert ist, pocht darauf, aus rechtlichen Gründen nicht auf jene 30 Prozent verzichten zu können, auf die sich sämtliche Gläubiger geeinigt haben. Ein Verzicht sei laut dem Unternehmensliquiditätsstärkungsgesetz (ULSG) nur im Insolvenzfall möglich. Aus Sicht der Banken eine skurrile Argumentation. Der Bund riskiere offenbar lieber den gesamten Haftungsbetrag, als auf einen Teil zu verzichten. Dem hält man seitens der Republik allerdings entgegen, dass gegen einen Verzicht auch EU-rechtliche Gründe sprechen. Ein Verzicht würde von der EU wohl als unerlaubte staatliche Beihilfe qualifiziert werden, sowohl gegenüber der Alpine wie auch gegenüber den Banken.
Als Ausweg wurde die Möglichkeit geprüft, den auf den Bund entfallenden Betrag (Haftungsverzicht in Höhe von 45 Mill. Euro) zu stunden. Die Banken würden diesen Teil der Haftung übernehmen, der Bund würde nur im Fall der Insolvenz zur Kasse gebeten, dann aber in voller Höhe. Auch für diese Lösung gab es kein grünes Licht der Republik. Erste-Group-Vorstandschef Andreas Treichl bekräftigte am Rande der Bilanzpressekonferenz der Bank − sie ist mit der Bank Austria am stärksten engagiert − die Bereitschaft, den Fortbestand von Alpine zu sichern und eine Insolvenz zu verhindern. "Die finanzierenden Banken wären sicher bereit, das abzuwenden", sagte er. Der Grund dafür ist klar, eine Insolvenz wäre für alle viel teurer.
Neben dem Forderungsverzicht der Banken trägt auch der spanische Eigentümer FCC 150 Mill. Euro zur Sanierung der Alpine bei, rund die Hälfte davon wurde bereits überwiesen. Daneben soll der Verkauf von Konzernteilen (Alpine Energie, Spezialtiefbau, Hazet Bau in Wien) einen dreistelligen Millionenbetrag bringen. Dieses Paket muss geschnürt werden, damit Alpine-Sanierungsmanager Josef Schultheis seinen Restrukturierungsplan in die Tat umsetzen und Alpine retten kann.
Zurückgewiesen hat die Alpine am 28. Februar 2013 Meldungen, wonach der Konzern Steuerschulden habe. "Es wird bescheinigt, dass gegen die Alpine Bau GmbH gegenwärtig keine fälligen Abgabenforderungen bestehen", heißt es in einer Bestätigung des Finanzamts Salzburg-Stadt.
19. Juni 2013: Baukonzern Alpine insolvent: 2000 Mitarbeiter vor der Entlassung
Am 19. Juni 2013 wurde bekannt, dass die Überschuldung des Unternehmens 1,9 Mrd. Euro betragen soll. "Eine Insolvenz kann nicht ausgeschlossen werden", hatte Alpine-Chef Arnold Schiefer bereits Dienstagnachmittag, den 18. Juni 2013, gewarnt.
Wie viele Mitarbeiter aus Zulieferbetrieben betroffen seien, könne man noch nicht genau abschätzen, erklärte Sozialminister Hundstorfer am 19. Juni 2013. Es sei noch nicht klar, in welchem Ausmaß die Unternehmen von der Alpine abhängig seien. Für alle Betroffenen werden nun Arbeitsstiftungen errichtet. Konkret sollen innerhalb eines Monats acht solcher Stiftungen etabliert werden, in allen Bundesländern außer Vorarlberg, da es dort keine Alpine-Beschäftigten gibt. Sie werden auch den Beschäftigten der betroffenen Zulieferer offenstehen, wie Hundstorfer versicherte.
Insgesamt beschäftigt die Alpine in Österreich rund 7 500 Mitarbeiter. Zwei Teilbereiche gehen aber nicht in Insolvenz, wodurch rund 1 500 Mitarbeiter ihre Jobs behalten dürften. Dazu rechnet Hundstorfer damit, dass von einer Auffanggesellschaft 4 000 Personen weiter beschäftigt werden.
Der Börsenhandel mit den Bonds der Alpine Holding GmbH wurde am 19. Juni 2013. Die Orders würden für erloschen erklärt und müssten neu erteilt werden, teilte die Wiener Börse in einer Aussendung mit. Die Alpine hat drei Unternehmensanleihen im Volumen von 290 Mill. Euro auf dem Markt, die sie seit 2010 aufgelegt hat - die jüngste davon läuft erst seit Mai 2012. Zwei Bonds haben ein Volumen von je 100 Mill. Euro, eine Anleihe umfasst 90 Mill. Euro. Die Anleihen haben eine Laufzeit von fünf Jahren und sind mit 5,25 bzw. 6 Prozent hoch verzinst.
Wie der Kreditschutzverband KSV 1870 Mittwochvormittag, 19. Juni 2013, mitteilte, hat die Alpine den Insolvenzantrag beim Handelsgericht Wien offiziell eingebracht. Beantragt wird ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung. Die Fortführung des Unternehmens und die Sanierung werden beabsichtigt. Der Antrag wurde am Handelsgericht Wien eingebracht, weil die Alpine-Geschäftsleitung in Wien erfolge, obwohl der Sitz des Unternehmens in Salzburg liege, erklärte der KSV 1870.
Die angemeldete Insolvenz der Alpine ist eine der größten Pleiten der Zweiten Republik und könnte vom Volumen der Verbindlichkeiten her alles bisher Dagewesene übertreffen. Der Kreditschutzverband KSV 1870, der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) und die Creditreform arbeiten zur Stunde an der Ermittlung der genauen Außenstände. Einer ersten groben Schätzung der Kreditschützer zufolge erreichen die Gesamtpassiva rund 2,6 Mrd. Euro, sagte Peter Stromberger von der Insolvenzabteilung des AKV am Mittwoch zur APA.
Die Aktiva liegen ersten Angaben zufolge bei 661 Mio. Euro. Daraus errechnet sich eine Überschuldung von 1,9 Mrd. Von der Pleite sind laut Creditreform 6 483 Dienstnehmer im In- und Ausland betroffen. Auf der Kreditorenliste stehen zudem rund 8 000 Gläubiger, sagte der AKV-Vertreter zur APA. Den Gläubigern wird im Sanierungsplan eine Quote von 20 Prozent zahlbar binnen zwei Jahren geboten. Den bisher - mit Abstand - größten Konkurs in Österreich hatte die Konsum-Firmengruppe mit Passiva in Höhe von rund 1,9 Mrd. Euro hingelegt.
Der AKV rechnet damit, dass die Insolvenz "schon bald, möglicherweise noch heute [Anm: 19. Juni 2013]" eröffnet wird. Die Insolvenzursachen liegen den Angabenzufolge in den "zuletzt gescheiterten Finanzierungsbemühungen".
24. Juni 2013
Die Rettung der Salzburger Alpine Bau GmbH mithilfe einer Auffanggesellschaft war in der Nacht von 23. auf 24. Juni 2013 gescheitert. Rund 4 900 Alpine-Mitarbeiter in Österreich zittern damit um ihren Job.
Die Insolvenz des zweitgrößten Baukonzerns Österreichs - der zu 100 Prozent zum spanischen FCC-Konzern gehört - wird mit Passiva von vorerst geschätzten 2,6 Mrd. Euro als größte Pleite der Zweiten Republik in die Geschichte eingehen. Bei der Insolvenzeröffnung verfügte die Alpine Bau GmbH laut Masseverwalter lediglich über liquide Mittel von rund 5,7 Mio. Euro. Der Liquiditätsbedarf hätte sich jedoch nur für eine Fortführung von rund zwei Wochen zur Durchführung erster Prüfungen bereits auf rund 40 Mio. Euro belaufen. Der tägliche Cash-out belaufe sich auf rund 3 Mio. Euro.
Das Ausmaß der betroffenen Alpine-Mitarbeiter entspricht gut einem Viertel der österreichweit arbeitslos gemeldeten in der Branche. Per Ende Mai waren im Baubereich 17 761 arbeitslos, geht aus den aktuellen Daten beim Arbeitsmarktservice (AMS) hervor.
Auf den 1 400 Baustellen der Alpine in Österreich herrscht derzeit wegen Lieferstopps der Zulieferer zum Teil eingeschränkter Betrieb.
6 483 Arbeitnehmer betroffen
Von der Alpine-Pleite sind aber nicht nur knapp 5 000 Bauarbeitnehmer in Österreich unmittelbar betroffen, sondern den vorläufigen Angaben der Kreditschützer zufolge auch fast 1 600 im Ausland - in Summe sind es fast 6 483 Dienstnehmer, die nun neu untergebracht werden müssen.
Dazu addieren sich allein in Österreich rund 1 400 Zulieferer und Subunternehmen, die 164 290 Mitarbeiter beschäftigen und einen wesentlichen Anteil der rund 8 500 Alpine-Gläubiger stellen. Anschlusskonkurse unter den Gläubigern stehen zu befürchten.
Einige Unternehmensteile mit insgesamt rund 2 600 Mitarbeitern wie etwa die Alpine-Energie, die Hazet Bau, die Alpine Bemo Tunneling oder die Universale Bau sind aber nicht insolvent.
Holding in Konkurs
Nach der Insolvenz am [19. Juni]] 2013 der Alpine Bau GmbH musste am 27. Juni 2013 nun auch die Alpine Holding GmbH Konkurs anmelden. Der Schuldenstand der Alpine-Dachgesellschaft besteht laut Alpenländischem Kreditorenverband (AKV) einerseits aus den drei Anleihen in Höhe von 290 Mio. Euro. "Weiters hat die Holding Haftungen und Garantien im Rahmen der versuchten Konzernrestrukturierung in Höhe von 400 Mio. Euro für die Alpine Bau GmbH übernommen", sagte Daniela Fradinger-Gobec vom AKV gegenüber den Salzburger Nachrichten[1].
Die Salzburger G. Hinteregger & Söhne Baugesellschaft m.b.H. übernimmt in der Steiermark etwa 480 Beschäftigte.
Quellen
- Salzburger Nachrichten-Meldungen im Internet, u.a. 19. Juni und 24. Juni 2013
- Wikipedia, Artikel über die Unternehmensgruppe
- www.alpine.at, ehemalige Homepage, Konkursdaten, abgefragt am 21. April 2022
- www.wienerzeitung.at
Einzelnachweis
- ↑ Quelle dieses Absatzes sn online 28. Juni 2013